Ein moerderisches Geschaeft
Als er die Arme verschränkte, sah Avery die etwa fünf Zentimeter lange, dünne Narbe an seinem linken Unterarm. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, dass er Schauspieler sein könnte? Was war mit ihrer Menschenkenntnis?
Sie zwang sich, sich auf den Geschäftsführer des Hotels zu konzentrieren. »Noch nicht«, antwortete sie. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Ja, natürlich.«
Cannon setzte sich in den Sessel vor dem Schreibtisch, schlug ein Bein über das andere und schärfte die Bügelfalte seiner Hose zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Schicken Sie immer einen Fahrer zum Flughafen, um Ihre Gäste abzuholen?«
»Ja, selbstverständlich. Wir möchten unseren Gästen die Unbequemlichkeit ersparen, sich selbst ein Transportmittel zu suchen und ihr Gepäck tragen zu müssen.«
»Haben Sie gestern auch veranlasst, dass jemand zum Flughafen fuhr?«
Cannon lächelte. »Ich sehe, worauf Sie hinauswollen. Sie wundern sich über die vielen Absagen, hab ich Recht? Es ist wirklich ungewöhnlich, dass jemand so kurzfristig seine Reservierung im Utopia storniert. Die Zimmer sind schon Monate im Voraus gebucht, aber bei einigen unserer prominenten Gäste ergeben sich manchmal in letzter Minute Terminschwierigkeiten. Wir versuchen, ihnen entgegenzukommen, soweit wir können.«
»Was meinen Sie mit ›vielen Absagen‹?«
Er sah sie erstaunt an. Offensichtlich war er davon ausgegangen, dass sie Bescheid wusste. »Ich hatte gestern Nachmittag drei Wagen für eine Fahrt zum Flughafen vorgesehen«, sagte er. »Wir erwarteten drei Damen. Wenn ich mich recht erinnere, sollte eine mit einer Maschine um fünfzehn Uhr fünfzehn, die zweite um sechzehn Uhr zwanzig und die Letzte um siebzehn Uhr fünfzehn ankommen. Ich könnte nachsehen und Ihnen die angekündigte Ankunftszeit Ihrer Tante sagen.«
»Ich hätte gern die Flug- und Kreditkartennummern und alle anderen Informationen, die Sie haben – über alle drei Frauen.«
»Solche Daten darf ich nicht weitergeben.«
O doch, er durfte. Und er wird, dachte Avery. Aber noch wollte sie den Mann nicht in die Defensive drängen. Zuerst musste er ihr noch einige andere Fragen beantworten, und Cannon war sehr bemüht, sich kooperativ zu zeigen.
»Wieso lassen Sie drei Wagen losfahren, wenn die drei Frauen innerhalb einer Stunde gelandet sind?«
»Weil wir das Utopia sind«, erwiderte er. »Wir sind sehr stolz auf unseren exzellenten Service. Keiner unserer Gäste soll auf einen anderen warten müssen. Wir achten darauf, dass sie keine Unannehmlichkeiten haben. Deshalb wollte ich drei Fahrer losschicken, aber als die Damen nacheinander anriefen, um ihre Reservierung zu stornieren, benachrichtigte ich die Chauffeure und sie blieben hier. Am Abend kamen dann unangemeldete Gäste an, und sie waren glücklich, dass wir ihnen Zimmer anbieten konnten.«
Avery hatte noch mehr auf dem Herzen. »Hatten Sie gestern ein Problem mit der Wasserversorgung? Oder einen Rohrbruch?«
»Probleme mit der Wasserversorgung? Im Utopia?« Er schnaubte. »Es gab keinerlei Probleme. Unser Wartungsteam leistet ausgezeichnete Arbeit und die Männer sehen Probleme voraus, ehe sie entstehen.«
»Sie bekommen Ihr Wasser sicher von außerhalb. War eines der Zulaufrohre geplatzt?«
»Nein.«
»Gibt es eine Ausweichmöglichkeit für die Gäste, falls es hier im Hotel doch einmal zu Schwierigkeiten kommt? Eine Villa in den Bergen?«
Cannons Gesicht versteinerte. »Es gibt keine Schwierigkeiten im Utopia«, stellte er klar. »Und die Eigentümer des Hotels besitzen keine Villa in den Bergen. Unsere Gäste kommen her, um sich im Utopia zu erholen. Wir bringen sie nicht in anderen Häusern unter.«
Nach dieser Erklärung sah er auffällig auf seine Uhr, dann sagte er: »Wenn Sie keine weiteren Fragen haben … Ich muss wirklich wieder an die Arbeit. Die meisten der Gäste, die einen Aufenthalt für eine Woche gebucht haben, treffen heute ein. Es wird ziemlich hektisch werden. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen um Ihre Tante machen«, setzte er hinzu und erhob sich. »Sicher wird sie bald wieder auftauchen.«
Cannon wollte sie hinauskomplimentieren, aber Avery rührte sich nicht. »Kann ich eine Liste Ihrer Angestellten haben?«
»Wozu?«
»Ich suche nach einem speziellen Namen.«
»Ich kenne alle meine Angestellten persönlich. Nennen Sie mir den Namen, und ich sage Ihnen, ob er oder sie im Utopia arbeitet.«
»Edwards«, sagte sie. »Der Mann heißt entweder Monk Edwards oder Edward
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