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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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und verstaubt, genau wie deine verdreckten Gummistiefel. Bring Claire die Leiter zurück.«
    Resigniert befolgte ich den Befehl und schleifte die Leiter über den Flur zu meiner Nachbarin zurück. »Komm, jetzt kuscheln wir aber wieder auf der Couch«, sagte ich, als ich zurückkam, und griff nach seiner Hand.
    »Nein«, entgegnete er und machte sich los. »Ich habe keine Lust, hier stundenlang rumzuliegen, ich nehme mir den Rest des Tages frei.«
    »Wie meinst du das? Wo willst du denn hin?«
    Er grinste. »Ich brauch auch mal eine Pause.«
    »Aber wo gehst du hin? Wo wohnst du eigentlich?« Ich schaute zum Himmel hinauf. »Da oben?«
    »In der Etage über dir?«
    »Nein! Im … du weißt schon«, ich zuckte wieder mit dem Kopf.
    »Im Himmel?« Er sperrte den Mund so weit auf, dass er sich fast die Kinnlade ausrenkte, und fing dann laut an zu lachen. »Ach, Lucy, du bist echt lustig.«
    Ich lachte mit, als hätte ich wirklich einen Witz gemacht, was keineswegs der Fall war.
    »Wenn du möchtest, kann ich dir Hausaufgaben aufgeben. Nur damit du mich nicht so vermisst.«
    Ich rümpfte die Nase. Er machte sich auf den Weg zur Tür.
    »Okay, gut, setz dich wieder hin.« Ich klopfte aufs Sofa. Auf einmal wollte ich überhaupt nicht allein sein.
    »Wovon träumst du, Lucy?«
    »Cool, ich liebe Traumgespräche.« Das war gemütlich. »Letzte Nacht hatte ich im Traum mal wieder Sex mit dem süßen Typen im Zug.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass das illegal ist.«
    »Wir haben es ja nicht im Zug gemacht.«
    »Nein, nicht deswegen, aber der Knabe ist doch noch so jung, und du wirst demnächst dreißig«, neckte er mich. »Aber das hab ich auch nicht gemeint. Sondern: Was sind deine Wünsche und Hoffnungen?«
    »Oh«, machte ich gelangweilt. Dann dachte ich darüber nach und sagte: »Ich verstehe die Frage nicht.«
    Mein Leben seufzte und erklärte mir dann geduldig wie einem Kind: »Was würdest du wirklich gerne tun? Was würdest du gerne machen, was wäre zum Beispiel dein Traumjob?«
    Wieder musste ich eine Weile nachdenken. »Jurymitglied bei
X-Factor
, dann könnte ich die Teilnehmer richtig runterputzen, wenn sie schlecht sind. Oder eine Falltür öffnen, damit sie in eine Wanne voller Baked Beans plumpsen oder so. Das wäre cool. Und ich würde gern jede Woche den Fashion Contest gewinnen, dann würden Cheryl und Dannii sagen: ›Oh, Lucy, woher hast du bloß dieses Kleid?‹, und ich würde antworten: ›Ach das? Das hab ich bloß zufällig an der Vorhangstange gefunden.‹ Und Simon würde sagen: ›Hey, ihr beiden Mädels solltet euch von Lucy mal ein paar Tipps geben lassen, sie ist …‹«
    »Okay, okay, okay«, winkte mein Leben ab, legte die Finger an die Schläfen und massierte sich den Kopf. »Hast du auch ein paar
bessere
Träume?«
    Allmählich geriet ich etwas unter Druck beim Nachdenken. »Ich würde total gern im Lotto gewinnen, damit ich nie mehr arbeiten muss und mir all die Sachen kaufen kann, die ich gerne hätte.«
    »Das ist kein richtiger Traum«, sagte er.
    »Warum denn nicht? So was passiert. Erinnerst du dich nicht an diese Frau aus Limerick? Sie hat dreißig Millionen gewonnen und lebt jetzt auf einer einsamen Insel. Oder so.«
    »Dann träumst du also von einer einsamen Insel?«
    »Nein«, winkte ich ab. »Das wäre bestimmt stinklangweilig, und ich hasse Kokosnüsse. Aber das Geld würde ich schon nehmen.«
    »Das ist ein echt schwacher Traum, Lucy. Wenn man einen Traum hat, dann möchte man zumindest versuchen, ihn in die Tat umzusetzen, auch wenn er auf den ersten Blick unerreichbar scheint. Man strengt sich an, weil man glaubt, dass man es schaffen könnte, auch wenn es schwer wird. Zum Zeitschriftenladen an der Ecke gehen und sich einen Lottoschein kaufen, das ist doch langweilig. Bei einem richtigen Traum denkt man:
DAS
würde ich machen, wenn ich den Mut hätte und mir egal wäre, was andere davon halten
.« Er sah mich erwartungsvoll an.
    »Was willst du denn von mir – ich bin ein ganz normaler Mensch! Soll ich davon träumen, dass ich die Sixtinische Kapelle sehen möchte? Wenn ich mir den Hals verrenken muss, um gute Malerei zu sehen, dann lass ich es lieber bleiben. So was ist für mich kein Traum, sondern das Pflichtprogramm für einen Rom-Urlaub. Wo ich nebenbei bemerkt schon war, auf meinem ersten Wochenendtrip mit Blake.« Inzwischen war ich aufgesprungen und redete mit lauter Stimme, ich konnte einfach nicht anders, so brachte mich dieses alberne Thema in Rage. »Wovon

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