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Ein moerderisches Geschaeft

Ein moerderisches Geschaeft

Titel: Ein moerderisches Geschaeft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Schluck von ihrem lauwarmen Tee, dann ging sie zu der Öffnung in der Wand, weil sie wusste, dass Carrie und Sara ungeduldig auf sie warteten, und schmiss das Seil hinunter. Sie würden sicherlich begreifen, was es bedeutete, wenn sie ihre Rettungsleine wegwarf. Sie hörte eine von ihnen rufen. Das musste Sara sein, denn sie hatte ein weicheres Herz als Carrie.
    »Drei blinde Mäuschen. Mein Gott, mir geht dieses alberne Lied nicht mehr aus dem Kopf«, sagte sie zu sich, als sie die Speisekammertür zumachte. Die Küche war nicht aufgeräumt, deshalb ging Anne zur Spüle und ließ heißes Wasser zum Spülen einlaufen. Als sie mit dem Abwasch fertig war, rückte sie den Tisch und die Stühle zurecht, legte frische Sets an jeden Platz, blies die Kerzen aus und ging zur Treppe.
    Sie fühlte sich matt, alt und ausgezehrt. Ich muss mich richtig ausschlafen, dann geht’s mir bestimmt besser. Aber das Wichtigste zuerst. Sie musste sich unbedingt etwas anderes anziehen. Es war ihr schleierhaft, wie modebewusste Frauen mit Geld wie Sara und Carrie Trainingshosen tragen konnten. Damen sollten sich gar nicht körperlich anstrengen, bis sie schwitzten. Nur gewöhnliche, derbe Frauen schwitzten, rülpsten und hatten Piercings … oder ließen es zu, dass andere Menschen wie Ärzte ihre Körper verstümmelten. Hatte ihr liebevoller Eric nicht gesagt, dass er so empfand? Er bewunderte ihren Körper und hätte es nicht ausgehalten, wenn ein Chirurg an ihr herumgeschnitten hätte.
    Anne überkam ein leichtes Schwindelgefühl und sie hielt sich am Geländer fest, während sie langsam Stufe für Stufe hinaufging. Nach einer langen, heißen Dusche drehte sie sich die Haare mit dem Lockenstab auf, bürstete sie und sprühte Haarspray auf die Frisur. Es dauerte fast eine Stunde, bis sie sich entschieden hatte, welchen ihrer St.-John-Jerseyanzüge sie anziehen sollte. Schließlich griff sie zu dem minzgrünen mit den wunderschönen silbernen Spangen, weil er sowohl elegant als auch schick war. Sie schlüpfte in ihre silbernen, mit Perlen besetzten High Heels und legte ihre Lieblingsohrringe – die in Platin eingefassten Diamanten – an. Die Diamanten waren ein Geschenk von Eric zu ihrem letzten Hochzeitstag.
    Erst als sie wieder unten war, fiel ihr ein, dass sie das Parfüm vergessen hatte. Sie ging zurück und tupfte sich je einen Tropfen auf die Handgelenke. Mit einem zufriedenen Seufzer lief sie wieder die Treppe runter, blieb aber auf der letzten Stufe stehen. Die aufgehende Sonne hatte das Wohnzimmer in einen goldenen Tempel verwandelt. Die Farbe raubte ihr den Atem. Eric sollte hier sein und das sehen, dachte sie. Ja, das sollte er.
    Anne wusste selbst nicht, wie lange sie so dastand. Zehn Minuten, vielleicht zwanzig oder mehr konnten vergangen sein. Die Wirkung der Schmerzmittel, die sie nach der Dusche eingenommen hatte, setzte endlich ein, und sie lief im Zickzack durchs Wohnzimmer. Sie kicherte, weil es ihr nicht gelang, geradeaus zu gehen. Sie fühlte sich wie im Rausch. War sie high? Sie steuerte konzentriert das Sofa an und ließ sich darauf fallen. Sekunden später schlief sie tief und fest.
    Auch wenn sie nie geahnt hätte, dass so etwas möglich war, wusste sie, dass sie im Schlaf geweint hatte, denn als sie aufwachte, war ihr Gesicht nass. Sie kämpfte sich hoch und wischte mit den Fingerspitzen die Tränen von den Wangen. Als sie sah, dass ihre Hände mit Make-up verschmiert waren, beschloss sie, in ihr Zimmer zu gehen und ihr Gesicht frisch zu pudern. Plötzlich glaubte sie, ein Motorengeräusch auf der Zufahrt zu hören. Sie war noch immer ziemlich benommen, kam schwankend auf die Füße und strich ihre Jacke glatt. Mit steifen, unsicheren Schritten taumelte sie ins Esszimmer, um aus dem Fenster zu schauen.
    Ein silberner Cadillac DeVille kam mit quietschenden Reifen um die Kurve. »Also, wer macht zu so früher Stunde Besuche?«, murmelte Anne. Sie sah auf ihre Bulgari-Uhr – auch ein Geschenk von ihrem geliebten Eric -und war erstaunt, dass es schon nach neun war, Anne wich ein Stück zurück, als der Wagen mit einem Ruck zum Stehen kam. Die Fahrertür flog auf und eine Frau mit beängstigend finsterer Miene sprang aus dem Auto. Sie schlug die vordere Tür zu und öffnete die des Fonds.
    Die Frau kam Anne vage bekannt vor, aber ihr fiel nicht ein, wo sie sie schon einmal gesehen haben könnte. Das Gesicht der Besucherin war wutverzerrt, und Anne sah, dass sie die Lippen bewegte, verstand jedoch nicht, was sie von

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