Ein Mörder unter uns
er schwach.
»Lester Knight hat mir erzählt,
Sie drohten, die Geschichte, daß jemand versucht habe, Babs Duane um die Ecke
zu bringen, zu veröffentlichen, sofern er Maxine Barr und Charlie Hutchins
nicht davon abhielte, weitere Anschläge auf ihr Leben zu unternehmen.«
»Das hat Lester — äh — gesagt ?« Friberg betrachtete mich mit
Trauermine wie ein heiliger Bernhard, der soeben einen Trunksüchtigen hatte
brandmarken müssen. Sein drittes Kinn wackelte nervös. »Nun — äh — Sie müssen
begreifen, daß ich zu dieser Zeit unter Druck stand, Rick — unter sehr großem
Druck! Vielleicht habe ich da eine Menge Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint
habe —. Sie wissen doch, wie das ist, wenn man unter Druck steht und manchmal
keine Zeit zum Überlegen hat? Aber nun, nachdem Sie da sind, werden Sie sich
der Situation annehmen; und glauben Sie mir, ich bin sehr dankbar dafür !«
»Wer hat Sie denn unter Druck
gesetzt, Joe ?« fragte ich mitfühlend. »Babs Duane
selbst?«
»Mit Babs würde ich fertig
werden«, sagte er bedrückt. »Arme Kleine! Sie hat solche Angst, daß sie die
halbe Zeit nicht weiß, was sie tut. Nein, dieser alte Bock, Irving Hoyt , hat mich unter Druck gesetzt! Wenn ich nichts
unternähme, dann würde er’s tun, und lauter solchen Quatsch. Aber ich dachte,
er meinte es ernst und so...«
»Ich würde gern mit Babs
reden«, sagte ich.
»Klar«, sagte er. »Deshalb bin
ich ja hier, Rick. Womit ich Ihnen auch helfen kann, es wird mir ein Privileg
und ein Vergnügen sein — darauf können Sie sich verlassen !«
»Danke«, sagte ich. »Lassen wir
einmal Maxine und Charlie Hutchins einen Augenblick beiseite, Joe. — Gibt es da
noch jemand anderen, der etwas gegen Babs hat? Jemand von den anderen
Schauspielern, der Regisseur, vielleicht sogar einer der Bühnenarbeiter?«
Mit Ausnahme seiner Knie
straffte sich alles in seinem Gesicht in konzentriertem Nachdenken, ausreichend
lange, um mich meinen Kaffee austrinken zu lassen. Dann schüttelte er bedächtig
den Kopf. »Nein, nicht daß ich... Warten Sie mal! Pat Wells.«
»Wer ist die denn ?«
»Ein Er — Patrick Wells — der
Partner von Babs.« Er schlug sich heftig mit der Handfläche gegen die Stirn.
»Wie konnte ich den vergessen? Er ist Maxines Mann .«
»Ihr Mann ?« brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
»Sie leben seit über einem Jahr
voneinander getrennt«, erklärte Friberg hastig. »Aber
als ich ihm anbot, die Rolle von Maxines Partner zu übernehmen, griff er mit
beiden Händen zu. Und als sie ausschied, hat er sich achtundvierzig Stunden
lang besoffen — und seit Babs Maxines Rolle übernommen hat, hat er, vom Text
des Stücks abgesehen, noch kein einziges verdammtes Wort mit ihr gesprochen .«
»Er steht ihr also feindlich
gegenüber«, sagte ich und zuckte die Schultern. »Aber so feindlich, um zu
versuchen, sie umzubringen, glauben Sie das? Es war ja nicht ihre Schuld, daß
Maxine ausscheiden mußte .«
»Ich weiß«, sagte der Produzent
kopfnickend. »Aber Sie kennen Patrick Wells nicht, Rick. Ich kenne ihn .«
»Okay«, sagte ich. »Also müssen
wir auch mit ihm reden .«
»Ich wäre froh, wenn Sie zuerst
etwas anderes täten, Rick — mir zuliebe .« Diesmal bebten
alle seine Kinne zugleich. »Würden Sie zuerst mit Irv Hoyt reden? Er führt sich im Theater allmählich wie
ein Irrer auf .«
»Ich habe gestern
abend bereits mit dem alten Irv gesprochen«,
sagte ich wahrheitsgemäß. »Seine Sekretärin hat mich nämlich vom Bahnhof
abgeholt und zum Hotel gefahren .«
»Das ist großartig .« Er gab einen tiefen Seufzer der Erleichterung von sich.
»Sonia Scott, nicht wahr? Ein wirklich nettes Mädchen.«
»Der alte Irv muß ihr, danach zu urteilen, wie sie sich anzieht und was sie für Schmuck
trägt, ein Vermögen zahlen«, sagte ich beiläufig.
»Ich weiß nicht«, sagte Friberg mit völlig desinteressierter Stimme. »Hören Sie,
wie sind Sie denn mit Irving zurechtgekommen ?«
»Ganz großartig«, sagte ich.
»Unsere Beziehungen waren am Schluß so innig, daß kein Messer mehr dazwischen gepaßt hätte .«
»Ich bin sehr froh, das zu
hören, Rick«, sagte er inbrünstig, »Vielleicht benimmt er sich im Theater jetzt
etwas ruhiger .«
»Das kann man nie wissen .« Ich grinste ihn an. »Im Vertrauen gesagt, der alte Irv wurde gestern abend etwas aufgeregt, aber ich fand dann einen Weg, ihn wieder zu beruhigen. Ich bin
bereit, wenn er wieder verrückt spielt , dieselbe
Technik erneut anzuwenden
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