Ein mörderischer Sommer
an.«
»Wie lange wird es denn dauern?«
»Ein paar Tage. Haben Sie sich schon entschieden, wohin Sie den Hauptanschluß haben wollen?«
»Den Hauptanschluß?«
»Ihr Mann hat uns aufgetragen, eine Sprechanlage zu installieren. Das Haus verfügt bereits über die dazu notwendigen Leitungen. Die meisten Leute wollen den Hauptanschluß in der Küche haben.« Er sah sich in dem Raum um. »Da, neben dem Telefon, das ist wahrscheinlich der beste Platz dafür.« Schweigend nickte Joanne.
Das Telefon klingelte.
»Hier ist Paul, Joanne«, sagte die Stimme geschäftsmäßig höflich. »Sind die Leute schon da?«
»Die von der Alarmanlagenfirma? Ja, die sind hier.«
»Gib mir mal Harry!«
Schweigend reichte Joanne dem älteren Mann den Hörer und horchte, als er mit Paul sprach. Nervös lächelte sie Leon, dem jüngeren der beiden, zu. Er lächelte unverkrampft zurück, schwieg jedoch, nippte nur ab und zu gedankenverloren an seinem Kaffee.
»An die Arbeit!« verkündete Harry, nachdem er das Telefongespräch beendet hatte. Sofort stand Leon auf und folgte seinem Bruder aus der Küche und die Treppe hinab.
Der restliche Nachmittag erschien Joanne wie ein unscharfes Foto. Das Haus wimmelte von Männern, die wie Mäuse umherhuschten. Um fünf kam Harry und wollte wissen, welche Zahlenkombination sie sich für den Alarm ausgedacht hatte.
»Zahlenkombination?«
»Ihr Mann sagte, die Zahlen würde er ihnen überlassen.« Joanne starrte Harry verständnislos an. »Sie müssen vier Zahlen aussuchen, Mrs. Hunter. Welche Kombination Sie eben wollen.« Er führte sie zu dem kleinen Kasten, der auf die Innenseite der Haustür montiert worden war. »Immer wenn Sie aus dem Haus gehen wollen, geben Sie vorher die vier Ziffern ein, dann geht ein grünes Licht an. Danach haben sie dreißig Sekunden Zeit, um das Haus zu verlassen und die Tür hinter sich zu verschließen. Dasselbe gilt, wenn Sie heimkommen. Sie gehen rein, und es bleiben Ihnen dreißig Sekunden, um Ihre Nummer einzutippen und das Alarmsystem damit abzuschalten. Dann geht das grüne Licht aus. Wenn Sie das nicht tun, geht der Alarm los, verstehen Sie?«
Joanne nickte. Von oben waren plötzlich rüde Beschuldigungen zu hören; Türen wurden zugeschlagen. »Kinder!« schrie Joanne, insgeheim froh über die Ablenkung. »Hört auf damit!«
»Sie hat mich Lügnerin genannt!« kreischte Lulu.
»Sie ist eine Lügnerin!« brüllte Robin ihr nach. Wieder erzitterte die Diele von wuchtigem Türenschlagen.
»Die Zahlen?« fragte Harry geduldig.
»Wann brach der Bürgerkrieg aus?« wollte Joanne wissen. Ihre Gedanken waren noch immer bei den streitenden Töchtern.
»Wie bitte? Der Bürgerkrieg?« Er sah zu seinem Bruder hinüber.
»1861«, sagte Leon. Das erste Wort, das Joanne von ihm gehört hatte.
»Kann ich das nehmen?« fragte sie.
»Sie können auch den Ausbruch des Burenkrieges nehmen, wenn sie wollen«, erklärte Harry. »Also: 1-8-6-1.«
»Meine jüngere Tochter ist schwach in Geschichte … Sie kann sich keine Jahreszahlen merken. Vielleicht wird ihr das ein bißchen helfen«, sagte Joanne, aber die beiden Männer waren schon die Treppe hinuntergestiegen.
Joanne wollte in die Küche zurückgehen. Der große, unheimliche Bauarbeiter stand an der Tür. Wie lange schon?
»Ich habe an die Schiebetür geklopft. Wahrscheinlich haben Sie es nicht gehört. Ist Ihr Mann jetzt zu Hause?« Joanne schüttelte den Kopf. Sie konnte einfach nicht sprechen. »Er wollte noch mal mit mir sprechen, bevor wir mit dem Fliesenlegen beginnen. Und morgen beginnen wir.«
»Ich rufe ihn an«, sagte Joanne, die ihre Stimme plötzlich wiedergefunden hatte. Als der Mann Sekunden später mit Paul sprach, fand Joanne, daß er eigentlich eine ganz angenehme Stimme hatte. Er sah im Grunde auch gar nicht unheimlich aus, wie Lulu behauptete. Er beendete das Gespräch, legte den Hörer auf und drehte sich zu Joanne um. »Danke.« Er lächelte. Sein Blick vertiefte sich in ihre Augen, als ob er etwas wüßte, was sie nicht wußte. Wie lange hatte er vorhin schon an der Tür gestanden? Hatte er mitgehört, als Harry und sie über die Zahlenkombination gesprochen hatten? Sie durfte kein Risiko eingehen – sie mußte die Ziffern ändern lassen.
»Harry«, rief sie die Treppe hinunter, nachdem der dünne Bauarbeiter wieder in den Garten hinausgegangen war und sie die gläserne Schiebetür hinter ihm sorgfältig verriegelt hatte.
»Ja, Mrs. Hunter?« In Harrys Stimme schwang mitleidige
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