Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
herumlief. Denn Pete hatte nichts davon erzählt, dass man den Mörder gefunden hatte. Und auch nicht, wie lange dieser Vorfall schon her war.
Aber vielleicht hatte mein Vater auch bereits zu viele Morde in seinem Leben als Polizist untersuchen müssen, dass für ihn eine Tote nichts weiter war als seine Arbeit, die er Tag für Tag verrichtete. Für mich hingegen war ein seltsames Gefühl, in den abgekühlten Raum zu treten, in dem irgendwann einmal eine Tote auf dem Boden gelegen hatte.
Bevor ich die Türe schloss, blickte ich den Gang entlang und fand meinen wartenden Vater, der mir noch mal ein Zeichen gab, damit ich mich daran erinnerte, die Türe von innen auch richtig zu verbarrikadieren. Ich schenke ihm mein schönstes Tochter-Lächeln, schloss sanft die Türe und machte alles genau so, wie wir es abgesprochen hatten. Vor allem deshalb, weil ich mir denken konnte, dass mein Vater eine Kontrolle durchführen würde, die auch keine drei Minuten auf sich warten ließ.
Ich hörte schon seine leisen Schritte auf dem Flurteppich, bevor er an der Türe war, und als ich seine Stimme kurz nach dem Runterdrücken der Türklinke vernahm, wusste ich, dass ich trotz der zwei verschiedenen und weit auseinander liegenden Räume weiterhin seine kleine Tochter war – ob ich es wollte oder nicht.
7. Kapitel
Mit dem Wissen über die Geschehnisse in meinem Zimmer, das ich von Pete erhalten hatte, konnte ich nicht einfach einschlafen, wie ich es mir gewünscht hätte und wie es nach diesem anstrengenden Tag nötig gewesen wäre. Immer wenn ich versuchte die Augen zu schließen, sah ich vor mir, wie die Frau auf dem Boden lag, tot und trotzdem schreiend. Ich hatte keine Ahnung, warum sie schrie, aber ich hatte das Gefühl, dass an ihrem Tod mehr ungereimt war, als es im ersten Moment erschien. Vielleicht war es gar nicht die Frau auf dem Boden, die schrie – sondern ich!
Als ich dann nach einigen wirren Stunden endlich einschlief, wurde es auch nicht besser. Kaum war ich eingeschlafen, da träumte ich, dass ich nun auf dem Boden des Zimmers lag und ein Messer in meinem Bauch steckte. Wie wild suchte ich im Halbschlaf meinen Körper nach diesem Messer ab, und obwohl ich es nicht fand, blieben die Schmerzen. Ich krümmte mich und suchte auch auf meinem Rücken nach dem Messer, ohne dass ich mich gleichzeitig auf den Bauch drehen konnte, da ich mir sicher war, dass ich dann das Messer weiter in mich hineindrücken würde!
Immer fahriger wurden meine Bewegungen, bis ich endliche aufwachte, schweißgebadet und mit stechenden Schmerzen in der Brust. Unter leichten Muskelkrämpfen stand ich auf, wechselte mein durchschwitztes Schlafkleid und legte mich zurück ins Bett. Ich kämpfte mit mir, ob ich nicht doch zu meinen Eltern flüchten sollte, in deren Zimmer, in die Nähe meines Vaters, der mich beschützen würde. Doch dann sprach ich zu mir selbst ein Machtwort und erinnerte mich daran, dass ich mir versprochen hatte, meinem Vater keine Gelegenheit zu geben, mich als sein kleines Mädchen beschützen zu müssen!
Über diesen Gedankengang muss ich dann eingeschlafen sein, und als ich am nächsten Morgen in aller Frühe aufwachte, fühlte ich mich übernächtigt und verspürte den starken Wunsch, mit irgendwem über diesen seltsamen Traum zu sprechen.
„Vielleicht spreche ich heute mal mit Elle?“ sagte ich mir und stellte mich ans Fenster, drückte die schwere Gardine zur Seite und blickte in die frühe Morgendämmerung. Das umgebende Land befreite sich langsam von dem tiefen Schwarz der Nacht und offenbarte den Bodennebel, der sich wie eine dicke Suppe über das Land und das angrenzende Wasser gelegt hatte. Die Sicht war so eingeschränkt, dass es mir nicht einmal gelang, die beiden Bäume am Ende der Einfahrt zu sehen – jene beiden, die mir gestern einen riesigen Schrecken machten.
„Was ist nur mit dieser Esther los?“ fragte ich mich auf einmal, während ich in den Nebel hinausstarrte. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mit der etwas nicht in Ordnung ist. Und ich bin mir sicher, dass auch mein Vater denkt, dass bei dieser Familie mehr im Busch ist, als Baron Boughound uns weiß machen will. Ich habe mehrfach gesehen, wie mein Vater leicht mit den Augen rollte, als ihm der Baron etwas erzählte – ein deutliches Anzeichen, dass mein Vater etwas Anderes denkt als er vorgibt. Aber was mit Esther ist – das muss ich herausfinden!“
Ich wollte gerade zum Bett zurückkehren, um ein allerletztes Mal zu
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