Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Titel: Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
Vom Netzwerk:
unmöglich auf der Durchreise sein, denn weder nach Norden, Süden oder Westen war die Weiterreise möglich – nur in Richtung Osten, doch aus der kam sie ja. Sie nahm sich ein Zimmer – übrigens das kleine Zimmer am Ende des Flurs, in dem du auch schläfst –, kam nicht zum Abendessen, sondern blieb den ganzen Abend über in dem Zimmer und fuhr morgens in aller Frühe wieder vom Hotel fort. Wenn ich nicht zufällig draußen auf der Veranda geschlafen hätte, wäre mir das nicht aufgefallen, dass die Frau vom Hotel wegfährt.“
    Pete machte eine Pause und schien in Erinnerungen zu verhaften, sodass ich mich räusperte, doch Pete machte keine Anstalten weiter zu erzählen.
    „Pete? Mr. Anderson?“ fragte ich leise.
    „Ja?!“, sagte er ein wenig erschrocken.
    „Wie geht die Geschichte weiter?“ wollte ich wissen. „Sie sagten, dass die Dame anreiste und wieder abreiste, ohne sich zwischendurch blicken zu lassen.“
    „Das stimmt exakt, ja!“
    „Aber wie geht es weiter? Oder war das schon alles?“
    Wie verwundert blickte Pete von mir zu meiner Mutter und dann zu meinem Vater, als brauchte er Hilfe, um sich an die Ereignisse zu erinnern.
    „Ich denke, wir sollten alle zu Bett gehen, nicht wahr?“, meinte mein Vater, um dem Geschichtenerzählen ein Ende zu setzen.
    „Allerdings“, meldete sich Pete dann doch noch einmal zu Wort, „hatte die Geschichte einen kleinen Haken, den ich für mich bisher noch nicht auflösen konnte.“
    „Welchen?“ fragte ich und spürte, dass es doch ein spannendes Geheimnis um diese Frau gab, die nur für eine Nacht im Hotel geblieben war.
    „Wie gesagt schlief ich in dieser Nacht auf der Veranda des Hotels und sah eindeutig, dass die Dame das Hotel verließ, aber als wir alle am Morgen aufstanden, fanden wir die Dame in ihrem Zimmer. Ich habe keine Ahnung, wie sie dort hingekommen ist, denn es gibt nur den einen offenen Eingang in der Nacht – und der ist der vorne heraus!“
    „Sie haben die Dame auf ihrem Zimmer gefunden? Warum ist das denn so ungewöhnlich? Ich meine, vielleicht hat sie sich wieder rein geschlichen…“
    „Das wäre mir sicherlich aufgefallen – ich habe einen sehr leichten Schlaf und wache bei dem geringsten Geräusch auf.  Nein, es muss etwas anderes gewesen sein, denn als ich zu Mr. Howell ging und ihm sagte, dass die Dame in der Nacht abgereist war, schickte er sogleich Teresa nach oben, um nachzusehen – doch da…“
    „Was war da?“ fragte ich wie gebannt.
    „Die Dame lag tot auf dem Boden und hatte ein Messer in der Brust stecken.“
    „Das reicht jetzt“, sagte mein Vater plötzlich, stand mit einem gewaltigen Ruck auf und sah Pete scharf an.
    „Ich habe Sie gebeten, meiner Tochter keine Schauergeschichten zu erzählen, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als ihr von einem seltsamen Mordfall zu berichten!“
    „Ich bin kein kleines Mädchen mehr“, protestierte ich gegen die Aussage meines Vaters.
    „Doch das bist du – und wirst es auch immer bleiben, wenn du dir immer solche Schauergeschichten anhörst! Ich denke“, wandte er sich an Pete, „dass Sie sich jetzt aus dem Staub machen. Und ich denke, dass es jetzt wirklich an der Zeit ist, zu Bett zu gehen. Das gilt insbesondere für dich, Alexandra!“
    Da war dieses besonders betonte Alexandra, was mein Vater immer nur dann auspackte, wenn er mit irgendetwas nicht einverstanden war – ein deutliches Zeichen, dass ich mich in den nächsten Tagen in seiner Gegenwart besser verhalten und ihm bloß nicht widersprechen sollte.
    „Entschuldige, Vater!“ schob ich absichernd nach und erntete einen kurzen, wohlwollenden Blick von meinem Vater, der zwar seinen Zorn ein wenig besänftigte, aber mich wieder zu dem kleinen Mädchen werden ließ, das er weiterhin in mir zu sehen schien.
    Pete hingegen verließ den Raum, wirkte aber nicht angegriffen oder arg verstimmt, sondern pfiff leise eine mir unbekannte Melodie und war alsbald verschwunden.
    „Gehen wir schlafen!“ meinte mein Vater, drückte seine Zigarre aus, ließ sie auf dem Tisch und schob den Stuhl bei, auf dem er gesessen hatte.
    Gemeinsam gingen wir nach oben und zu meiner Überraschung gab mein Vater keinen weiteren Kommentar dazu ab, dass ich am Ende des Flurs, so ganz alleine in einem Zimmer übernachtete, in dem auf mysteriöse Weise eine Frau umgekommen war.
    Diese Reaktion meines Vaters war deswegen ungewöhnlich, weil wenn man Pete trauen konnte, war es durchaus möglich, dass der Mörder noch frei

Weitere Kostenlose Bücher