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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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lustig zu machen. Wie heißen Sie?«
    Sie zögerte. »Rose«, sagte sie nach einigen Sekunden, um kleinlaut hinzuzufügen: »Hey, Sie werden mich doch wohl nicht verhaften, oder? Ich bin gerade erst hier angekommen. Ich hab noch nicht einen Penny verdient.«
    »Und Sparrow wird Ihnen ein blaues Auge schlagen, wenn Sie ohne Geld nach Hause kommen, richtig? Ein wirklich witziger Kerl«, sagte ich. »Hat er Clarrie auch immer verprügelt?«
    »Sie haben Clarrie gefunden, ja?«, fragte sie leise.
    »Ich habe ihre Leiche gesehen, in der Leichenkammer. Gefunden habe ich sie nicht, nein. Die Flusspolizei hat sie gefunden. Sie wurde aus der Themse gezogen.«
    Rose seufzte. »Es ist einfach nicht fair«, sagte sie. »Das hat das Phantom ihr angetan, stimmt’s?«
    Sie sagte es mit einer dumpfen Selbstverständlichkeit, die trauriger klang, als jeder dramatische Tonfall.
    »Sie haben wohl Angst, dass es sie eines Nachts ebenfalls findet, wie?«, erwiderte ich.
    »Ich hab es sogar schon mal gesehen«, lautete ihre Antwort.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. »Was denn?«, fragte ich. »Wann? Wo? Doch nicht heute Nacht, oder?«
    »Nein, vor ein paar Wochen, kurz vor Clarries Verschwinden. Ich hab sie an jenem Tag noch einmal gesehen und danach nie mehr. Ich wusste gleich, dass das Phantom sie erwischt hat. Sie hatte Angst vor ihm. Wir alle haben Angst vor ihm, aber Clarrie, sie wusste, dass das Phantom nach ihr suchte.«
    »Das hat Daisy Smith auch gesagt«, entgegnete ich.
    »Daisy und Clarrie. Die beiden waren gute Freundinnen.«
    »Verraten Sie mir, Rose, wo Sie das Phantom gesehen haben und wie es dazu gekommen ist«, bat ich mit leiser Stimme.
    »Es war in der Woche vor der, in der wir diesen richtig dicken Nebel hatten. Ich glaube, es war der Donnerstag.« Sie stockte. »Das Wetter war nicht gut. Der Nebel war aus dem Fluss aufgestiegen. Er war noch nicht so schlimm wie ein paar Tage später am Wochenende, aber schlimm genug. Unten am Wasser wirbelten die Schwaden umher, und es war verwirrend für alles und jeden, der bei diesem Wetter unterwegs war. Die Kälte schlich sich in die Knochen. Ich hielt bei einem Imbissstand und kaufte mir eine heiße Kartoffel. Ich stellte mich an den Ofen, um mich aufzuwärmen, während ich aß. Ich kenne den Verkäufer – ich kaufe mir häufig etwas zu essen bei ihm, wenn es kalt ist. Kaum war ich fertig und wieder unterwegs, ich war noch nicht weit gekommen, hörte ich Schritte hinter mir hereilen. Ich drehte mich schnell um – aber ich war nicht schnell genug. Da stand es, direkt hinter mir, ganz in weiße Gewänder gehüllt, wie in ein Leichentuch, mit großen schwarzen Löchern, wo Augen hätten sein müssen … und es redete zu mir.«
    Es war meines Wissens das erste Mal, dass das Phantom zu jemandem gesprochen hatte. Aufgeregt fragte ich: »Was hat es gesagt? Wie klang seine Stimme?«
    »Sehr weich«, sagte sie. »Eigenartig, man sollte meinen, dass sie rau wäre, krächzend. Aber nein. Sie war sanft und wohlklingend und passte so gar nicht zu diesem Gesicht. Es nannte mich eine Hure, eine Tochter der Sünde, und es … es fauchte mich an. Ich schrie, so laut ich konnte, und der Mann am Kartoffelstand weiter die Straße hinunter, er hörte meinen Schrei und kam herbeigerannt. Er brüllte schon von Weitem, was denn passiert wäre, weil er mich an der Stimme erkannt hatte. Als das Phantom hörte, dass jemand kam, verschwand es einfach so im Nebel, als hätte es sich in Luft aufgelöst. Bis der Verkäufer bei mir war, war es längst weg. Ich zitterte am ganzen Leib.«
    Rose hatte Clarrie am Donnerstag gesehen – und war am gleichen Abend dem Phantom begegnet. Doch falls es an jenem Abend nach Clarrie gesucht hatte, so hatte es sie nicht gefunden, denn Daisy hatte ihre Freundin am nächsten Morgen bei einem Kaffeestand getroffen.
    »Sie hatten ziemliches Glück«, sagte ich zu Rose. Und das hatte sie in der Tat gehabt, denn auch sie hatte das Phantom aus unmittelbarer Nähe gesehen und sogar seine Stimme gehört – möglicherweise hatte nur der herbeieilende Kartoffelmann sie gerettet. Falls das Phantom in jener Nacht ausgezogen war, um seine Technik mit der Schnur zu üben, dann wäre es ansonsten vielleicht Roses Leichnam gewesen, den ich in Wapping gesehen hätte.
    »Vielleicht.« Ihre Gedanken waren die gleichen wie meine. »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich ihn nicht gesehen hätte. Clarrie hat ihn gesehen, und was hat sie nun davon? Vielleicht sucht er auch nach

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