Ein mörderisches Komplott (German Edition)
eine längere
Unterbrechung gönnen, denn sie hatte bemerkt, wie sehr ihn alles bewegte.
»Hätten Sie gern eine Tasse Kaffe? Und rauchen dürfen
Sie ausnahmsweise auch, wenn Sie möchten.« Sie schob ihm einen Aschenbecher
hin.
»Zu einem Kaffee sage ich nicht nein. Aber das Rauchen
habe ich mir schon in den Staaten abgewöhnt. Ich komme nämlich aus
Massachusetts, wissen Sie? Ich war dort bis zu meiner Verheiratung Fahrer von Greyhound -Überlandbussen.«
Unterschwelliger Stolz klang jetzt aus seiner Stimme und mit einer gezielten
Handbewegung schob er den Aschenbecher wieder auf seinen ursprünglichen Platz
zurück.
Jenny betätigte die Sprechanlage und wenig später
brachte Miss Tarrill ein Tablett mit zwei Tassen Kaffee, Milch, Zucker und
etwas Gebäck.
Jack hatte sich inzwischen etwas mehr in Gewalt und
versuchte sogar ein zaghaftes Lächeln. Die entspannte Atmosphäre übertrug sich
auf ihn und er schlug die Beine übereinander, während er ein Stück Zucker in
den Kaffee fallen ließ. Jenny sah ihn jetzt mit wohlwollenden, aber auch
neugierigen Blicken an.
»Waren Sie danach in Kingussie, ich meine bei der
dortigen Polizei?«
»War ich! Bin sofort hingefahren. Die Police Station liegt
an der A9, gleich hinter einer großen Tankstelle, ich komme täglich dran
vorbei. Zum Glück konnte ich den Bus direkt davor parken. Im Dienstzimmer
spielten zwei Polizisten vergnügt Karten. Ich war wahnsinnig aufgeregt und
schrie wohl wie ein Irrer: ›Wo sind meine Frau und meine Kinder?‹. Die
beiden wussten zunächst nicht, worum es ging, aber als ich es ihnen erklärte,
behandelten sie mich recht zuvorkommend. Das waren ein Sergeant Crook und ein Constable Wakefield , zufällig die gleichen Polizisten, die sich
mit der Unfallaufnahme befasst hatten. Sie erklärten mir, dass aus dem total
zermalmten Austin Mini nur noch drei Leichen geborgen werden konnten. Ich war
wie von Sinnen und schrie wieder: ›Und wo sind sie jetzt?‹ Der nette
Sergeant versuchte mich zu beruhigen und sagte, dass meine Lieben bereits zum
Friedhof in Dingwall überführt worden seien. Bedauerlicherweise habe es
keinerlei Zeugen von der Karambolage gegeben. Für die Rekonstruktion des
Unfallgeschehens müssten daher noch Spezialisten herangezogen werden. Sobald
die näheren Umstände geklärt seien, würde man mir sofort Bescheid geben.«
Jack Packard stützte beide Ellenbogen auf seine Knie und
verbarg das Gesicht zwischen den Händen. Jenny bemerkte, dass er ein Schluchzen
zu unterdrücken versuchte, was ihm aber kaum gelang. ›Wie soll es nun
weitergehen?‹ , fragte sie sich, aber ihr Besucher richtete sich gleich
wieder auf und fuhr mit gequälter Stimme fort:
»Der Unfallverursacher war ein hoher Polizeibeamter.« Er
zog ein kleines Notizbuch aus der Jackentasche. Als er den gesuchten Eintrag
fand, sagte er. »Das war ein Detective Superintendent Dylan Jameson ,
ausgerechnet der Leiter der Abteilung für Kapitalverbrechen beim hiesigen CID.
Der hätte mit seinem silbergrauen Rover den Austin ungebremst von der Straße
abgedrängt. Jedenfalls hätten die Schleifspuren diese Deutung zugelassen. Die
beiden Polizisten wollen daraufhin einen schriftlichen Unfallbericht verfasst
haben, den dieser Mr Jameson gegenzeichnen sollte. Mit der Begründung, sich
erst mit seiner Versicherung in Verbindung setzten zu müssen, hätte er
allerdings seine Unterschrift verweigert. Man sollte den Bericht zu seinen
Händen ans CID senden. Er würde ihn dann prüfen, unterschreiben und
unverzüglich zurückschicken.«
Jenny lehnte sich auf ihrem Drehstuhl zurück und nahm
sich einen Schluck Kaffee. Sie hatte dem atemlosen Bericht Jack Packards mit
wachsendem Interesse zugehört.
»Ist mittlerweile die Schuldfrage geklärt worden?
Bestand womöglich ein Defekt an dem kleinen Austin?«, erkundigte sich Jenny und
stellte die Kaffeetasse wieder ab.
Jack Packard trocknete seine Tränen und sah Jenny Symon
Hilfe suchend an. »Seltsamerweise ist der Wagen spurlos verschwunden. Sergeant
Crook will einen Abschleppdienst beauftragt haben, der unseren kaputten Mini
dann abtransportiert hätte. Das Autowrack sollte nach seiner Anweisung in die
Spezialwerkstatt des Polizeipräsidiums gebracht werden, zwecks Überprüfung auf
etwaige technische Mängel. Dort ist es aber nie eingetroffen. Mehr war von den
Polizisten nicht in Erfahrung zu bringen. Dann fuhr ich den Bus zurück ins
Depot. Unterwegs kam ich wieder an
Weitere Kostenlose Bücher