Ein mörderischer Schatten (German Edition)
ist, gute Frau, so hält ein tragischer Unglücksfall die meisten Leute nicht davon ab, sich an den Folgen zu bereichern. Höchstwahrscheinlich wird es einer der unzähligen Schaulustigen eingesteckt haben. Bis die Polizei vor Ort war, war da allerhand los.“
„Warum wurde auch nicht sofort der Tatort abgesperrt?“
Schmitz rieb sich über den Mund. „Frau Hauser, ich würd e Ihnen dringend empfehlen, nicht so viele Kriminalfilme zu sehen. Es war Nacht. Es war ein Volksfest. Es wurde in erster Linie wie ein Unfall einer alkoholisierten Person behandelt. Nicht zuletzt dank Ihres Anrufs, wo sie gemeldet haben, Ihre Freundin wäre gestürzt und läge nun bewusstlos in der Nähe der Kirmes. Es läuft nicht alles so reibungslos ab, wie Sie es gerne hätten.“
„Traurig genug, dass hier sämtliche Leute unfähig sind. Wenn ich Ihnen sage-.“
„Bald ist es genug mit Ihren Beleidigungen. Ich sehe Ihnen das nach, da Sie offensichtlich vom Tod ihrer Freundin stark getroffen sind. Aber auch mein Langmut hat Grenzen. Alles was Sie hier heute erzählt haben, bestärkt nur unsere Vermutung, dass es sich bei dem Tod Ihrer Freundin um einen Unfall handelt.“ Schmitz hob die Hand und zählte an den Fingern ab. „Erstens, Sie haben unmittelbar vor dessen Tod noch mit dem Opfer telefoniert. Da war keinerlei Bedrohung zu erkennen. Zweitens, Sie sagen selbst, Sie nehmen an, dass Ihre Freundin zu viel getrunken hatte und dass dies nichts Ungewöhnliches gewesen sei. Drittens, Ihr eigener erster Eindruck war der, dass Ihre Freundin gestürzt war. Viertens, es gibt keinerlei Motiv. Selbst wenn ich auch nur eine Minute Ihre Verdächtigungen in Betracht ziehen sollte, dann sagen Sie mir mal, warum ein Stalker, für dessen Existenz es wohlbemerkt keinerlei Anhaltspunkte gibt, der sie verfolgt, plötzlich Ihre Freundin ermorden sollte? Und wie hätte er es planen sollen? Ihre Freundin ging in die Gasse, weil es ihr schlecht wurde. Dafür haben wir übrigens Anhaltspunkte. Ob der Mageninhalt der Ihrer Freundin ist, kann ich aber noch nicht sagen. Nun, sie ging also plötzlich und unerwartet alleine in die Gasse, rief Sie dann an und ,wie lange, zehn Minuten später vielleicht, finden Sie Ihre Freundin. Auch haben Sie auf dem Weg niemanden gesehen.“
„Die Gasse hat noch einen Ausgang.“
Schmitz schüttelte den Kopf. „Theoretisch wäre es möglich, ja.“
„Ich-.“
„Passen Sie auf, Frau Hauser. Ich werde das alles, was Sie mir erzählt haben, festhalten und weiterleiten, zu den Leuten, >die was davon verstehen<“, sagte er überfreundlich. „Sollten noch Fragen auftreten, werden Sie von uns hören.“
Antonia biss sich auf sie Zunge und nickte. Dann konzentrierte sie sich auf ihren kalten Tee, bis sie die Haustüre zufallen hörte. „Wo sind die Kinder, Mama?“
„Draußen im Garten, warum?“
Mit zitternden Fingern wischte sich Toni die Tränen von den Augen. „Ich hab ihnen versprochen, heute mit ihnen auf die Kirmes zu gehen.“
„Du hast kein Auge zugemacht, die ganze Nacht. Ich geh gleich mit den beiden. Leg du dich oben was hin.“
Toni rieb sich erschöpft die Augen. „ Na schön. Dann geh ich jetzt ins Bett“, sagte sie leise und erhob sich. Sie fühlte sich alt und kraftlos und langsam schlurfte sie die Treppe hoch. Verzweifelt ließ sie sich in das ungemachte Bett fallen, in dem Thea die Nacht verbracht hatte und schlief sofort ein.
Toni war das Gespräch mit den Polizisten in ihrem Kopf immer wieder durchgegangen und zuerst war sie verzweifelt gewesen. Doch als sie in der folgenden Woche nichts Verdächtiges mehr von ihrem Stalker gehört hatte und auch die Polizei Sabines Leiche schließlich freigegeben hatte, begann Toni die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie sich vielleicht doch in ihrer Fantasie etwas zusammengereimt hatte. Gut, die Ziege war dagewesen. Aber vielleicht hatte das nichts mit ihr zu tun. Und der Jogger war ja vor ihr gewesen und hatte den Kopf demzufolge ja auch gesehen. Vielleicht hatte er ja Mitleid mit dem Tier gehabt, war nach ein paar Minuten doch umgekehrt und hatte den Kopf entfernt. Und deshalb hatte er an der Hecke gestanden. Die Pralinen hatte ihr vielleicht doch Ralf geschenkt und die Rose war wirklich von Thea gewesen, auch wenn diese das damals geleugnet hatte, als Toni sie gefragt hatte. Vielleicht hatte Thea Angst gehabt, sie würde Ärger bekommen, weil sie einfach eine Blüte von Tonis Rosenbusch abgeschnitten hatte. Toni seufzte und knipste das
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