Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Stentorstimme erschallen: »Amy … wo bist du?«
    »Ich komme«, ertönte eine piepsige Stimme.
    »Eil dich, die Polizei!«, rief Miss Hinchliffe.
    Atemlos kam Miss Murgatroyd herangetrippelt. Der Saum ihres Kleides hing herunter, und einzelne Haa r strähnen waren aus dem schlecht sitzenden Netz g e rutscht. Ihr gutmütiges rundes Gesicht strahlte den I n spektor erwartungsvoll an.
    »Wo warst du, als der Überfall stattfand? Das will er von dir wissen, Amy«, sagte Miss Hinchliffe und zwinke r te.
    »Oh, mein Gott!«, keuchte Miss Murgatroyd. »Natü r lich, das hätte ich mir überlegen müssen. Es handelt sich natürlich ums Alibi, also, ich stand neben jemandem.«
    »Nicht neben mir«, sagte Miss Hinchliffe.
    »Oh, mein Gott, nicht neben dir? … Ja, natürlich, ich bewunderte gerade die Chrysanthemen … übrigens gar keine besonders schönen Exemplare, und da passierte es … das heißt, ich wusste gar nicht, dass etwas passiert war … Ich meine, ich wusste nicht, dass so etwas geschah. Ich hörte nur eine Stimme, die rief: ›Bitte, alle die Hände hoch!‹«
    »›Hände hoch!‹«, verbesserte Miss Hinchliffe. »Von ›bi t te‹ war keine Rede.«
    »Ich schäme mich direkt, wenn ich daran denke, dass ich die Sache amüsant fand, bis dieses Mädchen anfing zu schreien. Aber dann bekam ich auf einmal einen Schlag gegen meine Hühneraugen, das tat entsetzlich weh … Wo l len Sie noch mehr wissen, Herr Inspektor?«
    »Danke, nein«, antwortete der Inspektor und betracht e te sie forschend. »Ich glaube nicht.«
     
    Dem Inspektor gefiel das schäbige große Zimmer, es erinnerte ihn an sein Elternhaus in Cumberland: verblas s ter Chintz, abgenutzte Klubsessel, der Tisch voll mit Blumen und Büchern, in einem Korb ein schlafender Spaniel. Auch Mrs Harmond fand er sehr sympathisch, obwohl sie ihm sofort offen erklärte:
    »Ich werde Ihnen kaum helfen können. Ich hatte meine Augen fest zugekniffen, ich kann es nicht ertragen, g e blendet zu werden. Und dann knallten die Schüsse, und da kniff ich die Augen noch fester zu, und ich wünschte so sehr, dass es ein ruhiger Mord wäre. Schießen kann ich nun einmal nicht vertragen!«
    »Sie haben also nichts gesehen?«, fragte der Inspektor. »Gehört haben Sie doch etwas?«
    »Oh, großer Gott, jawohl, es gab viel zu hören. Türen wurden aufgerissen und wieder zugemacht, blöde Sachen wurden gesagt, die Leute keuchten und schrien, und Mi z zi brüllte, als ob sie am Spieß steckte … und die arme Bunny quietschte wie ein zu Tode erschrockenes Kani n chen. Und einer stolperte über den andern. Und dann ging auf einmal das Licht wieder an, und alles war wie vorher … ich meine, nicht wirklich wie vorher, aber wir waren wieder wir selbst, nicht einfach Menschen in einer ägyptischen Finsternis. Im Dunkeln wirken Menschen doch ganz anders, finden Sie nicht auch? … Und dann lag er da. Ein … ein kümmerlich aussehender Ausländer … mit einem jungen, rosigen Gesicht, die Augen waren wie erstaunt aufgerissen … da lag er und war mausetot … n e ben ihm ein Revolver. All das war mir völlig unerklä r lich.«

8
     
    C raddock unterbreitete seinem Vorgesetzten, der ger a de ein Telegramm der Schweizer Polizei las, den sauber getippten Bericht über die Verne h mungen.
    »Er war also vorbestraft«, sagte Rydesdale. »Hm … das konnte man sich denken … Diebstahl von Schmucks a chen … Unterschlagungen … ja … Scheckfälschung … also ein ausgesprochener Gauner.«
    »Jawohl, Sir … aber ein kleiner Gauner.«
    »Richtig. Doch Kleinigkeiten führen oft zu größeren Dingen.«
    »Ich verstehe die ganze Sache nicht, Sir.«
    »Wieso nicht? Das ist doch eine ganz klare Geschic h te … oder nicht? Aber wir wollen sehen, was Ihnen die Leute erzählt haben.«
    Er nahm den Bericht und überflog ihn rasch.
    »Das Übliche … ein Haufen Widersprüche und zweife l hafte Angaben. Es ist immer das Gleiche. Aber die Hauptsache scheint doch klar zu sein.«
    »Ich weiß, Sir … trotzdem halten wir mal die Tatsachen fest.«
    »Also, um 5 Uhr 20 nahm Rudi Schwarz in Medenham den Autobus nach Chipping Cleghorn; um sechs kam er dort an – laut Aussage des Chauffeurs und zweier Mitfa h render. Von der Bushaltestelle aus ging er in Richtung Little Paddocks. Ohne Schwierigkeiten konnte er ins Haus gelangen – wahrscheinlich durch die Vordertür. Im Zimmer bedrohte er die ganze Gesellschaft, gab zwei Schüsse ab, der eine streifte Miss Blacklock, dann e r schoss er sich, ob

Weitere Kostenlose Bücher