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Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Titel: Ein mörderisches Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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mit allgemeinen Fragen. »Sie sagten, dass
Sie Busfahrer sind? Ein interessanter, aber auch sehr schwerer Beruf. Für
welche Gesellschaft fahren Sie denn?«
       »Für den Highland Express , Miss. Ich bediene den
Linienverkehr, meistens die Strecke zwischen Dingwall und Edinburgh.«
       »Also mit Sicht auf die Cairngorm Mountains. Eine
bezaubernde Landschaft ist das, ich bin erst kürzlich dran vorbeigekommen.
Einer meiner Brüder dient nämlich in der British Army, eigentlich ist er mehr
Musiker als Soldat, er ist jetzt sogar Pipe Major geworden beim Edinburgh
Military Tattoo. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und reiste übers
Wochenende mit einem Ihrer Express-Busse nach Edinburgh. Vielleicht hatten
sogar Sie mich chauffiert? Jedenfalls werde ich in Zukunft genau drauf achten,
wer in dem Bus das Steuer bedient. Aber nun sitzen Sie hier und ich merke, dass
Sie eine ganze Menge Probleme haben. Also schießen Sie los! Was kann ich für
Sie tun?«
       Jack fühlte sich erleichtert durch die lockere Art, mit
der Jenny Symon das Gespräch eröffnete. Er schluckte ein paar Mal und rückte
sich auf dem Stuhl zurecht.
       »Ich habe meine Familie verloren. Meine Frau, meine
Tochter, meinen Sohn, alle! Können Sie sich vorstellen, wie man sich da fühlt?«
       »Das ist ja entsetzlich!« Jenny war auf eine derartige
Eröffnung nicht vorbereitet. Das klang schlimmer, als sie erwartet hatte. Aber
war sie in diesem Fall die richtige Ansprechstelle? Immerhin wollte sie
versuchen, dem Mann ein offenes Ohr zu leihen. Denn vielleicht verbarg sich
hinter seinem Schicksalsschlag noch viel mehr, als er bisher verriet. »Das tut
mir sehr, sehr leid für Sie, Mr Packard, und für alle, die außer Ihnen von dem
Unglück betroffen sind. Nehmen Sie bitte mein tiefstes Mitgefühl entgegen, ich
kann mir sehr wohl vorstellen, wie Ihnen zumute sein muss. Was ist denn passiert?«
    Jack Packard musste gegen seine Tränen ankämpfen:
       »Am Sonntag vor zwei Wochen hatte ich Fahrdienst, ich
musste für einen erkrankten Kollegen einspringen. Meine Frau hatte unseren
beiden Kindern den Besuch des Wildpark Kincraig bei Kingussieschon lange
versprochen, so fuhren die drei dann ohne mich los. Am Ortsrand von Aviemore –
das liegt an der Strecke, die ich fast täglich befahre – ist es passiert. Unser
kleiner Austin Mini wurde – vermutlich durch ein entgegenkommendes Fahrzeug –
von der Straße abgedrängt und zerschellte an einem Telefonmast. Alle drei
müssen auf der Stelle tot gewesen sein.«
       Jenny bemerkte, dass der Mann nach einem Taschentuch
suchte, denn er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. »Hier, nehmen sie
dieses!« Sie reichte ihm ein Papiertaschentuch. Jack bedankte sich wortlos und
versuchte vergeblich, seine lautstarken Emotionen zu unterdrücken.
       › Wie kann ich
diesem armen Menschen nur helfen?‹ , fragte
sich Jenny. ›Ob ich ihn zu einem Seelsorger begleiten sollte?‹ Sie fühlte sich ratlos und in diesem Fall wohl auch überfordert. Aber als Mr
Packard sich etwas beruhigte und weitersprach, wurde sie auf einmal hellhörig.
       »Ich erfuhr von dem Unglück erst aus den
Abendnachrichten der BBC. Daraufhin habe ich mir den Bus geschnappt – was für
eine Privatfahrt natürlich verboten ist – und bin zu der im Fernsehen erwähnten
Unfallstelle gefahren. Doch da war nichts mehr zu sehen, nur ein umgebrochener
Leitungsmast lag auf einer Wiese am Straßenrand. Ich stellte den Bus ab und
besah mir die Stelle genauer. In dem zersplitterten Holz waren deutlich rote
Farbspuren zu erkennen, die bestimmt vom Lack unseres Austin stammten. Ich
schaute mich nach allen Seiten um, aber kein Mensch war draußen zu sehen.
Vermutlich befanden sich alle Leute auf dem Volksfest des Clan Tartan Centre ,
was ein Transparent über der Straße ankündigte.«
       Er musste wieder tief Luft holen, fuhr aber nach kurzer
Pause fort: »Direkt an der Unfallstelle befindet sich eine Autowerkstatt, der
Inhaber heißt Coleman, wenn ich mich richtig erinnere. Ich fragte ihn, ob er
mir Näheres zu dem Unfall sagen könne. Aber er wusste von nichts, sondern
schien erstaunt zu sein, dass vor seiner Haustür ein schweres Unglück passiert
war. Er sei den ganzen Tag weggewesen und gerade erst zurückgekommen. Der Mann
empfahl mir, mich an die nächste Police Station in Kingussie zu
wenden.«
       Wieder machte Jack eine kurze Atempause. Jenny hatte
eine Art Vorahnung von noch weitaus Schlimmerem und wollte ihm

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