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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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genügend heraus. »Schon gut«, unterbrach ich ihn. »Bis
später, Freund.«
    »Ja, ich werde morgen abend vielleicht wieder anrufen«, sagte er, wieder
ganz da. »Und vergessen Sie nicht, Rick, Baby, ich werde schwer ernüchtert
sein, wenn diese Schwindelgeschichte in den Zeitungen erscheint .«
    »Das habe ich begriffen«, fuhr
ich ihn an.
    »Baby, wie käme ich je dazu,
daran zu zweifeln, daß Sie die Sache schaffen wie immer ?« flehte er mit einer nun entschieden von Alkohol durchtränkter Gefühlsbewegung
bebender Stimme. »Es ist ja nur, weil ich all diese schrecklichen kleinen
Männer mit ihren rasiermesserscharfen Nasen und — diese Banausen mit den
goldenen Initialen auf ihren brandneuen Aktentaschen... Sie wissen schon, diese
lausigen Finanziers? Nur weil sie einen Haufen Zaster in das Opus, das ich mit
der süßen kleinen Maxine zu machen gedenke, hineingesteckt haben, bilden sie
sich ein, ein Recht auf Kritik zu haben. Sie verstehen schon, Baby, ich meine
das nicht irgendwie persönlich — Ehrenwort, oder ich will morgen früh ein
Eunuch sein .«
    »Schon gut, schon gut«, sagte
ich müde. »Nun schlafen Sie sich mal schön aus, Lester. Ja?«
    »Klingt großartig, bloß bin ich
nicht müde, nur ruhelos«, sagte er mit einem plötzlichen und erschreckenden
Unterton neuer Energie in der Stimme. »Warum unterhalten wir uns nicht noch
eine Weile, Baby ?«
    »Warum rufen Sie nicht zur
Abwechslung einen anderen an ?« sagte ich aus einer
plötzlichen Eingebung heraus. »Sie könnten dabei Pioniererfahrungen machen,
geradewegs von Ihrem eigenen Wohnzimmer aus, wie wär’s zum Beispiel mit einem
Ferngespräch nach Nome , Alaska ?«
    »Großartig!« Er versuchte es
probeweise mit einer langsamen, würdevoll klingenden schicksalsträchtigen
Stimme. »Vermittlung! Ich möchte mit Nome , Alaska,
verbunden werden .« Seine Begeisterung ebbte plötzlich
ab. »He, Rick? Ich kenne niemanden in Nome , Alaska .«
    »Dann rufen Sie eine Smith an«,
erklärte ich vorsichtig. »Seien Sie schlau, sagen Sie Robert — nicht John —
Smith. Den gibt es fast überall. Nicht?«
    »Sie haben wahrscheinlich recht .« Seine Stimme klang beinahe überzeugt. »Aber was, wenn
dieser Bob Smith nicht mit mir reden will ?«
    »Lester, Baby«, sagte ich und
schloß verzweifelt die Augen, »wenn Sie gerade zu Hause säßen und das Telefon
klingelte und wenn dann die Vermittlung ein Ferngespräch aus Nome , Alaska, anmeldete, würden Sie dann einhängen, nur
weil Sie niemanden in Nome , Alaska, kennen ?«
    »Sie haben wirklich recht«,
sagte er vergnügt. »Tausend Dank, Rick, Baby, und... He! Vielleicht möchte ich
nach diesem Anruf gern in meiner Pionierarbeit fortfahren. Wissen Sie sonst
noch irgendeinen exotisch, fern und romantisch klingenden Ort, den ich anrufen
könnte ?«
    »Pasadena«, knurrte ich und
hängte ein.
     
    Joe Friberg war ein fetter Bursche mit dem Gesicht eines Cherubinis, abgesehen von den tiefen Furchen und den dunklen Schatten unter den Augen.
Sein Anruf hatte mich am nächsten Morgen geweckt, und ich hatte ihn zum
Frühstück eingeladen, weil ich auf diese Art selber zum frühstücken kam.
    »Ich habe gestern
abend im Hotel angerufen«, sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln,
»aber Sie waren nicht da, und so dachte ich, Sie hätten den Zug verpaßt, den
Charlie Hutchins in seinem Telegramm genannt hatte; und ich nahm an, Sie würden
nach Ihrer Ankunft müde sein und die ganze Angelegenheit hätte Zeit bis heute vormittag .«
    »Das war sehr rücksichtsvoll
von Ihnen«, sagte ich.
    Sein Lächeln schien durch diese
Bemerkung, durch innere Beruhigung gefestigt zu werden. Es blieb, wo es war.
»Sie wissen gar nicht, wie froh ich bin, Sie zu sehen, Mr. Holman .«
    »Sagen Sie Rick«, schlug ich
vor.
    »Großartig!« Er strahlte
förmlich. »Ich bin Joe, wie Sie wissen. Ich bin in den letzten zwei Wochen fast
verrückt geworden. Als ob dadurch, daß Maxine nicht schon genug Scherereien
gehabt hätte, aus dem Stück zurückgezogen wurde. In meinem ganzen Leben war ich
noch nie so froh wie zu der Zeit, als Lester Knight mir mitteilte, Sie kämen —
das enthebt mich jeder Verantwortung. Verstehen Sie ?«
    Ich goß mir eine zweite Tasse
Kaffee ein und zündete mir eine Zigarette an. »Offen gestanden, Joe«, sagte ich
langsam, »verstehe ich Sie nicht — jedenfalls nicht in der vollen, tieferen
Bedeutung des Wortes .«
    Der angespannte, gehetzte
Ausdruck trat wieder in seine Augen.
    »Wieso — Rick ?« fragte

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