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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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seit neun Jahren bei Ihnen angestellt, Mr. Benedict, und Sie kannten sie gut. Sie könnten uns auch alternativ einen Namen geben, den eines Verwandten oder eines engen Freundes der Familie. Wenn ich recht informiert bin, war sie entfernt befreundet mit einer Witwe, mit der sie sich jeden Sonntag bei der Temperenzbewegung getroffen hat. Allerdings zögere ich, eine Frau zu fragen …«
    »Selbstverständlich, Sie haben recht«, sagte er unwirsch. »Sie lassen mir erstens keine andere Wahl, und zweitens ist es ja wohl meine Pflicht. Ich komme gleich mit Ihnen. Lassen Sie mir nur ein paar Minuten Zeit, damit ich mich fertig machen kann. Wenn Sie vielleicht unten warten möchten?«
    »Ich warte draußen«, erbot ich mich. »Beim Tor.«
    Der Gärtner arbeitete immer noch am gleichen Fleck wie bei meiner Ankunft. Ich schlenderte zu ihm und erkundigte mich, ob er gesehen hatte, wie Miss Marchwood an diesem Vormittag das Haus verlassen hatte. Er bedachte mich mit einem eigenartigen Blick, als würde ihn meine Frage verwirren, bevor er einräumte, sie gesehen zu haben, wenn auch nur flüchtig. Er hatte ihr einen guten Morgen gewünscht, und sie hatte den Gruß erwidert. Mehr hatten sie nicht miteinander gesprochen. Sie hatte den Schleier vor dem Gesicht getragen, und er hatte ihre Miene nicht sehen können. Sie war vermutlich den Berg hinunter nach Egham gegangen. Er hatte niemanden gesehen, der ihr gefolgt war.
    »Ich war beschäftigt, Sir. Ich habe nicht darauf geachtet. Aber sie gehört zu dieser Sorte von Lady, wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen, zu dieser stillen Sorte. Man nimmt keine Notiz von ihr und achtet nicht auf das, was sie tut. Später, nicht lange nachdem sie gegangen war, kam der Bote mit einem Paket für Mr. Benedict. Ich ging mit ihm zum Haus, um ihm beim Reintragen zu helfen, dann die Treppe hinauf und zum Arbeitszimmer von Mr. Benedict. Es sah aus wie eins von diesen Bildern.«
    Das Eintreffen des Boten hatte eine willkommene Ablenkung im Arbeitstag des Gärtners dargestellt. Nicht jedoch das Kommen oder Gehen der Gesellschafterin. Warum auch? Niemand hatte Isabella Marchwood je Beachtung geschenkt, einer stillen, zurückhaltenden und dennoch gequälten Seele. Niemand würde sie vermissen.
    Vielleicht hatte das Fuhrwerk des Boten verhindert, dass Miss Marchwood bereits auf dem Weg den Berg hinunter angegriffen worden war, sinnierte ich. Es musste um diese Zeit auf dem Weg zum Haus gewesen sein.
    Benedict und ich fuhren schweigend nach Waterloo zurück. Während er mit leerem Blick aus dem Zugfenster starrte, ging ich in Gedanken die Fakten noch einmal durch. Verstohlen nahm ich meine Taschenuhr hervor und maß die Zeit zwischen den einzelnen Halts. Wo war Isabella Marchwood gestorben? Auf dem Stück vor Clapham – oder erst danach? War ihr Mörder in Clapham, Vauxhall oder gar erst in Waterloo aus dem Zug gestiegen? Ich spähte bei jedem dieser Bahnhöfe aus dem Fenster, als könnte ich vom Zug aus irgendwelche Indizien entdecken. Sowohl in Clapham als auch in Richmond waren uniformierte Beamte der Eisenbahnpolizei zu sehen, die auf den Bahnsteigen Reisende befragten. Burns machte seinen Teil der Arbeit.
    Benedict schien alledem keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. Er saß in Gedanken verloren da; vielleicht wappnete er sich innerlich für die wahrlich nicht angenehme Aufgabe, die vor ihm lag.
    Ich musste, als wir aus Clapham fuhren, daran denken, dass Mrs. Scott in dieser Ortschaft wohnte. Fawcett wahrscheinlich ebenfalls – wie ich von Lizzie erfahren hatte, war er beide Male nach dem Ende der Treffen bei Mrs. Scott in der Kutsche mitgefahren.
    Es konnte etwas bedeuten, oder aber auch nicht. Genau wie alle anderen scheinbaren Zusammenhänge.
    Theorien! Mit einem Seufzer steckte ich meine Taschenuhr ein, als wir Waterloo erreichten. Wir haben nichts als Theorien, was die beiden brutalen Morde an respektablen Frauen angeht! Ich betrachtete Allegra Benedict nach wie vor als ehrbare Frau – Fawcetts geschmacklose Verführung einer verletzlichen, naiven Frau, falls es das gewesen war, zerstörte nicht das Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte, ganz im Gegensatz zu ihrem Ehemann.
    Benedict überstand die Tortur einigermaßen gefasst. Diesmal wurde er nicht ohnmächtig und murmelte auch kein zusammenhangloses Zeug. Er starrte entschlossen auf das aufgedeckte Gesicht der Toten und nickte. »Ja«, sagte er. »Das ist Isabella Marchwood, die Gesellschafterin meiner verstorbenen Frau.

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