Ein mörderischer Schatten (German Edition)
mich eingeladen, heute hierherzukommen. Ich hab sonst mit Schützenfest nicht viel am Hut , aber ich hab gedacht, ein paar Kontakte schaden nicht, wenn ich mich selbstständig machen will.“
Toni nickte, seufzte und sah sich suchend um. „Sie haben nicht zufällig meine Freundin gesehen? Sie war vorhin bei mir, als ich an eurem Tisch vorbeigegangen bin.“
„ Ah, ja. „ Mark nickte. „Die hab ich auch schon mal bei Ihnen zu Hause gesehen, oder?“ So aufreizend, wie sie die Einfahrt raufstolziert war, war sie auch schwer zu übersehen gewesen.
„Ja, genau, die“, bestätigte seine Nachbarin.
„Die stand eben wieder bei uns am Tisch, als ich da verschwunden bin.“
„Ach.“ Überrascht sah sie ihn an.
Mark rollte die Schultern. Ihm war unwohl bei diesem Gespräch. Im Moment sah die Person vor ihm gar nicht wie die immer aggressive Frau aus, mit der er es sonst immer zu tun hatte. Sie sah vielmehr geschlagen und besiegt aus. Er könnte ihr jetzt versichern, dass ihre Freundin nur am Tisch gewesen sei, um sie zu verteidigen. Allerdings entsprach es eher der Wahrheit, dass Ralf, der Verehrer, den er schon einmal nebenan gesehen hatte, vorhin auch nichts Gutes zu sagen gehabt hatte und besagte Freundin sich eben angeregt mit diesem unterhalten hatte. Also sagte er lieber garnichts.
„Dann w erd ich sie mal suchen gehen“, brachte seine Nachbarin raus und verschwand. Allerdings nicht in Richtung Biertische, sondern sie stolzierte zur schummrigen Sektbar.
Nach ihrem dritten Sekt, den sie von einem bärtigen Mann ausgegeben bekommen hatte, dessen Namen sie nicht verstanden hatte, da er zu dem Zeitpunkt, als er sich ihr vorgestellt hatte, schon nicht mehr verständlich sprechen konnte, begann Toni langsam, ihre deprimierende Stimmung abzustreifen. Der Bärtige legte grade vertraulich seinen Arm um ihre Taille und Toni sah ihn an. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte noch einmal, Gesichtszüge unter all den Haaren zu erkennen, aber es war ein unmögliches Unterfangen. Wieder seufzte sie. Sie wollte gerade seine Hand entfernen, die an ihrer rechten Hüfte ruhte, als sie an ihrer anderen Hüfte das Vibrieren ihres Handys spürte, das in ihrem kleinen Täschchen verstaut war. Ob etwas mit den Kindern war? Schnell nahm sie das Telefon aus der Tasche und las die Nachricht. „Pfff“, stieß sie wütend aus, als sie das Antlitz ihrer Freundin auf dem Display sah. Toni sah auf ihre Uhr. Nach einer Stunde fiel es Sabine also ein, sich bei ihr zu melden. Vermutlich war es ihr zu langweilig geworden, mit Jens und seinen Freunden. Oder mit ihren anderen diversen Bekannten. Oder ihr war gerade erst wieder eingefallen, dass sie ja mit ihrer besten Freundin unterwegs gewesen war. Wütend und enttäuscht nahm Toni den Anruf an. „Ja?“, rief sie unfreundlich.
„Toni, …kotzschlecht…..warte in der Gasse …“
Toni steckte sich den Finger in ihr anderes Ohr. „Was? Hier ist es zu laut, Sabine. Ich versteh kein Wort“, rief Toni in den Hörer.
„Komm zur Gasse….“
Toni starrte auf das Smartphone, als Sabine aufgelegt hatte. „Was soll das denn?“, murmelte sie vor sich hin.
„Hä?“ Bartemann beugte sich ihr entgegen und blies ihr seinen alkoholgeschwängerten Atem ins Gesicht.
„Nichts.“ Sie schüttelte den Kopf und wand sich aus seiner halben Umarmung. „Ich muss gehen“, verabschiedete sie sich mit einem gezwungenen Lächeln und verließ die schummrige Sektbar. Toni lief durch das Zelt und ließ sich Zeit. Wo wollte ihre Freundin sie treffen? In der Gasse? Hatte sie das richtig verstanden? Toni trat vor das Zelt und blieb vor der Fischbude stehen. Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Regen hatte aufgehört und Toni ließ den Blick über die Menschen wandern, die den Platz vor dem Zelt und die angrenzende Kirmes bevölkerten. Keine Sabine. Hier war es nicht so laut, wie im Zelt, also nahm sie ihr Handy aus der Tasche und wollte schon Sabines Nummer wählen. Doch dann beschloss sie, noch nicht zurückzurufen. Sollte Sabine ruhig auf sie warten! Toni sah, dass die Bude mit den Süßigkeiten noch geöffnet hatte. Sie entschloss sich, sich noch ein Tütchen gebrannte Mandeln zu holen und schlenderte anschließend über die Kirmes. Nachdem sie sich eine Handvoll Mandeln in den Mund geworfen hatte, was sie augenblicklich bereute, denn die Nüsse waren doch sehr mächtig und sie sah gerade bestimmt aus wie ein Backenhörnchen, verstaute sie das Tütchen in ihrer Handtasche und griff
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