Ein mörderischer Schatten (German Edition)
Krankenhaus gestorben. Die Ärzte hatten erklärt, sie hatte zwar praktisch in der Gasse noch gelebt, doch da war schon klar gewesen, dass es keine Rettung für ihre Freundin mehr gab. Toni schluchzte auf. Sabine. Ihre beste und einzige Freundin. Unzertrennlich seit der Grundschule. Toni hatte sich nach der ersten Verzweiflung im Krankenhaus zusammengerissen und sich ein Taxi zum Haus ihrer Eltern bestellt. Als sie dort angekommen war, war auch ihr Vater gerade zu Hause eingetroffen. Der Vorfall mit Sabine war in aller Munde und schon waren die tollsten Gerüchte entstanden. Erst am Morgen war Toni soweit, sich der anderen Sache zu stellen, die die ganze Zeit bedrohlich in ihrem Hinterkopf lauerte. Die rote Rose und die Textnachricht. „Hast du die Polizei angerufen, Papa?“
„Ja, hab ich.“ Ihr Vater setzte sich mit einem Ächzen zu ihr an den Tisch. Sie war froh, dass er Schützenfest heute sausen ließ und hier bei ihr blieb. Vor allem, da gleich die Polizei kam. Hoffentlich nicht schon wieder Schmitz. „Es kommt doch bestimmt die Kripo, oder?“
„Äh, ich weiß noch nicht einmal, ob wir hier eine Kriminalpolizei vor Ort haben, Toni. Unsere Polizeiwache ist noch nicht einmal täglich rund um die Uhr besetzt.“
Langsam richtete sich Toni in ihrem Stuhl auf. „Es geht hier um Mord! Dann ruf in Viersen oder Krefeld an oder was weiß ich, wer hier für unser Kaff zuständig ist.“
„Jetzt mal langsam, Toni. Du bist erschöpft und-.“
„Nein, ist gut.“ Toni hob abwehrend eine Hand. „Ich weiß schon Bescheid.“ Entmutigt wartete sie auf den Dorfpolizisten.
Als dieser etwas später eintraf, war das erste, was er machte, einen vielsagenden Blick mit ihrem Vater zu wechseln. „Ta g, Paul.“
„Michael.“ Vater führte Schmitz und seinen Begleiter, diesmal ebenfalls männlichen Geschlechts, zu ihr ins Esszimmer.
„Was haben Sie denn für uns, Frau Hauser? Ihr Vater sagte, Sie hätten etwas zu dem Unfall Ihrer Freundin zu sagen.“
Toni befeuchtete sich nervös die Lippen und versuchte, so beherrscht und seriös wie möglich zu klingen. „Nun, ich habe Beweise, dass es sich bei dem Tod meiner Freundin um Mord handelt.“
Schmitz und sein Begleiter tauschten einen Blick. „Dann erzählen Sie mal, wie Sie zu dieser Annahme kommen.“
Toni zögerte. Sie bezweifelte, dass die beiden kompetent genug waren, einen Mordfall zu bearbeiten. Allerdings würde sie sich sicher keinen Gefallen tun, wenn sie das jetzt erwähnte. „Ähm, müssten Sie jetzt nicht die Kriminalpolizei rufen?“
Schmitz lächelte beruhigend. „Das lassen Sie mal unsere Sorge sein. Wenn wir es für angebracht halten, werden wir die Kollegen schon davon unterrichten.“
Wütend atmete Toni tief ein. „Der Stalker, der mich seit Wochen verfolgt, hat gestern eine Rose hinterlassen. Und mir eine Nachricht geschickt.“
„Eine Nachricht?“ Der andere Polizist horchte auf. „Was für eine Nachricht?“
„Einen Smiley.“ In dem Moment, wo die Worte raus waren, wusste sie, dass sie das Interesse des Polizisten verloren hatte.
„Warum fangen Sie nicht einfach von vorne an, damit wir uns ein Bild machen können.“
„Also schön.“ Toni räusperte sich. „Sabine rief mich an, als ich in der Sektbar war. Ich ging ran und sie sagte etwas von wegen, dass sie in der Gasse hinter dem Zelt wäre und ich kommen sollte. Ich konnte aber nicht alles verstehen. Ich bin also aus dem Zelt. Dann hab ich mir noch gebrannte Mandeln gekauft-.“
„Ich dachte, Ihre Freundin hätte auf sie gewartet.“
„Ja, aber ich war sauer, weil sie mich früher am Abend hatte hängen lassen. Also hab ich mir mit Absicht Zeit gelassen.“ Tonis Augen füllten sich wieder mit Tränen. „Wär ich doch nur direkt zu ihr hingegangen, dann wär sie bestimmt noch am Leben.“ Sie zog die Nase hoch und verdrängte diesen Gedanken erst einmal. „Ich hab mich noch gewundert, was sie in der Gasse zu suchen hatte, doch dann fiel mir ein, dass sie am Telefon etwas davon gesagt hatte, dass ihr schlecht war. Also hab ich angenommen, ihr wäre schlecht und sie hätte sich schon mal langsam aus der Menge entfernt, um sich nicht zu blamieren. Dann hat sie mir nochmal eine Nachricht geschickt, ich solle mich beeilen. Oh, und dass ich allein kommen sollte. Erst hab ich gedacht, damit sie keiner sieht, wenn sie, Sie wissen schon, sich übergibt, aber jetzt im Nachhinein frag ich mich, ob das nicht schon der Mörder war.“ Toni zwang sich, nicht aufzusehen. Sie
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