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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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bringen.«
    Das Warten im Torbogen, während Mrs. Scott davongefahren war, und die sich daran anschließende, wenig zufriedenstellende Unterhaltung mit Miss Marchwood draußen vor dem Saal hatten eine gute halbe Stunde Zeit in Anspruch genommen. Was bedeutete, dass es unterdessen noch dunkler geworden war. Anständige Menschen saßen längst zu Hause vor dem eigenen Kamin. Bessie und ich wanderten durch Straßen, die nahezu leer waren – mit Ausnahme derjenigen, die unterwegs waren für ein nächtliches Amüsement. Ich marschierte mit forschem Schritt, begierig, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
    »Der Inspector fragt sich ganz bestimmt, wo wir so lange bleiben, Missus«, sagte Bessie, während sie neben mir hertrippelte.
    »Ich bedaure nur, dass wir nicht mehr herausgefunden haben, was wir ihm erzählen können«, erwiderte ich. »Wenn ich Miss Marchwood doch nur hätte überreden können, sich mir anzuvertrauen! Aber vielleicht bekomme ich noch eine Gelegenheit.«
    Auf der anderen Straßenseite, an der Ecke, hatte sich ein Pub mit Kundschaft gefüllt. Menschen drängten sich im Eingang, und aus dem Innern ertönten das Geräusch eines Klaviers und der Lärm von Stimmen. Plötzlich gab es einen Tumult. Stimmen wurden laut, Frauenstimmen, und ein wütender Streit entbrannte. Glas barst, Stühle kippten.
    »Kommen Sie weiter, Missus«, drängte Bessie und zerrte an meinem Arm. »Es gibt bestimmt gleich eine Schlägerei!«
    Sie hatte recht. Die Tür flog auf, und zwei weibliche Gestalten wurden von einem stämmigen Barmann unter dem wilden Gelächter der übrigen Gäste unsanft auf die Straße gesetzt.
    »Und wagt es nicht, wieder reinzukommen!«, brüllte er die beiden an. »Tragt euren Streit woanders aus!«
    Die Frauen ignorierten ihn völlig. Sie waren viel zu sehr mit ihrem Gezänk beschäftigt, warfen sich Anschuldigungen und Beleidigungen an den Kopf und fluchten dabei wie die Soldaten, schwangen die Fäuste, kratzten und bissen und zerrten an ihren Kleidern.
    »Warum kommt keiner von den Männern nach draußen und trennt die beiden?«, fragte ich.
    »Es sind Straßenmädchen, Missus«, erklärte Bessie. »Sie zanken ständig wegen irgendwas. Eine der beiden war wahrscheinlich im Revier der anderen.«
    »Revier?«, fragte ich.
    »Ja, Missus, Revier. Sie teilen die Straßen und Pubs untereinander in Reviere auf. Eine der beiden hat wahrscheinlich versucht, der anderen die Kundschaft wegzunehmen. Das ist nichts für Sie, Missus!«, erklärte Bessie todernst. »Kommen Sie, verschwinden wir lieber von hier!«
    Doch in diesem Augenblick rief eines der keifenden und zankenden Mädchen: »Sieh nur, was du getan hast! Meine Federn! Du hast meine schönen Federn geknickt!«
    Sie hatten sich vorübergehend voneinander gelöst und standen sich einen Schritt voneinander entfernt gegenüber, beide außer Atem und fürs Erste außerstande, den Kampf fortzusetzen. Eine der beiden hielt einen lächerlich kleinen Hut vor sich mit einem übel zugerichteten Strauß grell gefärbter Federn. Das unbedeckte Haar hatte sich gelöst und hing ihr wirr bis auf die Schultern. Im Licht der Kneipenbeleuchtung, das durch die Fenster auf die Straße fiel, konnte ich erkennen, dass die Haare grellrot schimmerten.
    Zu Bessies Bestürzung rannte ich quer über die Straße auf die Rothaarige zu. »Daisy!«, rief ich. »Daisy Smith!«
    Die Rothaarige schenkte mir keinerlei Beachtung; sie streckte noch immer der anderen ihren beschädigten Hut hin. Ihre Miene war von Wut verzerrt und von etwas, das ich nur als Blutdurst zu beschreiben vermag.
    »Dafür wirst du bezahlen, Lily Spraggs! Das war mein bester Hut!«
    So groß war die Wut und der Durst nach Rache in ihrem Gesicht und ihrer Stimme und die offensichtliche Absicht, der anderen ernsthaften Schaden zuzufügen, dass Lily Spraggs sich klugerweise für den besseren Teil der Tapferkeit entschied und flüchtete.
    Die Rothaarige stand allein auf dem Schlachtfeld und murmelte wütend vor sich hin, während sie ihren Hut begutachtete und sich bemühte, die gebrochenen Federn wieder zu richten.
    »Daisy Smith! Sie sind doch Daisy Smith, oder nicht?« Ich musste beinahe brüllen, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen.
    Endlich blickte sie auf und sah von Bessie zu mir und wieder zu Bessie. »Wer will das wissen?«, verlangte sie zu erfahren und stemmte herausfordernd die Hände in die Hüften. »Und wer sind Sie überhaupt?«
    Ich erschrak, als mir klar wurde, dass sie sich auf den

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