Ein mörderischer Schatten (German Edition)
ihm die Treppe runterschritt. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und innerlich zitterte sie wie Espenlaub. Sie zwang sich, tief durchzuatmen. Sie durfte jetzt nicht hysterisch werden. Sie schnappte sich ihre Handtasche, nahm Simon auf den Arm und ging zur Tür. „Thea, komm!“, rief sie, als ihre Tochter schon die Treppe hinuntergeeilt kam. Sie liefen zum Auto und hektisch schnallte Toni ihren Sohn an. „Gleich geht es dir besser, Schätzchen“, sagte sie mit einem Lächeln, als ihr Sohn sie voller Angst ansah. Sie warf sich auf den Fahrersitz, brauchte zwei Anläufe, um den Zündschlüssel ins Schloss zu stecken und wollte den Motor starten. Doch der Wagen gab keinen Laut von sich. Sie drehte den Zündschlüssel noch einmal. Nichts. Noch nicht mal ein Kratzen. „Oh, du lieber Gott“, stieß sie weinerlich aus. Einen Moment lang saßen sie da in pechschwarzer Nacht, nur Simons Atemgeräusche und sein Schluchzen erklangen in der Stille. Dann sprang Toni aus dem Auto und rannte zum Nachbarhaus. Es war ein Uhr nachts. Bitte, bitte, lass ihn zu Hause sein, flehte sie. Sie klingelte Sturm und klopfte mit der Faust an die Haustür. Was sollte sie nur tun, wenn er nicht aufmachte? Bis sie ihre Eltern aus dem Bett geklingelt hätte, falls sie das Telefon überhaupt hören würden, oder ein Krankenwagen hier wäre, das würde ewig dauern. Oh, lieber Himmel, hätte sie nur eine neue Batterie gekauft. Mit dem Auto wären sie in spätestens einer viertel Stunde in der Kinderklinik. Noch einmal klingelte sie Sturm und wollte gerade wieder an die Türe hämmern, als das Licht in Frachts Diele angemacht wurde.
„Was soll das Palaver…“, begann Mark Fracht wütend, als er die Haustür aufriss. Dann stockte er und sah Toni überrascht von oben bis unten an.
„Oh, bitte…Sie müssen uns fahren“, begann sie aufgeregt und gestikulierte hinter sich. „Mein Sohn muss ins Krankenhaus, er bekommt keine Luft mehr“, rief sie immer lauter.
Einen Moment sah Fracht sie nur weiter an. Dann sah er an ihr vorbei, und Bewegung kam in ihn. „Ich komm sofort. Ich zieh mir nur schnell was an.“
„Danke“, rief Toni dankbar und erleichtert und rannte zu ihrem Auto, um Simon auszuschnallen. „Komm, Thea, der Herr Fracht fährt uns. “ Sie hievte Simon aus dem kleinen Auto und trug ihn zu Frachts Auto.
Mark umklammerte das Lenkrad fester und warf einen nervösen Blick in den Rückspiegel. Der Junge saß neben seiner Mutter und weinte.
„Muss ich sterben, Mama?“
„Sch,sch, Simon. Aber nein. Versuch mal, ganz ruhig zu atmen“, erwiderte seine Mutter mit zitternder Stimme und strich ihrem Sohn beruhigend über den Kopf. „Ich hab das Fenster runtergekurbelt, da bekommst du gleich besser Luft. Und jeden Moment sind wir da und dann kannst du wieder atmen“ Sie holte zitternd Luft. „Und sieh mal, da draußen, der Mond. Sieht das nicht schön aus? Thea, du findest doch den Vollmond auch immer so schön, oder“, versuchte sie, die Kinder abzulenken.
Mark sah auf die Uhr. Sie fuhren schon zehn Minuten. Wie weit war nur die verdammte Kinderklinik entfernt? Er wusste nicht, wie sie es schaffte, so ruhig zu bleiben. Bei jedem Blick in das Gesicht des Jungen trat er das Gaspedal ein wenig tiefer. Die Tochter saß blass neben ihm auf dem Beifahrersitz, denn hinten war nicht genügend Platz, und sie verrenkte sich den Hals, während sie nach hinten sah. Sie hatte ihren Blick noch nicht einmal von ihrem Bruder genommen. „Wo lang jetzt?“, fragte er mit krächzender stimme.
„Da vorne an der Ampel links und dann sind es nur noch ein paar hundert Meter.“
Mark nickte und zwang sich, in gemäßigtem Tempo abzubiegen und parkte kurz darauf vor dem Haupteingang.
„Danke“, sagte Antonia inbrünstig, ehe sie aus dem Auto stieg und Simon auf den Arm nahm. „Komm Thea. Nochmal vielen Dank“, wiederholte sie, ehe sie die Tür zuschlug und mit dem Kind auf dem Arm zum Eingang eilte. Mark machte den Motor aus. Er zögerte einen Moment, ehe er ebenfalls ausstieg und hinter den dreien herlief. An der Aufnahme hatte er sie eingeholt, was ihm einen kurzen fragenden Blick von seiner Nachbarin einbrachte. Nach einem Blick auf Simon wurde sofort ein Arzt benachrichtigt und sie wurden ins Wartezimmer der Notaufnahme geschickt.
„Sie brauchen wirklich nicht hier mit uns zu warten“, versicherte sie ihm, während er neben ihr herhastete.
Als er nichts erwiderte, fügte sie hinzu: „Ich hab keine Ahnung, was jetzt passiert oder wie
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