Ein moerderisches Geschaeft
Stadt zu bringen und niemandem zu verraten, wo sie sich aufhielt. Heather war einem Nervenzusammenbruch nahe und musste zu einem Therapeuten. Der hielt es auch für gut, wenn Heather von Sheldon Beach wegkäme. Sie fuhr in den Weihnachtsferien weg und kam nie wieder.«
»Und endete damit die ganze Sache?«
»O nein«, erwiderte Avery. »Heathers Vater erstattete zwei Monate später wieder Anzeige bei der Polizei. Jemand hatte seine Post gestohlen. An einem Samstag sah er zufällig vom Fenster aus, dass Jilly seinen Briefkasten aufmachte. Sie suchte nach Briefen von Heather, um herauszufinden, wo sie war.«
»Sie gibt nie auf, was?«
»Nie. Sie hat niemals mit einem Jungen aus der Schule geschlafen. Alle ihre Freunde fanden sie süß und nett. Carrie kamen einige Gerüchte über Jilly zu Ohren, aber niemals war jemand von der Schule beteiligt. Heather wurde geächtet, nicht Jilly. Jilly war wirklich raffiniert.« Avery stand auf und streckte sich. »Möchtest du etwas zu trinken?«
Nach dieser Geschichte hätte John Paul etwas Hartes gebrauchen können, aber er entschied sich stattdessen für eine Diät-Cola. Avery holte sich selbst eine Flasche Evian und gab ihm seine Cola. Er öffnete die Dose, nahm einen Schluck und fragte: »Haben deine Großeltern versucht, professionelle Hilfe für Jilly zu finden, als sie noch ein Kind war? Wussten sie überhaupt, dass etwas nicht stimmte mit ihr?«
»Großvater verließ die Familie, als Carrie und Jilly noch ganz klein waren, und Großmutter Lola lebte im Wolkenkuckucksheim – wie Carrie sich ausdrückte. Grandma hatte für jede von Jillys Schandtaten eine Entschuldigung parat.«
»Wann wurde Jilly schwanger mit dir?«
»In ihrem letzten Schuljahr. Carrie war der Meinung, dass die Schwangerschaft Heather rettete, weil Jilly jetzt an andere Dinge denken musste. Jilly wollte abtreiben, aber der Arzt weigerte sich, den Eingriff vorzunehmen, weil die Schwangerschaft schon zu weit fortgeschritten war. Sie brachte mich zur Welt und verließ drei Tage später die Stadt. Und das war der letzte Eintrag in Carries Tagebuch. Dass sie mich im Stich gelassen hat, war der Tropfen, der für Großmutter das Fass zum Überlaufen brachte. Sie schleppte alles, was Jilly gehörte, hinaus auf den Bürgersteig, damit die Müllabfuhr das Zeug abholte. Als sie die Sachen aus dem Schrank zusammenpackte, fand sie eine Schuhschachtel mit lauter Post, die an Heather und ihren Vater adressiert war. Und rate mal, was sie noch gefunden hat.«
»Das Säurefläschchen.«
Avery nickte. »Es war nur halb voll, aber es wäre genug gewesen, um Heather umzubringen. Ich glaube, Jilly hat Heather nie vergessen und wartete nur auf einen günstigen Zeitpunkt.«
Ein Donnerschlag erschreckte Avery. Sie stand auf und ging zum Fenster. Schwarze Gewitterwolken hingen über der Hütte. Ein Blitz zuckte über den Himmel und gleich darauf donnerte es ohrenbetäubend.
Sie drehte sich nicht zu John Paul um, als sie sagte: »Carrie hat Jilly nicht für so gerissen gehalten. Sie benutzte ihren Körper, um zu bekommen, was sie wollte. Offenbar wurde sie im Laufe der Jahre noch hinterhältiger und cleverer. Carrie sagte, es gab keinen Mann, der immun gegen ihren Charme war.«
»Und glaubst du das auch?«
»Skarrett war ihr anscheinend hörig, und man sieht ja, wohin ihn das gebracht hat. Als ich fünf Jahre alt war, kamen Jilly und Skarrett zu uns nach Hause. Jilly erklärte meiner Großmutter, dass sie zahlen müsste, wenn sie mich behalten wollte. Zum Glück war Carrie daheim. Sie machte Jilly klar, dass sie keinerlei Anrecht auf mich hätte, und warf sie aus dem Haus. Es war ein furchtbarer Kampf, aber Skarrett hielt sich im Hintergrund … damals. Jilly kreischte: ›Du bist tot, Carrie. Du bist tot!‹«
»Und wo warst du, als sich das alles abspielte?«
Avery drehte sich zu ihm um. »Ich erinnere mich nicht mehr an diesen Vorfall, aber Carrie hat mir erzählt, dass sie mich unter meinem Bett gefunden hat. Als sie weg waren, versprach mir Carrie, dass sie nie wiederkommen würden.«
Sie trank einen Schluck Wasser, schraubte den Deckel wieder auf die Flasche und starrte auf ihre Hand. In ihrer Handfläche war ein tiefer Abdruck, weil sie den Verschluss so fest gehalten hatte.
»Aber sie kamen wieder, oder?«
»Ja.«
John Paul beobachtete sie aufmerksam, während sie die Augen schloss und ihm erzählte, was am 14. Februar vor all den Jahren passiert war.
Als sie zum Ende kam, sagte sie: »Skarrett ist ihre
Weitere Kostenlose Bücher