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Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Titel: Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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konnte. Lange Zeit jagte man den gesichtslosen Täter, und zusammen mit meinem Vater fieberten wir der Meldung in der Tagespresse entgegen, in der verkündet wurde, dass der Täter geschnappt worden sei. Umso mehr war es für alle bemerkenswert, dass es am Ende die Hexe von Eastbourne gewesen sein soll.
    Doch der größte Schock des Abends sollte noch auf mich warten. Denn als ich ein weiteres Mal von der alten Frau erwischt wurde, wie ich sie beobachtete, richtete ich meinen Blick fort von ihr, auf einen Tisch, an dem den ganzen Abend niemand gesessen hatte. Doch genau in dem Augenblick, als ich nun dorthin blickte, war der Tisch nicht mehr leer! Der alte Pete saß in offener Körperstellung zu mir hinter dem Tisch, hatte sein Gesicht auf die Arme aufgestützt und grinste mich grauenvoll an. Sofort wendete ich meinen Blick wieder ab, doch wieder genau zurück zur alten Hexe. Ich sah sofort, dass auch sie mich mit einem grauenvoll entstellten Gesichtsausdruck angrinste.
    Der Schock, den ich in diesem Augenblick bekam, saß tief, und zu meinem Glück sahen weder meine Mutter noch mein Vater, wie ich mich erschreckte. Wie zum Wunder sahen sie aber auch nicht, dass Pete und die alte Frau so schauderhaft grinsten.
    Als Konsequenz aus meinen Erfahrungen hielt ich meinen Blick bis zum Ende des Essens ganz bei mir, konzentrierte mich auf das kleine Kuchenstück, das ich erhielt und aß es auf, ohne etwas zu schmecken.
     

6. Kapitel
    Auch wenn meiner Mutter während des gesamten Essens meine schreckhaften Blicke zu der alten Dame und Pete nicht aufgefallen waren, so wunderte sie sich dennoch, dass ich den Kuchen aufaß, da sie von mir wusste, dass ich Apfelkuchen eigentlich nicht mochte.
    „Der hier schmeckt anders als die anderen, die ich sonst so gegessen habe“, log ich ausweichend, „aber vielleicht liegt es auch einfach an der Luft, die hier an der Küste anders ist als bei uns zu Hause in Plymouth.“
    „Das wird es wohl sein“, sagte meine Mutter und gab sich offenbar mit meiner Antwort zufrieden.
    Obwohl wir einer der ersten abendlichen Gäste waren und nach der alten Frau keine neuen Gäste mehr zum Abendessen kamen, waren meine Eltern und ich neben Patrick und Elle die letzten Gäste, die sich noch bedienen ließen. Mein Vater hatte sich einen Bourbon und eine Zigarre kommen lassen, während meine Mutter und ich zusahen, wie er versuchte, bestimmte Figuren in seinen Rauch zu hauchen.
    Als wir von seinen Versuchen genug gesehen hatten, kramte meine Mutter ein Kartenspiel hervor und wir begannen Twenty-One zu spielen, bei dem ich meine Mutter ein um das andere Mal besiegen konnte. Ich hatte eine derartige Glückssträhne, dass meine Mutter bereits ganz verzweifelt war und bei meinem Vater um Beistand bat. Doch mein Vater interessierte sich überhaupt nicht für Kartenspiele und vor allem nicht für eins, das oft das Lieblingsspiel der Verbrecher war, die er alltäglich festsetzen musste.
    So verbrachten wir den Abend über im Speisesaal und ließen den ersten Urlaubstag ausklingen, der für mich nicht hätte spannender sein können. Über mein Erschrecken über die alte Dame und vor allem über den zu mir starrenden Pete hatte ich die Vorfälle rund um mein Zimmer ganz vergessen. Erst nach einer Weile, nachdem wir das Kartenspielen aufgehört hatten, kamen mir die Gedanken daran zurück, und ich erschauderte bei dem Gedanken, alsbald in das Zimmer zurückzukehren, in dem es offensichtlich spukte.
    „Aber du bist kein kleines Mädchen mehr!“ sagte ich mir immer wieder und versuchte mich innerlich zu besänftigen, damit ich keine Angst vor meinem Vater zeigte.
    „Wollen wir gleich zu Bett gehen?“ fragte dann meine Mutter, und ich zuckte merklich zusammen, was aber meine Eltern zum Glück nicht mitbekamen.
    „Ich bin auch schrecklich müde“, sagte ich und musste mir selbst gestehen, dass ich noch hellwach war.
    „Einen guten Abend zu wünschen!“ tönte es mit einem Mal hinter mir und als ich mich bis ins Mark erschrocken umblickte, sah ich in das nunmehr freundlich grinsende Gesicht des alten Pete, der so gar nichts mehr von dem mysteriös und unheimlich wirkenden alten Pete von eben gemein hatte. „Ich wollte nur fragen, ob Ihnen der Aufenthalt hier gefällt.“
    „Ja, danke!“ sagte mein Vater kurz und knapp und widmete sich wieder seiner Zigarre.
    „Gut, danke!“ blieb auch meine Mutter knapp.
    „Und du? Wie findest du das Hotel?“ fragte er mich direkt, nachdem er den Tisch halb umrundet

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