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Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Ein mörderisches Komplott (German Edition)

Titel: Ein mörderisches Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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damit abgefunden. Aber vielleicht gerade deswegen besitzt sie einen
besonderen, fraulichen Liebreiz, sodass es kein Wunder ist, dass ihr schon
frühzeitig die jungen Männer nachstellten. Allerdings gelten die Frauen der
Hebrideninseln als stolz und unnahbar und wer sie erobern will, der braucht
viel Beharrungsvermögen.
     
    Jenny Symon ist jetzt 34 Jahre alt und hat nach mehreren
Enttäuschungen beschlossen, nicht weiter nach einem Lebensgefährten zu suchen.
Doch als sie kürzlich Paul O’Brien kennenlernte, empfand sie sogleich Sympathie
für den erfolgreichen und kraftvollen, andererseits auch sensibel wirkenden
Mann. Inzwischen hat sie jedoch die Hoffnung auf eine nochmalige, zwanglose
Begegnung mit ihm aufgegeben.
       Seit der Feierstunde im Rathaus sind etwa drei Wochen
vergangen. Jenny betrachtete nervös das Datum auf dem kleinen Tischkalender.
Sie war mit einem Notizblock bewaffnet aus einer Redaktionskonferenz
zurückgekehrt. Von dem grauhaarigen, ihr stets wohlgesinnten Harry McKinnel
hatte sie soeben den Auftrag zu einer Reportage über die zunehmende Gewalt
zwischen den Fans der regionalen Fußballvereine erhalten. Dieser Tatbestand
hatte zu dem einvernehmlichen Beschluss zwischen Kommunalpolitikern, Vertretern
der Sportvereine, der Wirtschaft sowie der Polizei geführt, digitale
Überwachungskameras im Fußballstadion zu installieren. Das war – ohne großes
Aufsehen zu erregen – gerade noch rechtzeitig vor einem Fußballspiel im Rahmen
der Scottish Premier League erfolgt. Erwartungsgemäß waren wieder
Gruppen von Hooligans mit Bierflaschen und Baseballschlägern auf einander
losgegangen, als die heimische Mannschaft der Inverness Caledonians die Berwick
Rangers 3:1 besiegten. Bei dem andauernden Gerangel hatte es diesmal sogar
Schwerverletzte gegeben. Die Auswertung der Videokameras ermöglichte es jetzt,
die Rädelsführer ausfindig zu machen. Bevor die Reportage hierüber in der
Zeitung am Wochenende erscheinen konnte, waren noch Gespräche mit den
Sponsoren, der Polizei und der Staatsanwaltschaft zu führen. Für deren
Vorbereitung brauchte sie nun absolute Ruhe und schloss daher die Tür zu ihrem
Vorzimmer, die sonst immer offen stand.
       Die sehr junge und noch etwas unbeholfene Redaktionsassistentin
Mary Tarrill, die sonst ungebetene Besucher von ihr fern hielt, klopfte zaghaft
an der Tür und öffnete sie nur einen kleinen Spalt. »Entschuldigen Sie bitte,
aber draußen steht jemand, der unbedingt mit Ihnen sprechen möchte. Der Typ
lässt sich nicht abwimmeln. Er sagt, es sei sehr wichtig und auch äußerst
dringend.«
       Jenny schaute etwas ärgerlich von ihrem Konzept auf und
presste die Lippen zusammen. »Na gut«, sagte sie nach kurzer Überlegung.
»Führen Sie den Mann herein.«
       Als der Besucher in der Tür erschien, erhob sich Jenny
und trat ihm entgegen. »Morning!« fiel ihre kurze Begrüßung aus. »Ich bin
Jennifer Symon, die Lokalredakteurin. Allerdings habe ich nicht viel Zeit.
Worum geht es denn?«
       »Mein Name ist Jack Packard«, sagte der ungebetene
Besucher mit amerikanischem Akzent. »Ich bin zwar nur Busfahrer, aber
vielleicht können Sie mir helfen. Es ist unglaublich, was ich in letzter Zeit
erleben musste. Ich bin völlig am Ende. Kein Mensch scheint an der Aufklärung
einer Familientragödie – eines wirklich mysteriösen Vorfalls – interessiert zu
sein.«
       Jenny Symon besitzt seit jeher ein Gespür für
ungewöhnliche Schicksale. Sie weiß daher wohl zu unterscheiden zwischen Leuten,
die ihren Unmut über irgendwelche Nachbarschaftsprobleme loswerden und sich nur
über die langen Wartezeiten beim National Health Service (Britisches
Gesundheitssystem) beschweren wollen. Oder ob es sich um
Menschen handelt, denen man gleich ihre große Verzweiflung ansieht und die
dringend Zuwendung und Hilfe benötigen. Zu dieser Kategorie schien der Mann zu
gehören, der noch immer mit leicht gesenktem Kopf in der Türfüllung stand.
Jennys Gesicht entspannte sich und mit freundlich einladender Geste bat sie
ihn, vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen.
       Jack Packard ließ sich schwerfällig auf den Sitz des
Besucherstuhls fallen und schaute die junge Dame aus übernächtigten, rot
umränderten Augen an. ›Er muss wohl viel geweint haben‹ , überlegte Jenny
und fühlte gleich, dass sie ihre volle Aufmerksamkeit diesem, vermutlich von
einem schweren Schicksalsschlag getroffenen Menschen zuwenden musste. Doch
zunächst eröffnete sie das Gespräch

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