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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zu täuschen. Sie glauben, wir seien
bereits zu spät daran, um das, was auch immer geschehen mag, zu verhindern,
nicht wahr ?«
    »Ich halte es für möglich«, gab
ich zu. »Aber ich bin mir nicht einmal richtig darüber im klaren ,
was angeblich passieren soll !«
    »Egal, um was es sich handelt,
mein Onkel wird jedenfalls in die Sache verwickelt sein. Stimmt’s ?« fragte sie scharf.
    »Ich glaube, ja«, sagte ich.
    »Sie machen sich nicht viel aus
meinem Onkel, oder ?« fragte sie mit ruhiger Stimme.
    »Haben Sie, sagen wir einmal,
in den letzten zwei Jahren irgendeine Veränderung an ihm bemerkt ?« wich ich ihrer Frage durch eine eigene aus.
    »Er war ein wundervoller Mann —
er war so glücklich«, sagte sie mit weicher Stimme. »Das war, als ich ihn
kennenlernte — als er und Babs heirateten. Gleich nach der Scheidung begann er,
sich zu verändern. Jedesmal , wenn ich ihn sah, war er
noch verbitterter als zuvor. Als er mir den Job als seine Sekretärin anbot,
dachte ich, es wäre eine herrliche Chance, ihn wieder in den Menschen zu verwandeln,
der er früher war; aber natürlich gelang es mir nicht .«
    »Jemand hat ihm zu der Zeit,
als er geschieden wurde, einen üblen Streich gespielt«, sagte ich taktvoll.
»Ich glaube, er hatte jeden Anlaß, den Betreffenden zu hassen. Aber er
verwandte seine ganze Zeit darauf, diesen Haß zu nähren; und er wuchs wie eine
Pappel, das kann ich Ihnen sagen! Er wurde so groß, daß er die ganze Welt und
alle Menschen, die darauf lebten, umfaßte. Ihr Onkel Irving ist ein
Menschenhasser, Sonia, Süße; und er hat sich verschiedenen Leuten gegenüber,
die ich respektiere, gelegentlich wirklich gemein verhalten. Deshalb hege ich
keine zärtlichen Gefühle für ihn .« Ich holte tief
Luft. »Ich weiß nicht, wie Irving Hoyt war, aber ich
weiß, was er jetzt ist — ein verrückter, niederträchtiger Schweinehund !«
    »Sie haben kein Recht, etwas so
Scheußliches zu sagen !« schluchzte Sonia in einer
Mischung aus Wut und Verletztheit . »Nur weil er
versucht hat, Ihnen Angst einzujagen, als er Sie in sein Haus holen ließ! Sie
glauben doch nicht, daß er Kirch erlaubt hätte, Sie wirklich mit dem Messer
auch nur zu berühren ?«
    »Ich will Ihnen sagen, was ich
glaube, Sonia«, sagte ich mit so viel Brutalität, wie ich aufbringen konnte.
»Ihr lausiger Onkel ist zumindest zur Hälfte für das verantwortlich, was Babs
Duane zugestoßen ist, seit sie die Rolle in dem Stück übernommen hat. Und das,
was Ihnen heute abend mit Kirch passiert ist, hätte
der gute alte Irv jederzeit verhindern können .«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte
sie verzweifelt. »Sie lügen! Das ist irgendein schmutziger Trick von Ihnen, um
diesen gräßlichen Charlie Hutchins in Schutz zu
nehmen, oder vielleicht auch diesen großen Star mit ihrem Rattenschwanz von
Ex-Ehemännern und der Moral eines Flittchens .«
    »Da ist das Haus«, sagte ich.
»Fahren Sie langsam .«
    »Oh, das hätte ich beinahe
vergessen !« Sie lachte hysterisch. »Sie waren doch heute abend bei ihr, nicht wahr? Ich
vermute, das ist der Grund—«
    »Halten Sie den Mund !« schrie ich sie an.
    »—weshalb Sie den letzten Zug
erwischen mußten und...«
    Ich schlug ihr mit dem
Handrücken übers Gesicht und packte dann das Lenkrad, während sie schrie und
sich, beide Hände vor das Gesicht gepreßt, im Sitz zurückwarf. Der Wagen geriet
wie wahnsinnig ins Schleudern, und bei einem Erdwall verlor ich für ein paar
unangenehme Sekunden die Beherrschung über ihn. Sonias Fuß hatte sich
automatisch vom Gaspedal gelöst, als sie sich zurückwarf. Der schwere Wagen
verlangsamte in Schlenkerbewegungen stetig die Fahrt,
bis er schließlich, seitlich fest gegen einen Zaun gepreßt, zum Stehen kam.
    Ich schaltete den Motor ab, und
der schwere, auf das Dach niederprasselnde Regen bildete eine
Stakkato-Begleitung zu Sonias hilflosem Schluchzen. Nach etwa zwei Minuten
legte ich meinen einen Arm um ihre Schultern, zog sie an mich und hielt sie
fest, bis sie sich allmählich beruhigte.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie
geschlagen habe«, sagte ich leise. »Sie waren hysterisch, und es schien mir die
einzige Möglichkeit, Sie dazu zu bewegen, das Lenkrad loszulassen. Und es tut
mir leid, daß ich das über Ihren Onkel gesagt habe, nicht weil ich daran
zweifle, daß jedes Wort davon wahr ist, sondern weil gerade ich es Ihnen sagen
mußte. Manchmal ist die Welt eine lausige Angelegenheit, mein Kleines, weil es
einige lausige Leute darin gibt.

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