Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
getroffen. Das energische Dementi war mit einer solchen Leidenschaft vorgetragen worden, dass ich das Gefühl hatte, ihn nicht wenig erschreckt zu haben. Man kann nun sagen, dass jeder so auf meine Anschuldigung reagiert hätte, erst recht, wenn er unschuldig gewesen wäre. Doch ich hatte eine Vielzahl schuldiger Männer verhört, und ich hatte meine Erfahrungen gemacht. Aha, Mr. Fawcett, dachte ich, Sie haben nicht gedacht, dass Ihre amourösen Verstrickungen bekannt würden.
»Ich muss darauf bestehen zu erfahren«, fuhr er fort, »auf welcher Grundlage Sie diese impertinenten Anschuldigungen äußern. Sie haben keinerlei vernünftige Argumente, um sie zu untermauern.«
»Wir glauben«, sagte ich, indem ich seine Forderung ignorierte, »dass Miss Marchwood Ihre Korrespondenz zu Mrs. Benedict beförderte.«
Doch jetzt war er wieder auf sicherem Grund. Ich sah, wie er sich entspannte, und verfluchte meine Ungeschicktheit. Miss Marchwood konnte nicht länger als Zeugin berufen werden.
»Das hat sie Ihnen selbst gesagt? Miss Marchwood, meine ich? Sie hat diese lächerliche Behauptung aufgestellt?« Seine Augen funkelten.
Erneut ignorierte ich ihn. »Es gibt bekräftigende Aussagen von Mrs. Benedicts Kammerzofe und einem früheren Butler in Diensten von Mr. Benedict.«
Morris war in Egham gewesen und hatte Henderson befragt, die Kammerzofe, die noch im Haus von Benedict lebte. Morris fiel es leicht, Zugang zum niederen Personal großer Haushalte zu bekommen. Die Kammerzofe hatte jedenfalls munter geplaudert, nachdem Morris ihr verraten hatte, dass der ehemalige Butler Seymour ausgesagt hatte. Sie war definitiv zwei Mal hinzugekommen, als ihre gnädige Herrin Briefe im Kamin verbrannt hatte, und bei einer Gelegenheit (was sie unter tiefem Erröten gestand) war es ihr gelungen, ein unverbranntes Stück vom Gitterrost zu retten, aus reiner Neugier. Es war mit Jos… unterzeichnet, der Rest des Namens war verbrannt gewesen. Unglücklicherweise (für uns) hatte sie das versengte Fragment nicht aufgehoben.
Fawcett warf die Hände in die Luft. »Schwatzendes Dienstpersonal! Meine Güte, Inspector, ein Mann von Ihrer Erfahrung weiß doch wohl, wie er derartige sogenannte Informationen einzuschätzen hat! Ich muss gestehen, ich bin sehr überrascht. Einer ungebildeten Kammerzofe Glauben zu schenken, deren Verstand von Liebesromanen und anderem Schund benebelt ist! Und einem ehemaligen Butler! Einem entlassenen Butler mit einem Groll gegen seine Herrschaft!« Er schüttelte in gespielter Sorge über meine Naivität den Kopf. »Kein Gericht in ganz England würde aufgrund dieser Aussagen ein Urteil fällen, Inspector.«
Er hatte recht. Ich konnte nichts beweisen, und das wusste er. Wenn ich jetzt weiter darauf beharrte, würde es mehr und mehr danach aussehen, als klammerte ich mich an Strohhalme.
»Lassen Sie mich eines klarstellen, Inspector«, fuhr er fort. »Wollen Sie andeuten – ich vermag es kaum zu glauben, aber alles deutet darauf hin –, ich hätte meine Hand im Spiel gehabt bei der Ermordung der unglückseligen Mrs. Benedict?«
»Wir bitten Sie lediglich um Zusammenarbeit bei unseren Ermittlungen«, hörte ich mich hölzern antworten.
»Und Miss Marchwood? Glauben Sie, dass ich Ihnen auch bei dieser grauenvollen Geschichte helfen könnte? Gibt es vielleicht noch mehr ungelöste Verbrechen aus jüngster Zeit, die Sie mir gerne zur Last legen würden? Ich fange an mich zu fühlen, wie der Sündenbock aus dem Alten Testament, der, beladen mit den Sünden der Kinder Israels, hinausgeschickt wurde in die Wildnis.«
»Ich habe zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Fragen, Sir«, schnarrte ich.
Er hatte mich in die Enge getrieben. »Wird mir irgendein Vergehen vorgeworfen?«
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, Sir«, gestand ich.
»Dann steht es mir frei zu gehen?«
»Ja. Es steht Ihnen frei zu gehen, Sir.« Ich konnte Biddle in seiner Ecke sehen, der mich verblüfft anstarrte. Nun ja, Constable Biddle war jung und hatte noch jede Menge zu lernen.
Fawcett erhob sich elegant von seinem Stuhl und klopfte seine Garderobe ab. »Ich gehe davon aus, dass man mir meine Krawattennadel unverzüglich zurückgibt. Ich möchte schließlich nicht, dass sie am Ende im Polizeigewahrsam verloren geht.«
Ich beugte mich über den Tisch. »Sie treiben es auf die Spitze, Fawcett. Ja, Sie dürfen gehen. Aber Sie werden London nicht verlassen.«
»Warum sollte ich?«, entgegnete er. »Einen guten Tag noch,
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