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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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bestellte Kaffee und lehnte mich zurück, zufrieden, dass ich die Gespräche anderer Leute belauschen konnte. Ich musste aufhören, über diese Sache nachzudenken. Mein Leben war in Ordnung, vollkommen in Ordnung. Ich war eine Frau, die allein lebte, einen Job hatte, glücklich war und eine Ablenkung brauchte. Irgendeine. In diesem Moment öffnete sich die Tür des Cafés, das Glöckchen bimmelte, und die Hälfte der Gäste blickte unwillkürlich auf. Dann wandten sich die heterosexuellen Männer wieder ihren Gesprächen zu, und der Rest der Gäste glotzte weiter, denn hereingekommen war der schönste Mann, den ich jemals gesehen hatte. Er ließ den Blick durch das Café schweifen und machte sich dann auf den Weg in meine Richtung.
    »Hi«, sagte er lächelnd und legte die Hände auf die Stuhllehne mir gegenüber. »Sind Sie allein?«
    »Wie bitte?«
    »Ist der Stuhl hier besetzt? Das Café ist voll, stört es Sie, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    Hinter mir gab es noch einen freien Platz, aber ich hatte nicht vor, den Mann darauf aufmerksam zu machen. Er hatte ein wunderschönes Gesicht – Nase, Mund und Augen makellos und wohlproportioniert, eine Kieferpartie vom Feinsten. Ich dachte daran, dass meine Familie sich an mein Leben gewandt hatte, aber ich konnte es einfach nicht begreifen. Warum in aller Welt war mein Leben zu
mir
gekommen, es gab doch jede Menge Leute, die nach dem Ende einer Beziehung unglücklich waren, und ich war wirklich kein Notfall. Ich hatte die Trennung überwunden, ich lebte mein Leben, ich hatte keine Angst davor, neue Menschen kennenzulernen. Ich klammerte mich nicht an die Vergangenheit. Wie kamen sie denn auf die Idee, dass mit mir etwas nicht stimmte?
    »Kein Problem«, sagte ich und trank meine Tasse aus, während er sich setzte. »Sie können den Tisch haben, ich wollte sowieso gerade gehen. Ich bin mit meinem Freund verabredet.«
    Er sah enttäuscht aus, nickte mir aber dankend zu.
    Okay, ich habe gelogen.
    Aber in ein paar Stunden wäre das Ergebnis sowieso das gleiche gewesen.

Kapitel 7

    »Wir sind heute Morgen schon um halb fünf aufgestanden«, keuchte er, der Schweiß lief ihm übers Gesicht und verschwand zwischen den Bartstoppeln auf seinem sonnengebräunten Kinn. »Für den Weg von unserer Unterkunft zum Machu Picchu haben wir eineinhalb Stunden gebraucht. Man hat uns gesagt, wir sollen früh aufstehen, damit wir um halb sechs in Wiñay Wayna loskommen und vor Sonnenaufgang auf dem Machu Picchu sein können.« Er hatte ein marineblaues T-Shirt an, dessen Ärmel sich über dem Bizeps spannten; auf Brust, Rücken und unter den Achselhöhlen waren Schweißflecken zu sehen. Dazu trug er beige Armyshorts und Wanderstiefel, und seine Beine waren braungebrannt und ebenso muskulös wie der Rest seines Körpers. In der Totale sah man ihn auf dem Pfad entlanggehen, und ich drückte den Pausenknopf auf der Fernbedienung.
    MrPan sprang neben mich auf die Couch. »Hi, Mary«, begrüßte ich ihn.
    Sofort begann er begeistert zu schnurren.
    »Heute macht er den Inka-Trail. Eigentlich wollten wir den zusammen gehen. Sehen wir doch mal, wen er jetzt so dabei hat …« Ich betrachtete die Frauen in der Totalaufnahme. Die, die ich suchte, war nicht dabei. Ich drückte wieder auf Play.
    »Wie ihr seht, führt der Weg am Abhang entlang und dann bergab in den Nebelwald, ehe er zu einer fast senkrechten Treppe kommt, die uns zum letzten Pass in Inti Punku bringt, was so viel heißt wie Sonnentor.« Nun sah man mehrere Einstellungen von ihm, wie er den Berg emporschnaufte, herrliche Landschaftsaufnahmen, dann wieder Nahaufnahmen von ihm, von seinen Wanderschuhen, seinem Rucksack, seinem Hinterkopf, von dem Ausblick, den er vor sich hatte, den Spiegelungen in seiner Sonnenbrille. Seine komplette Ausrüstung war neu, nichts mehr von den Sachen, die ich ihm gekauft hatte. »Und da sind wir nun«, sagte er und lächelte in die Kamera, dass seine weißen Zähne blitzten. Sein Blick schweifte in die Ferne, er nahm die Brille ab, so dass man seine wunderschönen Augen sah, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Wow«, sagte er nur.
    Ich drückte wieder auf Pause, um ihn genauer anzusehen, und musste unwillkürlich lächeln, denn ich wusste, dass das nicht gespielt war, dass er sich für solche Gefühlsregungen nicht schon zwanzigmal vorher hatte abfilmen lassen, um dann die beste Aufnahme auszusuchen. Ich wusste auch, dass er sich tatsächlich wie im Himmel fühlte – an diesem Ort, in diesem

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