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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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junge, schöne Frau in einem Werbefilm bezog, die in Zeitlupe durch ein Blumenmeer lief, um ihren erwartungsvollen jungen Geliebten zu umarmen.
    Immer noch klingelte das Telefon. »Du Arschloch!« schrie Joanne in seine Richtung. »Schau, was mir jetzt wegen dir passiert ist! Nicht genug, daß du mich umbringen willst, jetzt mußt du auch noch mein Make-up ruinieren!« Wütend schritt sie auf den Apparat zu und riß den Hörer von der Gabel. »Hallo!« bellte sie zornig hinein, aber schon versteifte sich ihr Körper in Erwartung des sonderbaren Krächzens, das ihr sofort das Blut in den Adern gefrieren lassen würde.
    »Joanne?«
    »Warren?« Einen Moment lang war sie völlig verwirrt. Warum rief ihr Bruder sie um diese Zeit an – es war noch nicht einmal sieben Uhr morgens in Kalifornien –, wenn nicht etwas Entsetzliches geschehen war? »Was ist los? Ist alles in Ordnung?«
    »Uns hier geht es allen gut«, antwortete er schroff. »Du bist diejenige, wegen der ich anrufe.«
    »Ich?«
    »Himmel noch mal, Joanne, warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Joanne ihre Verwirrtheit überwunden und verstanden hatte, von was Warren überhaupt sprach. »Du meinst das mit Paul und mir?« fragte sie.
    »Unter anderem. Warum hast du es mir nicht erzählt?«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen. Ich hatte gehofft, die Sache würde sich zum jetzigen Zeitpunkt längst erledigt haben«, erklärte sie.
    »Aber das ist nicht der Fall.«
    »Nein«, gab sie zu, »zumindest noch nicht. Aber ich esse heute mit Paul zu Mittag, und …«
    »Ich habe gestern mit Paul gesprochen.«
    »Ja?« Dumme Frage, dachte Joanne, nachdem sie sie gestellt hatte. Wie hätte er sonst erfahren sollen, daß sie sich getrennt hatten? »Was hat er gesagt?«
    »Nun, du kannst dir ja vorstellen, wie idiotisch ich mir vorkam«, begann Warren, ihre Frage völlig ignorierend. »Ich wähle deine Nummer und erfahre, daß darunter kein Anschluß mehr existiert, ich rufe daraufhin in Pauls Büro an und frage ihn, was los ist, es entsteht eine peinliche Pause, und dann sagt er schließlich: Joanne hat es dir also nicht erzählt? Ich sage: Was erzählt? Und dann klärt er mich über alles auf.«
    »Über was?«
    »Über was?« wiederholte er. »Daß ihr zwei euch getrennt habt, er eine eigene Wohnung in der Stadt hat, daß du mehrere obszöne Anrufe erhalten hast – Joanne, ist denn alles in Ordnung?«
    Nichts ist in Ordnung, dachte Joanne. »Natürlich ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Paul braucht Zeit, um … um über alles nachzudenken. Er ist ein wenig durcheinander, das ist alles.«
    »Hättest du gern ein bißchen Gesellschaft? Gloria könnte auf ein paar Tage rüberfliegen …«
    »Nein, mir geht es gut, wirklich.« Wenn sie zugab, daß sie Glorias Besuch brauchte, würde ihr Bruder nur noch mehr alarmiert sein. Welchen Sinn hätte das?
    »Gloria möchte kurz mit dir sprechen.«
    »Hallo, Joanne.« Gloria klang immer so, als ob sie gerade etwas Unangenehmes röche. »Wie kommst du denn zurecht?«
    Joanne versicherte ihr, daß es ihr gutgehe. Sie sagte nichts davon, daß ihre rechte Wange über und über mit Mascara verschmiert war, daß sie nichts Ordentliches zum Anziehen hatte, daß der Boden ihres Schranks mit Kleidungsstücken bedeckt war, die sie nicht tragen wollte, daß ihr Garten ein einziger Saustall aus Beton war, um den sich niemand mehr kümmerte, daß ihre beste Freundin kränkelte und daß sie immer stärker davon überzeugt war, das nächste Opfer des Vorstadtwürgers zu werden. Sie sagte, daß es ihr gutgehe, weil sie wußte: Das wollte Gloria hören.
    »Na, dann ist es ja gut. Ich meine … ich weiß, es ist dein Leben«, fuhr Gloria fort, »aber versuch doch, alles nicht zu ernst zu nehmen. Du weißt schon, was ich meine.«
    »Ich dachte, wir essen zusammen zu Mittag«, sagte Joanne.
    »Ja, ich weiß, und es tut mir auch leid«, erklärte Paul in leicht schneidendem Ton. »Ich habe versucht, dich heute morgen zu erreichen, als sich diese Sache abzeichnete, aber niemand ist ans Telefon gegangen.« Joanne sah sich im Geiste mitten in ihrem begehbaren Kleiderschrank stehen und hörte das schrille Läuten des Telefons auf dem Nachtkästchen. »Tut mir wirklich leid, Joanne. Ich konnte nichts machen. Es ist ein wichtiger Klient, und wenn er vorschlägt, zusammen zu Mittag zu essen, dann ist das mehr als einfach so ein Vorschlag, du weißt schon, was ich meine.« Joanne sah zu Boden. (»Du weißt schon,

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