Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
nickte kurz und verständnisvoll, dann sah er wieder zu Claire. »Ich fahr dich, okay?«, sagte er sanft.
    Schnell schloss ich die Tür.
    »Hallo«, sagte ich zu dem leeren Buggy. »Mummy und Daddy sind bald wieder da.«
    Dann legte ich den Kopf in die Hände und saß eine Weile zusammengesunken an der Küchentheke. MrPan sprang herauf, und ich spürte seine kalte Nase an meinem Ohr. Schließlich stellte ich meinen Laptop an und googelte die Träume und Ziele, die Menschen so hatten, aber das langweilte mich so, dass ich den Computer schnell wieder zuklappte. Es wurde Viertel vor eins, und dann hatte ich eine Idee. Ich fotografierte Gene Kellys Gesicht auf dem Poster an meiner Badezimmertür und schickte es als MMS an Don Lockwood.
    Hab das hier gesehen und an dich gedacht.
    Dann wartete ich. Und wartete. Erst gespannt. Dann hoffnungsvoll. Dann enttäuscht. Dann zutiefst verletzt. Nicht dass ich ihm einen Vorwurf machte – ich hatte ihm ja gesagt, dass er nie wieder anrufen sollte, aber ich hoffte trotzdem darauf. Dann verblasste die Hoffnung, und ich war nur noch deprimiert. Allein, leer, verloren. Dabei war nicht mal eine Minute vergangen.
    Ich öffnete die Kühlschranktür und starrte in die leeren Fächer. Nichts Essbares tauchte auf. Dann piepte mein Handy, ich knallte die Tür zu und stürzte hin. Typischerweise klingelte es im gleichen Moment an der Wohnungstür. Ich beschloss, mir für die SMS Zeit zu lassen, und ging erst zur Tür. Ein roter fliegender Teppich starrte mich an. Bei genauerem Hinsehen schmückte er die Brust des Mannes, der mir gegenüberstand. Ich blickte an ihm hoch: Er trug eine blaue Kappe, ebenfalls mit einem Teppichemblem, tief in die Stirn gezogen. Ich spähte hinter ihn, doch da war niemand, auch keine Werkzeuge oder Geräte.
    »Roger?«, fragte ich und trat zur Seite, um den Mann in die Wohnung zu lassen.
    »Roger ist mein Dad«, erklärte er und ging hinein. »Er arbeitet am Wochenende nicht.«
    »Okay.«
    Er sah sich um. Dann sah er mich an.
    »Kenne ich Sie irgendwoher?«, fragte er.
    »Äh, ich weiß nicht. Mein Name ist Lucy Silchester.«
    »Ja, das steht auf dem …« Er hob das Klemmbrett in die Luft, vollendete seinen Satz aber nicht. Stattdessen starrte er mich weiter an, direkt in die Augen. Forschend und neugierig. Allmählich wurde ich nervös. Ich schaute weg, ging ein paar Schritte in die Küche und suchte Schutz hinter der Theke. Er bemerkte es und machte selbst ein paar Schritte zurück, wofür ich ihm dankbar war.
    »Wo sind denn die anderen?«, fragte ich.
    »Welche anderen?«
    »Na, die anderen Reinigungsleute«, antwortete ich. »Arbeiten Sie nicht als Team?«
    »Nein, nur ich und mein Dad. Wie gesagt arbeitet er nicht am Wochenende, deshalb …« Er sah sich um. »Ist es okay, dass nur ich hier bin?«
    Dass er das fragte, machte die Sache für mich wesentlich leichter.
    »Ja, klar.«
    »Meine Geräte sind noch unten im Wagen. Ich wollte nur kurz hochkommen und mich umschauen, ehe ich das ganze Zeug die Treppe hochschleppe.«
    »Oh. Okay. Soll ich Ihnen bei irgendwas helfen?«
    »Nein, danke. Sie können das Baby doch bestimmt nicht allein lassen …« Er lächelte, bekam kleine Grübchen und war auf einmal der schönste Mann, den ich jemals gesehen hatte. Dann dachte ich an Blake, und schon war der Teppichtyp nicht mehr so attraktiv. Das passierte immer.
    Ich folgte seinem Blick zu Claires Buggy. »Oh, das. Es gehört nicht mir. Ich meine, er – er gehört meiner Nachbarin. Ich passe nur auf ihn auf.«
    »Wie alt ist er denn?« Wieder lächelte er und reckte das Kinn, um in den Wagen sehen zu können.
    Schnell zog ich das Dach ein Stück weiter herunter. »Oh, ungefähr ein Jahr. Er schläft gerade.« Als würde das alles erklären.
    »Dann werde ich so leise wie möglich arbeiten. Gibt es denn irgendwelche Stellen, auf die ich besonders achten soll?«
    »Nein, nur den Boden.« Eigentlich meinte ich das vollkommen ernst, aber es kam ziemlich komisch heraus, und der Mann lachte.
    »Den ganzen Boden?«
    »Nur die schmutzigen Stellen.«
    Jetzt grinsten wir beide. Ich fand ihn immer noch süß, selbst wenn ich das Blake-Barometer anlegte.
    »Also wahrscheinlich alles«, fügte ich hinzu.
    Er musterte den Boden, und auf einmal wurde mir klar, dass ein ziemlich attraktiver Mann in meiner armseligen Wohnung stand. Ich schämte mich. Plötzlich ging er auf die Knie, untersuchte eine Stelle genauer und rubbelte mit der Hand darüber.
    »Ist das …?«
    »O ja, ich

Weitere Kostenlose Bücher