Ein moerderisches Geschaeft
werden muss. Ich habe mir Sorgen wegen der vielen Kosten gemacht, aber Eric wollte nichts davon hören. ›Und wenn wir jeden Penny ausgeben müssen‹, hat er gesagt, ›dann tun wir es. Das Wichtigste ist, dass es dir gut geht‹.«
Dieser Hurensohn, dachte Carrie. Er wollte Anne ein für allemal loswerden, aber Anne, die vielleicht immer noch im Schockzustand war, konnte die Wahrheit nicht akzeptieren – deshalb schilderte sie ihren Mann und ihre Ehe wohl in so glühenden Farben. Hatte ihr Eric einen Brief zukommen lassen, oder wollte er, dass sie starb, ohne zu wissen, wer für ihren Tod verantwortlich war?
»Wir sollten uns vor Tagesanbruch auf den Weg machen«, unterbrach Sara Carries Gedanken.
»Meine Hände sind wund und Ihre auch. Wenn wir uns abseilen …«
»Wir schaffen das.«
»Anne, haben Sie Sportkleidung oder so was dabei?«, erkundigte sich Carrie. »Sie können nicht in hochhackigen Schuhen den Berg hinuntergehen.«
»Nein.«
»Sara und ich werden Sie schon passend ausstaffieren«, versicherte Carrie.
Ihre Einstellung zu Anne hatte sich radikal gewandelt. Sie fühlte sich für sie verantwortlich und hoffte, dass sie die Wahrheit verleugnete, bis sie die Zivilisation erreicht hatten.
»Sie könnten ein paar Nahrungsmittel zum Mitnehmen zusammenpacken«, schlug Carrie ihr vor. »Und den Verbandskasten.«
»Sie können alles in meine Gürteltasche tun«, sagte Sara. »Sie liegt in meinem Schrank, aber ich habe nicht die Energie, die Treppe hinaufzugehen und sie zu holen.«
»Oh, ich mache das. Ich mache mich gern nützlich. Und lassen Sie das Geschirr stehen«, ordnete Anne an, während sie aus der Küche lief. »Ich spüle es später.«
Sobald Anne außer Hörweite war, flüsterte Sara: »Dieser Dreckskerl.«
Carrie nickte. »Jetzt habe ich noch einen Grund, hier lebend herauszukommen. Ich werde diesen Hurensohn umbringen.«
»Sie halten die Waffe und ich drücke auf den Abzug«, pflichtete Sara ihr bei.
22
Etwas knurrte und es war definitiv kein menschliches Wesen. Avery rückte näher zu John Paul. Er hatte ihr eine Ruhepause von zwanzig Minuten versprochen und einen geschützten Platz unter einem Felsvorsprung gefunden. Der Boden war trocken, und die Nische war breit und tief genug, dass er seine Beine ausstrecken konnte.
Avery hatte dafür plädiert, eine Höhle zu suchen, aber John Paul erhob Einspruch, weil er keine ungebetene Gesellschaft wie Berglöwen oder Bären haben wollte, die ihren Bau verteidigten.
Sie schlug vor, ein Feuer zu machen, aber auch dagegen hatte er etwas einzuwenden. Der Rauch wäre meilenweit zu sehen.
Avery hörte wieder das Knurren. Es schien näher zu kommen. Sie stieß John Paul an und flüsterte: »Hast du das gehört?«
»Hmm«, machte er träge.
Er lehnte am Felsen und hatte seine langen, muskulösen Beine ausgestreckt. Er legte den Arm um Avery und riet ihr, sich zu entspannen.
Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter und immer wieder rieb er sein Kinn an ihrem Kopf. Sie wusste nicht, ob sie das als Liebkosung werten sollte oder ob ihn die Bartstoppeln juckten.
Ein Rascheln ertönte unter ihnen. Avery spannte sich an. Dann glaubte sie, das Knurren wieder zu hören. Was, um alles in der Welt, war das? Ein Bär? Ein Berglöwe? Was?
Der Revolver lag neben John Paul auf dem Boden und er hatte die Hand am Griff.
Avery atmete tief durch und versuchte, nicht daran zu denken, wie unbehaglich sie sich fühlte. Denk positiv, ermahnte sie sich. Das Glas ist halb voll. Sei optimistisch.
O Gott, wir werden hier in der Wildnis sterben. Sie seufzte. So viel zu ihrem Optimismus. John Paul musste gespürt haben, dass sie ein Schauer durchlief, denn er rieb ihren Arm. Sie fand das süß. Sie bemühte sich ehrlich, sich zu entspannen, doch die Angst beherrschte ihr Bewusstsein. Konnte ein Körper zu erschöpft sein, um Ruhe zu finden? Als sie sich hingesetzt hatte, war sie dem Zusammenbruch nahe gewesen, und sie wusste, dass sie sich ausruhen musste, um Kräfte für den Marsch zu sammeln.
Was machte die Frau gerade mit Carrie und den anderen? Hatte John Paul Recht? Waren sie schon längst tot?
Sie schob den Gedanken beiseite und bemühte sich erneut, sich zu entspannen. Jeder Muskel schmerzte und ihre Zehen kribbelten. Sie wollte die Wanderschuhe ausziehen, aber John Paul hielt sie davon ab. Ihre Füße müssten sich an die nassen Schuhe gewöhnen; alles, was sie tun könnte, wäre, die Krämpfe durch Gehen zu verhindern. Er führte sich auf wie eine
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