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Ein moerderisches Geschaeft

Ein moerderisches Geschaeft

Titel: Ein moerderisches Geschaeft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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selbst ab, während sie durch den Wald lief. Sie bemühte sich, nicht an ihre nasse Unterwäsche zu denken, die an ihrer Haut klebte, oder daran, dass sie mindestens ein Pfund Schlamm an jedem Schuh mit sich herumschleppte.
    Sie sah den toten Ast nicht richtig, über den sie springen wollte, stolperte und wäre mit dem Kopf voran an einen Baumstamm gefallen, wenn John Paul sie nicht gepackt und festgehalten hätte. Das Gelände wurde steiler und tückischer. Averys Wadenmuskeln brannten und sie musste schließlich ihre Schritte verlangsamen.
    Plötzlich blieb sie stehen. Sie waren auf eine Felsplatte gekommen, die weit über den Berghang ragte. Von hier aus hatten sie einen weiten Ausblick auf die niedrigeren Hügel. Saftig grüne Wiesen lagen zwischen aufragenden, dicht bewaldeten Bergen. Alles war so grün, so lebendig. Und keine Menschenseele war zu sehen. Die Leute mussten doch in Scharen in dieses Paradies strömen, oder nicht? Wo steckten sie alle?
    »Ist das nicht malerisch?«
    »Ja, ja, es ist malerisch«, murmelte John Paul.
    Sie versuchte verzweifelt, positiv zu bleiben, und fragte: »Ist dein Glas immer halb leer? Kannst du dich nicht freuen …«
    Er unterbrach sie brüsk. »Ist dir aufgefallen, wo wir sind? Wir werden zwei Tage brauchen, um wieder in die Zivilisation zu kommen.« Er suchte in der Landschaft unter ihnen nach Straßen, hatte jedoch kein Glück. Wenigstens konnte er jetzt ihren Standort genau bestimmen.
    »So viel Zeit haben wir nicht«, stellte Avery fest. Sie ließ die Schultern sinken und sah sich um; die Schönheit wirkte plötzlich bedrohlich, als sie sich bewusst wurde, wie misslich ihre Lage wirklich war. Konnte es noch schlimmer kommen? Am liebsten hätte sie losgeheult, aber sie gab dem Drang nicht nach. Reiß dich am Riemen, ermahnte sie sich zum wiederholten Mal. »Ist nicht so schlimm«, behauptete sie.
    »Ja? Und was bringt dich darauf?«
    Sie musste einen Moment überlegen, ehe ihr etwas einfiel. »Weil wir eine Pause einlegen sollten.«
    Und in diesem Moment fing es wieder an zu regnen.

21
    Anne war eine der puritanischsten, starrsinnigsten Frauen, denen Carrie jemals begegnet war. Sie war sicher gewesen, dass diese Frau absolut nutzlos war. Aber sie hatte sich geirrt; Anne hielt sich sehr wacker. Nachdem sie die Leintücher zusammengeknüpft hatte, half sie ihnen, die Wand zu durchstoßen. Sie konnte tüchtig zupacken und hatte ein erstaunliches Durchhaltevermögen. Allerdings fehlte ihr jeder Sinn für Humor, aber in ihrer Lage gab es ja auch nicht gerade viel zu lachen. Solange Annes geheiligte Ehe nicht zur Sprache kam, war sie beinahe umgänglich und angenehm.
    Offenbar war sie daran gewöhnt, das Heft in die Hand zu nehmen, und gab die Befehle, während sie Seite an Seite arbeiteten. Ein großes Loch mit dem Feuerhaken in die Verschalung zu stoßen, war ein Kinderspiel. Das Isoliermaterial machte auch keine Probleme, obwohl hinterher ein heilloses Durcheinander herrschte. Sie stopften das ganze Zeug in eine große Mülltüte. Zum Glück stießen sie weder auf Stromleitungen noch auf Rohre. Als Nächstes schnitten sie die Dachpappe mit Messern auf.
    Dahinter waren die Bretter. Die erwiesen sich als hartnäckig. Carrie musste eine Pause machen, als ihr Daumen anfing zu bluten. Anne zog ihr die Splitter mit einer Pinzette heraus und verband die Wunde, Sara schuftete währenddessen weiter.
    Um drei Uhr morgens waren sie alle vollkommen erledigt.
    Sara und Carrie hatten Pflaster an allen Fingern. Anne sah immer noch aus wie aus einer Modezeitschrift. Ihre Nägel waren nicht einmal abgebrochen.
    »Was ist mit unserem Leintuch-Seil?«, fragte Sara. Sie schob die Ärmel ihrer gestreiften Bluse bis zu den Ellbogen und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Es liegt bereit«, sagte Anne. Sie stellte einen Teller mit Tomatensuppe vor Sara hin und ging zurück zum Herd, um auch für Carrie einen Teller zu füllen.
    »Ich bin zu müde, um etwas zu essen«, sagte Carrie.
    »Sie müssen bei Kräften bleiben«, ermahnte Anne sie.
    Sara beobachtete, wie Anne zwei Pillen aus der Tasche nahm. Sie drehte ihnen den Rücken zu, als sie sie in den Mund steckte und ein Glas Wasser trank.
    »Was nehmen Sie da ein?«, wollte Sara wissen.
    »Oh, nichts«, antwortete Anne und nahm Carrie gegenüber Platz.
    »Aspirin?«, hakte Carrie nach.
    »Ja«, erwiderte Anne, aber Sara schüttelte den Kopf.
    »Das war kein Aspirin, es waren rosa Kapseln.«
    »Sie haben gute Augen«, bemerkte Anne. »Das ist

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