Ein mörderischer Schatten (German Edition)
Mama.“
Einige Stunden später kippte Toni fluchend den vierten Eimer Wasser in den neuen Pool. Gemeinsam mit ihren Kindern stand sie um das Becken und sah auf die Wassermenge, die sie die letzten zwanzig Minuten aus dem Badezimmer in den Pool geschafft hatte. „Wenn wir uns dranhalten, könnt ihr morgen um die Zeit eure Knie mit Wasser benetzen.“ Toni stellte den Eimer ab und stemmte die Hände in die Hüften.
„Mama, können wir schon rein?“
„Was sollen wir denn da drin, du Blödi?“, fragte Thea ihren Bruder. „Das Wasser bedeckt grade unsere Füße!“
„Mama!“, jammerte Simon.
„Es tut mir leid, Kinder. Aber ich bekomme einfach die Pumpe nicht zum Laufen.“ Toni stapfte noch einmal zu der Gartenpumpe, die neben dem Brunnen stand, den ihr Opa vor dreißig Jahren gebohrt hatte und ging in die Hocke. Sie wusste einfach nicht, warum die verdammte Pumpe auf einmal nicht mehr lief. Toni hatte beherzt alle Knöpfe gedrückt, aber ohne Erfolg. Nun legte Toni ihre Arme auf die Oberschenkel und betrachtete ratlos die verschiedenen Lämpchen, die jetzt alle blinkten. Da konnte was nicht stimmen.
„Wir können nicht schwimmen. Wir haben kein Wasser.“
„Ich weiß, Simon“, antwortete Toni , ohne aufzusehen.
„Mama hat die Pumpe kaputt gemacht.“
Als Toni merkte, dass Simon nicht mi t ihr sprach, sah sie verwundert nach hinten. Der Kleinkriminelle von nebenan stand auf seiner zugemüllten Terrasse. Toni erhob sich. Als er ihr grüßend zunickte, hob sie widerwillig ihre Hand zum Gruß.
„Soll ich mal nachsehen?“, fragte er nun.
„Nein, nein. Nicht nötig“, lehnte Toni ab. Sie wollte so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben.
Fracht zuckte mit den Schultern und steckte sich eine Zigarette an. Zumindest hoffte sie, dass es eine herkömmliche Zigarette war. Bei so Leuten wusste man ja nie. Toni wartete darauf, dass er wieder verschwand, doch ganz offensichtlich wollte er den Anblick seines von Unkraut übersäten Gartens genießen, für den er eine Sense brauchen würde, wollte er jemals wieder das Gras schneiden. Vielleicht wollte er aber auch nur sehen, was sie als nächstes vorhatte. Das würde sie auch interessieren, denn sie hatte keinen Schimmer. Da sie seine Hilfe abgelehnt hatte, musste sie aber jetzt in irgendeiner Form handeln, nicht wahr? Toni schnappte sich den Eimer, stellte ihn vor die alte Schwengelpumpe und begann, den schweren Eisengriff runterzudrücken. Würde sie eben von Hand pumpen. Besser als jedes Mal ins Badezimmer zu rennen. Toni pumpte einen Eimer voll, ehe sie eine Pause machte und ihren Arm massierte. Dann schleppte sie den Eimer zum Pool.
„Ihh, Mama. Das Wasser ist ganz braun“, rief Thea.
Toni sah in den Eimer. Tatsächlich.
„Das ist Rost .“
Toni zuckte zusammen und sah wütend auf. „Ja, kommen Sie nur rüber, Herr Fracht. Fühlen Sie sich wie zuhause“, sagte Toni sarkastisch, als sie ihn neben sich stehen sah.
„Die Pumpe ist wohl schon länger nicht mehr benutzt worden, was? Da hat sich wohl Rost aus dem Rohr angesammelt.“
„So, so. Nun, dann schütten wir den ersten Eimer lieber weg, Kinder.“ Toni stapfte ergeben die paar Meter zurück zur Pumpe, kippte das Wasser aus und begann von neuem zu pumpen. Diesmal kam es ihr noch anstrengender vor, den Schwengel hoch und runter zu drücken. „Puh“, stöhnte sie.
„Soll ich helfen?“
Toni lächelte Fracht an, der gerade ihre nichtsnutzige elektrische Gartenpumpe beäugte, die immer noch blinkte wie eine Kirmesdekoration. „Nein, nein. Es geht schon“, sagte sie außer Puste. „Ich merk nur, das ich nicht mehr Joggen geh.“
„Ah. Ja. Ich hab Sie ein, zweimal wiederkommen sehen“, versuchte er, eine Unterhaltung mit ihr zu führen. „War wohl nichts für Sie, was? Naja, Joggen ist nicht jedermanns Sache.“
„ Nein, ich bin schon gerne Joggen gegangen. Schon seit Jahren, wenn Sie es genau wissen wollen.“
Fracht sah sie überrascht an. „Wirklich? So regelmäßig?“
„Ja, sicher“, verkündete Toni stolz und außer Atem, als sie sich abmühte, den Schwengel ein letztes Mal nach unten zu drücken.
„Das hätt ich jetzt aber nicht gedacht“, erwiderte ihr Nachbar skeptisch und betrachtete ihre Figur genauer.
Toni ließ den Pumpenhebel los. „Was soll das denn heißen?“
Mark kratzte sich am Kopf. „ Garnichts. Sie sehen nur nicht aus wie eine Läuferin.“
„Wie sehen die denn aus?“
„Keine Ahnung.“ Hätte er nur nichts gesagt. „Soll ich nicht
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