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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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und so grausam zu zerstören, etwas so Wunderschönes zu vernichten, das ist unverzeihlich.«
    Ich äußerte noch einige wenige Worte des Bedauerns, sowohl für seinen Verlust als auch für mein Eindringen, bevor ich mich zurückzog. Ich bezweifle, dass er sie überhaupt wahrnahm.
    Miss Marchwood erwartete mich unten in der Halle. Als ich am Fuß der Treppe ankam, wandte sie sich wortlos um und führte mich in den Salon mit dem großen Flügel. Ich schloss hinter uns die Tür und trat zu einem der Fenster, um den Vorhang ein wenig zur Seite zu ziehen. Ich ziehe es vor, Zeugen ins Gesicht zu sehen, und schon Benedict hatte mir geschickt einen Strich durch die Rechnung gemacht. An Marchwoods Gesicht erkannte ich, dass sie mein Vorgehen missbilligte, obwohl sie es wahrscheinlich verstehen konnte. Noch immer schweigend nahmen wir einander gegenüber Platz. Auf dem Kaminsims tickte eine Uhr aus Porzellan. Das Geräusch wirkte unnatürlich laut.
    Sie wartete darauf, dass ich unsere Konversation begann. »Das ist eine hübsche Uhr«, bemerkte ich, um das Eis zu brechen.
    »Sie stammt aus der Manufaktur Meißen«, antwortete sie. »Mr. Benedict hat sie von einer seiner Reisen mitgebracht.«
    Ich fragte sie, wie lange sie in den Diensten von Mrs. Benedict gestanden hatte.
    »Seit Mr. Benedict seine Frau aus Italien mit nach England gebracht hat«, antwortete sie. »Seit fast neun Jahren.« Ihre Augen hinter dem Kneifer blinzelten rasch. Sie gab sich die größte Mühe, nicht vor mir in Tränen auszubrechen.
    »Dann müssen Sie und Mrs. Benedict sich einander sehr nahgekommen sein. Es muss eine schlimme Erfahrung für Sie gewesen sein«, sagte ich mitfühlend.
    Sie neigte den Kopf, doch sie sagte nichts. In mir verstärkte sich das Gefühl, dass ich Miss Marchwood die Würmer aus der Nase ziehen musste, wenn ich etwas erfahren wollte. Aus Loyalität gegenüber der Toten? Oder aus einem fehlgeleiteten Sinn für Schicklichkeit? Weil meine Anwesenheit hier das Haus beschmutzte? Ich sollte meine elenden Ermittlungen schließlich weit abseits dieses anständigen Hauses mit seinem Salon und dem Flügel mit der silbern gerahmten Fotografie und der Meißener Uhr anstellen, nicht wahr?
    »Waren Sie vor diesem tragischen Ereignis glücklich im Haushalt der Benedicts, Miss Marchwood?«
    »Ich war sogar sehr glücklich hier!«, schnappte sie. Dann verschränkte sie die Hände fest im Schoß und presste die Lippen aufeinander.
    »Schön. Nun denn, erzählen Sie mir doch bitte von letztem Samstag.«
    Ich hatte befürchtet, auf mehr Zurückhaltung zu stoßen, doch sie begann nahezu ohne Umstände zu erzählen. Ich fragte mich, ob sie sich ihre Geschichte zurechtgelegt hatte in Erwartung meines Besuches. Doch ich bemerkte auch, dass sich ihre verschränkten Finger beim Reden wiederholt verkrampften, entspannten, wieder verkrampften und so weiter.
    »Mrs. Benedict wollte ein Schmuckstück, eine Brosche, genau gesagt, zum Juwelier in der Burlington Arcade bringen. Sie kannte den Juwelier gut. Sein Name ist Tedeschi, und er ist italienischer Abstammung, schätze ich. Mrs. Benedict war gerne in seinem Laden. Sie – und Mr. Benedict – haben in der Vergangenheit die verschiedensten Schmuckstücke von Mr. Tedeschi erstanden.«
    »Warum brachte sie die Brosche dorthin? War etwas nicht in Ordnung damit?«
    »Nein, sie gefiel ihr nur nicht mehr, und deswegen hat sie sie nie getragen. Sie wollte wissen, ob man sie zu einem Ring umarbeiten konnte, wenn man das Gold und die Steine benutzt. Mr. Tedeschi bejahte ihre Frage. Wir, das heißt, sie ließ ihm die Brosche da.«
    »Bei Ihrem Aufbruch, hatten Sie da keine Ahnung, dass das Wetter in London so schlimm werden könnte?«
    Miss Marchwood nahm ihren Kneifer ab und massierte die gerötete Stelle auf dem Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger. »Nein, obwohl es hier ebenfalls bewölkt war. Natürlich kommt es gelegentlich – an den schlimmsten Tagen zumindest – vor, dass der Londoner Nebel sich bis hierher ausbreitet. Aber diesmal gab es nichts, was darauf hingewiesen hätte, dass wir besser zu Hause geblieben wären.«
    Sie setzte den Kneifer wieder auf und fuhr in lebhafterem Ton fort: »Wir nahmen den Zug um halb drei, nach dem Mittagessen. Als wir uns London näherten, bemerkten wir, wie sich ein dichter, vom Rauch gelber Nebel über der Stadt zusammenbraute. Er hatte bereits die Vororte erreicht. Bis wir in Waterloo ankamen, war es äußerst unangenehm geworden. Wir stiegen aus dem

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