Ein moerderisches Geschaeft
verneinte, fragte ich nicht weiter. Carrie sprach von einem luxuriösen Privathaus. Ich bin davon ausgegangen, dass ihr Monk nichts als Lügen aufgetischt hat. Aber was, wenn nicht?«
»Was bringt dich auf die Idee, dass er ihr das wahre Ziel der Fahrt genannt hat?«
»Das, was du gesagt hast. Warum sollte er lügen, wenn es nicht nötig war? Lügen bringen einen zu Fall.« Sie wiederholte seine eigenen Worte. »Monk hatte sie bereits in seiner Gewalt, richtig? Und er hatte sich ihr vorgestellt. Sie ging brav mit ihm mit und machte sich wahrscheinlich überhaupt keine Gedanken. Aber sie rief mich mit ihrem Handy von der Damentoilette im Flughafen aus an. Ich bezweifle, dass sie Monk von diesem Telefonat erzählt hat. Dazu gab es gar keinen Grund.«
»Wenn Monk ihr gesagt hätte, wohin er sie bringen will, hätte er sie keinen Moment mehr aus den Augen gelassen.«
»Er konnte nicht gut mit auf die Damentoilette gehen«, erklärte Avery. »Und vielleicht wusste er nicht, dass sie eines ihrer Handys bei sich hatte.«
»Eines ihrer Handys?«
Avery nickte. »Sie schleppt immer zwei mit sich herum. Carrie ist ein Workaholic, und es macht sie wahnsinnig, wenn die Akkus leer sind. Außerdem benutzt sie eines für Geschäfts-, das andere für Privatgespräche.«
»Sie könnte Ersatzakkus mitnehmen.«
»Oh, das macht sie«, sagte Avery. »Was denkst du?«
»Über deine Theorie, dass er die Wahrheit gesagt hat? Ich denke, du greifst nach Strohhalmen.«
»Nein, ich analysiere die Tatsachen, und die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig, dass ich Recht habe. Wir müssen es überprüfen.«
»Weißt du, wo dieses Haus ist?«
Sie breitete die Karte aus und erzählte ihm von dem älteren Mann, der sich bei McDonald’s zu ihr gesetzt hatte.
»Ja, ich sehe den Kreis, den er eingezeichnet hat.«
Avery berichtete ihm von dem Ehepaar, das sich um das Haus stritt. »Der Richter entscheidet demnach bald, wem nach der Scheidung das Haus zukommt. Es ist jetzt schon seit Wochen unbewohnt.«
John Paul nickte bedächtig. »Okay, es ist einen Versuch wert. Die Verschnaufpause ist zu Ende. Es wird Zeit, dass wir uns wieder in Bewegung setzen.«
»Wir müssen zum nächsten Telefon. Das hat absolute Priorität.«
»Nein«, flüsterte John Paul. »Erste Priorität ist, am Leben zu bleiben, damit wir zu einem Telefon können.«
Und das war, wie er wusste, leichter gesagt als getan.
23
Jetzt, da die drei Frauen endlich einen Fluchtweg hatten, waren sie wie gelähmt vor Angst.
Es war vier Uhr morgens, und sie schätzten, dass es in ungefähr zwei Stunden hell werden würde. Sie saßen am Küchentisch. Alle drei hatten sich für den Marsch durch den Wald in mehrere Kleiderschichten gehüllt und tranken heißen Tee, um sich gegen die Nachtluft zu wappnen. Eine kalte Brise blies durch das Loch in der Speisekammer in die Küche.
»Was, wenn Monk draußen Stolperdrähte oder so was angebracht hat?«, fragte Carrie. »Was machen wir dann? Wir würden sie in der Dunkelheit nicht sehen.«
Sie dachten über diese Möglichkeit nach, dann sagte Sara: »Ich glaube kaum, dass er sich die Zeit genommen hat, den Berghang hinaufzuklettern. Sicher denkt er, dass wir hier drin festsitzen und nicht raus können.«
Carrie war so verängstigt, dass sie zitterte. »Hören sie«, flüsterte sie. »Falls ich es nicht schaffe …«
»Reden Sie nicht so. Wir alle werden es schaffen«, schnitt ihr Sara das Wort ab, aber ihre Stimme war keineswegs überzeugend.
»Lassen Sie mich aussprechen«, beharrte Carrie. »Wenn ich ums Leben komme, müssen Sie die Polizei dazu bringen, Avery zu suchen und zu beschützen, das müssen Sie mir versprechen. Rufen Sie meinen Mann an«, setzte sie hinzu. »Tony wird helfen wollen, Avery …« Sie schluchzte und konnte nicht weitersprechen.
»Denken Sie lieber an das, was direkt vor uns liegt«, schlug Sara vor. »Eins nach dem anderen.«
»Ganz richtig«, pflichtete Anne ihr bei. »Konzentrieren Sie sich auf die Kletterpartie mit dem Seil.«
Carrie nickte. »Ja, gut.« Sie schob ihre Teetasse beiseite und stand auf. »Wir sollten gehen. Schieben wir es nicht unnötig hinaus.«
Anne nahm Carries Hand. »Alles wird gut. Sie werden sehen.«
Carrie drückte lächelnd ihre Hand. Oh … Annes Augen waren ganz glasig. Wahrscheinlich hatte sie eine ihrer Schmerzpillen geschluckt. Als Carrie in ihrem Zimmer nach einem Weg ins Freie gesucht hatte, waren ihr die vielen Medizinfläschchen aufgefallen, die Anne auf dem
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