Ein moerderisches Geschaeft
nein … Jilly.«
5
Avery verlor jedes Zeitgefühl. Sie wollte unbedingt noch so viel Arbeit wie möglich wegschaffen, bevor sie zum Flughafen musste. Ihren Schreibtisch hatte sie am Abend zuvor aufgeräumt, und sie war heute Morgen um halb sieben ins Büro gekommen, um nur noch die laufenden Dinge zu erledigen.
Mittlerweile waren ihre Augen so trüb, dass sie kaum noch etwas auf ihrem Computermonitor sehen konnte. Und sie geriet allmählich in Wut. Sie wusste nicht, wer der Schuldige war, aber jemand hatte ihr zweiundzwanzig Akten auf den Schreibtisch geknallt und sie sollte alle Informationen in die Datenbank eintippen. Zudem musste sie mindestens sechzig E-Mails lesen und beantworten, und sie hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht einmal daran gedacht, ihre private Mailbox abzuhören.
Ihr Kabuff sah immer noch aus, als wäre ein Wirbelsturm hindurchgefegt. Die Akten schienen sich vervielfacht zu haben – wie war das nur möglich?
»Solltest du nicht schon im Flugzeug sitzen?«, fragte Margo. Sie jonglierte einen Stapel Akten, ihre leere Wasserflasche und eine Doughnut-Schachtel in den Händen.
»Ich habe noch ein bisschen Zeit«, erwiderte Avery, während sie eine Antwort auf eine E-Mail schrieb.
Lou stand auf und streckte die Arme. »Margo, sind noch Krispy Kremes da?«
»Eines«, antwortete sie. »Avery hat ihres nicht gegessen.«
»Bedien dich«, sagte Avery.
Lou schnappte sich die Schachtel, die auf Margos Akten lag, und öffnete sie. »Wann haust du ab, Avery?«
»Bald.«
»Und du fliegst?«
»Natürlich fliegt sie«, sagte Margo.
»Ich habe alles bis auf die Minute ausgerechnet. Wenn ich um Punkt Viertel nach vier gehe, bleibt mir noch Zeit, nach Hause zu fahren, mich umzuziehen und mein Gepäck abzuholen. Dann fahre ich über die Interstate zum Flughafen, stelle den Wagen im Parkhaus ab und erreiche bequem die Maschine.«
Margo holte ihre Handtasche aus der Schreibtischschublade und ging zu Averys Kabuff. »Hey, Avery, hattest du Zeit, Mrs. Speigels Haushaltshilfe anzurufen und ihr zu sagen, dass sie in Zukunft die Wagenschlüssel besser verstecken soll?«
»Nein, das hab ich vergessen.«
»Soll ich ihre Telefonnummer raussuchen und sie anrufen? Sie muss etwas unternehmen, um die Öffentlichkeit vor der Frau zu schützen.«
»Ich wäre dir ehrlich dankbar, wenn du das übernehmen würdest«, sagte Avery. »Aber sei nicht zu unfreundlich, Margo. Mrs. Speigel ist eine ganz liebe Person. Sie weiß, dass sie nicht mehr fahren darf, aber manchmal ist sie eben ein bisschen verwirrt.«
»Avery, sie hätte dich fast umgebracht.« Margo seufzte. »Okay, ich bin ganz freundlich.«
Mel mischte sich in das Gespräch ein. »Ganz D. C. wird auf der Interstate unterwegs sein. Es kommt sicher zu einem Stau. Du solltest die Jefferson Davis nehmen und dann über die Ninety-five fahren. Da sparst du gute zwanzig Minuten.«
Margo war anderer Ansicht. »Sie fährt genau zur Rush-hour los. Die Interstate ist viel schneller.«
Avery hörte nur mit halbem Ohr zu. Ihre Finger flogen über die Tastatur, während sie bürointerne Anfragen beantwortete. »Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich euch dieses Chaos hinterlasse«, sagte sie zu niemandem im Besonderen.
»Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf«, meinte Lou.
»Wir teilen die Arbeit auf«, sagte Margo. »Lou, du hast Puderzucker an deinem Gürtel.«
Sie streckte die Hand über Averys Kopf hinweg aus, nahm ein Papiertaschentuch aus der Box und reichte es Lou. Dann wandte sie sich wieder an Avery. »Ich habe vor, dir meine gesamte Arbeit aufzuladen, wenn ich im nächsten Monat nach San Diego zur Hochzeit meiner Cousine fahre.«
»Ich glaube, ich schreibe dir lieber auf, welche Route du zum Flughafen nehmen solltest«, erklärte Mel. »Ich gebe dir den Ausdruck, wenn du gehst.«
»Meinetwegen … solange ich nur um Viertel nach vier von hier wegkomme.«
»Ich werde dafür sorgen, dass du pünktlich bist«, versprach Mel. »Machen wir einen Uhrenvergleich?«
»Ein spinnerter Vorschlag«, befand Margo. »Brad Pitt würde niemals …«
Ihr Telefon klingelte und ließ sie innehalten. Während sie in ihr Kabuff rannte, griff Lou ihren Faden auf. »Lasst uns den Tatsachen ins Auge sehen – wir sind alle Spinner.«
»Und was ist so schlimm daran?«, wollte Mel wissen. »Denkt doch mal nach. Bill Gates ist ein Spinner und er kommt bestens zurecht.«
»Mag sein, aber wir hier machen keine Milliarden, oder? Und alle vom FBI
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