Ein moerderisches Geschaeft
sich gab.
War das Jilly? Die Fremde hatte blondes Haar, sie war groß und hatte eine gute Figur, genau wie Carrie ihre Schwester beschrieben hatte, aber sie war beileibe nicht das, was Anne als schön bezeichnet hätte. Vielleicht wäre sie ganz hübsch, wenn sie nicht so zornig wäre und lächeln würde. Aber nicht schön.
Sie hatte eine wunderbare Haut, das musste Anne zugeben. Aus der Ferne sah sie geradezu makellos aus, und Anne beschloss herauszufinden, was für einen Gesichtsreiniger sie benutzte, um einen so perfekten Teint zu bekommen. Oder war es nur eine dicke Make-up-Schicht? Anne nahm sich vor, auch das zu ergründen.
Ihr Haar war ein wenig zu kurz und stachelig, aber die Farbe war schön. Strähnchen, dachte Anne und fragte sich, ob ihr diese mürrische Person den Namen ihres Friseurs verraten würde. Anne könnte einen Mord für solche Strähnchen begehen. Mit einem Mal schämte sie sich wegen ihres Aussehens und zupfte an ihrem Haar -bestimmt war es ganz zerzaust nach dem kleinen Schläfchen.
»Mein Gott«, hauchte Anne, als sie sah, was die Frau bei sich hatte. Sie trug einen roten Benzinkanister in der einen und eine Axt in der anderen Hand. »Was hat sie vor?«
Die Frau hielt den Kopf gesenkt, aber als sie zu den Treppenstufen marschierte, fiel Anne wieder ein, weshalb sie ihr bekannt vorkam. Fotos von ihr waren auf den Zeitungsausschnitten abgedruckt, die sie in der Kommode gefunden hatte. O ja, jetzt erinnerte sie sich. Die Frau und ihr Exmann stritten um dieses Haus.
Anne lief in die Diele und stellte sich hinter die Glasscheiben, die die Tür einrahmten. Jetzt verstand sie, was die Frau sagte. Sie spie Gift und Galle. Anne schlug entsetzt die Hand vor den Mund – diese Person war vulgär. Sie hatte mindestens zehnmal das Wort mit »f« ausgesprochen und wütete, weil ihr der Scheidungsrichter das Haus weggenommen hatte.
Ah … jetzt verstand Anne alles. Das Haus war dem Exmann zugesprochen worden. Anne hatte kein Mitleid mit dieser ordinären Blondine. Offenbar war sie keine gute Ehefrau gewesen. Sollte nicht immer der Mann alle wichtigen Entscheidungen treffen? Er hatte das Haus bezahlt. Er sollte es behalten.
Die Frau rannte die Steinstufen herauf und schrie dabei: »Bildet sich dieser Hurensohn etwa ein, er kann mir das Haus nehmen und mich mittellos zurücklassen? Scheiß auf den Ehevertrag! Er denkt, ich bluffe. Aber ich hab ihn gewarnt. Ich hab ihm gesagt, dass er niemals hier wohnen würde. Und er wird eine Überraschung erleben, dieser Mistkerl! Wenn ich mit der Renovierung hier fertig bin …« Sie entdeckte Anne und verstummte. Dann brüllte sie: »Wer, zum Teufel, sind Sie? Und was haben Sie in meinem Haus zu suchen?«
»Hallo«, rief Anne. »Was haben Sie mit dem Benzin und der Axt vor?«
»Das geht Sie einen Scheißdreck an.«
»Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie in meiner Gegenwart keine so obszöne Sprache benutzen würden. Das beleidigt mich.«
Die Frau stellte den Kanister ab, ließ die Axt fallen und suchte in ihrer Tasche nach dem Hausschlüssel.
»Hat dieser Dreckskerl eine Haushälterin eingestellt?«, kreischte sie.
»Ich versichere Ihnen, dass ich keine Haushälterin bin.«
»Öffnen Sie diese verdammte Tür.«
»Oh, ich glaube kaum, dass das eine besonders gute Idee wäre.«
Die Frau steckte den Schlüssel ins Schloss und versuchte ihn zu drehen. Als sie merkte, dass es nicht ging, fluchte sie: »Verdammter Mistkerl, er soll in der Hölle schmoren. Wie kann er es wagen, das Schloss auszuwechseln? Was fällt ihm ein? Oh, er wusste es … Dieser Richter steckt mit ihm unter einer Decke. Der kann mich mal!«
Sie zog den Schlüssel aus dem Schloss, warf ihn weg und funkelte Anne an. »Wenn Sie nicht sofort diese Tür öffnen, nehme ich die Axt. Sie wollen sich bestimmt nicht mit mir anlegen, Miststück. Nicht heute.«
»Wollen Sie mir drohen?«
»Machen Sie die verdammte Tür auf.«
Die Bösartigkeit der Frau brachte das Fass zum Überlaufen. Tränen traten Anne in die Augen, als sie die Tür öffnete und sich zu einem Lächeln zwang. »Möchten Sie reinkommen?«
Es blieb gerade noch so viel Zeit, dass die Frau Anne beiseite schieben und über die Schwelle treten konnte.
Die Explosion sprengte den halben Berg weg.
24
Mit Jilly Schritt zu halten war ein Fulltimejob, aber Monk fand es ungeheuer erfrischend. Seit Jahren hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt. Er war der Vorsichtige, während sie mit der Begeisterung eines Neulings im
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