Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
vollkommen mit Francis’ Aussage, die er bei mir gemacht hat“, antwortete mein Vater.
„Teresa ist übrigens auch vollkommen unschuldig. Sie könnte nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun! Immer wenn wir eine Spinne oder einen Käfer finden, muss einer von uns ein Glas und etwas Papier besorgen, damit das Tier nicht sterben muss, sondern draußen wieder ausgesetzt werden kann.“
„Das heißt, Pete, Sie, geben zu, dass Sie mithilfe von Francis die Gästezimmer nach Wertvollem durchsucht und mich dabei bestohlen haben?“
„Ja, das gebe ich zu.“
„Und wo ist das Collier meiner Frau?“
„Es befindet sich im Zimmer der alten Dame, Mrs. Worthington.“
„Was hat denn Mrs. Worthington mit dem Diebstahl zu tun?“ wunderte sich nicht nur mein Vater, sondern auch ich, die immer mal wieder in den Zwischenpausen versuchte, das Klopfen im Boden auszumachen, doch es schien wieder vorbei zu sein.
„Nichts, außer dass ich Ihren Raum als Zwischenlager benutze, zumindest solange, bis Sie abgereist sind. Denn da ich Mrs. Worthington jetzt seit geraumer Zeit kenne, weiß ich auch, wo sie mitunter nachsieht und wo nicht. Daher dachte ich, dass ihr Raum bei einer Durchsuchung derjenige ist, der am ehesten verschont wird.“
„Weil Mrs. Worthington so alt ist und unmöglich der Dieb sein kann?“
„Ja.“
„Da haben Sie nicht einmal unrecht, Pete!“ gab mein Vater zu. „Ich gehe davon aus, dass Sie mir das Collier wiedergeben!“
„Ja, sicher“, antwortete Pete schnell, ehe beide für einen Moment lang schwiegen, als müssten sich im Gespräch neu orientieren. „John?“
„Ja, Pete?“
„Sie wollten mir eine zweite Geschichte erzählen, wenn ich die erste Geschichte zugebe!“
„Das stimmt, Pete! Vielleicht können wir mit dieser zweiten Geschichte die erste vergessen machen – vorausgesetzt, Sie spielen mit und sind ab jetzt ehrlich zu mir!“
„Das schwöre ich Ihnen“, meinte Pete und ich hatte hinter dem Vorhang das Gefühl, dass er wenigstens diesen Schwur aufrichtig meinte.
„Nun ja, die zweite Geschichte handelt von dem Mord an Esther, der Tochter des…“
„Ich habe nichts mit dem Mord zu tun!“ schrie Pete sofort, und ich hörte, wie er vom Bett aufsprang.
„Das habe ich auch nicht behaupten wollen“, gab mein Vater zurück.
„Sondern?“ regte sich Pete weiterhin auf, da er scheinbar glaubte, trotz der Beteuerungen meines Vaters in einer Falle zu stecken.
„Ich will die Geschichte anders erzählen – dafür ist es aber unabdingbar, dass Sie mir glauben, Pete, dass ich Sie nicht für den Mörder halte.“
„Ich glaube Ihnen, John“, erwiderte Pete nach einer kurzen Bedenkpause, doch ich spürte, dass er mit allem rechnete, auch mit einer Schuldzuweisung des Mordes.
Hinter dem Vorhang hörte ich erneut das Knarren des Holzes, sodass ich wusste, dass Pete sich zurück auf mein Bett gesetzt hatte.
„Als wir heute Morgen die Leiche fanden“, leitete mein Vater ein, „neben welcher der Vater kniete, hatte ich sogleich die Vermutung, dass etwas zwischen den beiden stand, obwohl die Tochter tot und der Vater trauernd schien. Ich brachte den unter Schock stehenden Vater nach draußen, verschloss die Türe, versammelte die Gäste und die Bediensteten zusammen mit Mr. Howell im Speisesaal, vergaß dabei nur Mr. Mimp, kehrte mit meiner Tochter und Patrick nach oben zurück, um die Leiche zu inspizieren und bekam einen Schock, als das Messer, das eben noch tief in der Brust der Toten gesteckt hatte, fort war. Sofort war mir klar, dass derjenige, der in den Raum gekommen war, um das Messer aus der Brust des Mädchens zu entfernen, auf demselben Weg ins Zimmer gekommen sein musste, wie der angebliche Geist – also der Dieb. Zunächst ging ich davon aus, dass der Dieb auch der Mörder sein musste und fand es daher beinahe erleichternd, dass unser Collier geklaut worden war. Denn so konnte ich die Verbindung zwischen dem Dieb und dem Mörder auf zweierlei Wegen suchen. Doch als ich das Messer genau an dem Ort fand, an dem das Collier diese Nacht lag, und von wo es vom Dieb entwendet wurde, war mir klar, dass ich mit meiner Vermutung, dass der Dieb auch der Mörder sei, falsch lag! Denn warum sollte ein Mörder die Tatwaffe ausgerechnet da hinlegen, wo er als Dieb ein anderes Verbrechen begangen hat? Daher kam ich zu dem Schluss, dass der Dieb mir ein Zeichen geben wollte, mit dem er mir anzeigte, dass er weiß, wer der Mörder ist. Finde also den Dieb, dann findest du heraus,
Weitere Kostenlose Bücher