Ein mörderischer Schatten (German Edition)
erschrocken den Atem ein. „Oh, nein!“ Hatte sie sich den Kopf aufgeschlagen? Es war einfach zu dunkel, um irgendwas zu erkennen. Toni griff hektisch nach ihrem Handy, um wenigstens etwas Licht zu haben. Sie drückte mit zitternden Fingern irgendeine Taste, damit es Licht spendete. „Nur keine Panik“, murmelte sie zu sich selbst. „Ich ruf jetzt sofort den Krankenwagen“, erzählte sie sich selber, während sie das Telefon an Sabines Gesicht hielt, um etwas erkennen zu können. Einen Moment reagierte Toni gar nicht. Sie starrte nur regungslos in die starren Augen ihrer Freundin. Fassungslos leuchtete sie auf die Stelle, die sie vorhin ertastet hatte und sah tiefdunkles Blut, welches an Sabines Haaren klebte. „Oh, lieber Gott“, wimmerte Toni verzweifelt und wählte mit zitternden Fingern die Nummer für den Notruf. Ganz sicher konnte man Sabine noch helfen. Sie hatte doch noch vor zehn Minuten mit ihr telefoniert. Nachdem sie einen Krankenwagen gerufen hatte, beugte Toni sich wieder über ihre Freundin. „Alles wird gut, Sabine“, versicherte sie und leuchtete wieder in Sabines Gesicht. Atmete sie überhaupt noch? Oder war jemand, der so starrte, bereits tot? Nein, bestimmt war sie von der Verletzung nur nicht richtig bei sich. Toni leuchtete mit dem Handy ein Stück tiefer und stieß einen ungläubigen Laut aus. Auf Sabines Mund lag eine rote Papierrose. Toni blinzelte. Erst jetzt fielen ihr die vielen Papierblumen wieder ein. Sie schluckte. Das war ja verrückt. Sie schüttelte den Kopf, entfernte die Rose und streichelte ihrer Freundin über die Wange. Wo blieb nur der verdammte Krankenwagen? Aus der Ferne hörte sie das Martinshorn und schnell erhob Toni sich. Von wo mochte der Krankenwagen kommen? Am besten ging sie ihm entgegen, damit sie direkt wussten, wo sie hin mussten. Wie sie vermutet hatte, sah sie bald schon die flackernden blauen Lichter des Notarztes am Zelt und Toni rannte ihm entgegen. Sie winkte beim Laufen mit den Armen. „Hierher. Hier, schnell.“ Als sie die Aufmerksamkeit des Arztes und leider auch der gesamten Versammlung vor dem Zelt auf sich gezogen hatte, rannte sie schnell wieder zurück. Nachdem sie wenig späte r den Arzt von all dem unterrichtet hatte, was sie wusste und dann zur Seite geschoben worden war, um Platz für die angekommen Helfer aus dem Krankenwagen zu machen, ließ sie sich erschöpft vor der Gasse auf dem Rasen nieder. Ihr Handy ertönte, und müde sah Toni auf das Display. Ihr Herzschlag stockte für einen Moment, nur um anschließend doppelt so schnell zu schlagen. Toni hörte weder die Kommentare der neugierigen Menschenmenge, die sich mit ihr vor der Gasse versammelt hatte, noch nahm sie war, wie sich die Feuchtigkeit der Wiese langsam durch ihre dünne Hose kämpfte. Sie starrte nur wie gelähmt auf den Absender ihrer Whatsapp-Nachricht. Sabine. Mit zitternden Fingern öffnete Toni die Nachricht. Ein leuchtend gelber Smiley lachte ihr entgegen. Und daneben prangte eine einzelne rote Rose.
Mechanisch erhob sich Toni und warf einen verzweifelten Blick in die dunkle Gasse, die jetzt durch irgendwelche Lampen erhellt wurde. Ohne Widerstand ließ sie sich wegdrängen, als sie von Sanitätern oder was auch immer in die Menge geschoben wurde. Zitternd sah sie auf die Bahre, auf der ihre Freundin an ihr vorbei zum Krankenwagen getragen wurde. Das war gut, oder? Wenn jemand eilig transportiert wurde und der Kopf nicht verdeckt wurde, dann war die Person doch nicht tot, nicht wahr? Hilflos sah sie einen Moment der Bahre mit ihrer Freundin hinterher, ehe sie einen Sanitäter am Arm ergriff. „Kann ich mitfahren?“
Der Mann schüttelte bedauernd den Kopf und eilte weiter. Sie musste hinterher. Toni rannte los, um sich ein Taxi zu rufen.
Kapitel 6
„Komm, Schätzchen, trink mal den Tee hier.“ Ihre Mutter stellte ihr eine Tasse Pfefferminztee vor die Nase.
Toni, die zusammengesunken auf einem Stuhl im Esszimmer ihrer Eltern saß, sah zu ihrer Mutter auf. „Warum sollte ein Tee mir helfen? Seit wann gibt es hier im Haus überhaupt vormittags Tee statt Kaffee? Wir sind hier doch nicht in England.“
„Du warst die ganze Nacht auf den Beinen und bist mit den Nerven am Ende. Da tut dir ein Tee gut. Komm, Toni.“ Ihre Mutter rieb ihr tröstend über den Arm.
Bei dieser Geste traten Toni wieder Tränen in die Augen. Als sie gestern Nacht in Gladbach im Krankenhaus angekommen war, war Sabine schon tot gewesen. Vielmehr war sie schon auf dem Weg ins
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