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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Haymes.«
    »Bitte sehr, Herr Inspektor«, erwiderte Phi l lipa kühl.
    »Mrs Haymes, Sie hatten mir doch gesagt, Ihr Mann sei in Italien gefallen?«
    »Ja … und?«
    »Warum haben Sie mir nicht die Wahrheit gesagt? W a rum haben Sie mir nicht gesagt, dass Ihr Mann desertiert ist?«
    Er sah, wie sie leichenblass wurde.
    Bitter entgegnete sie:
    »Müssen Sie alles ausgraben?«
    »Wir verlangen, dass uns die Wahrheit gesagt wird«, e r widerte Craddock trocken.
    Sie schwieg und sagte erst nach einer Weile:
    »Was wollen Sie nun tun? Es aller Welt sagen? Ist das notwendig? Ist das richtig von Ihnen?«
    »Weiß das hier niemand?«, fragte Craddock.
    »Niemand. Harry« – ihre Stimme änderte sich nun –, »mein Sohn weiß es nicht, und er soll es nie erfahren.«
    »Das halte ich nicht für richtig. Wenn der Junge groß genug ist, sollten Sie ihm die Wahrheit sagen. Falls er eines Tages selbst die Wahrheit entdeckt, wird das schlimm für ihn sein. Wenn Sie ihm Geschichten erzä h len, sein Vater sei als Held gestorben … «
    »Das tue ich nicht. Ich spreche einfach nicht darüber.«
    »Ihr Mann lebt noch?«
    »Vielleicht. Woher soll ich das wissen?«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen, Mrs Haymes?«
    »Seit Jahren nicht mehr«, antwortete sie rasch.
    »Sind Sie ganz sicher? Haben Sie ihn nicht vor ungefähr vierzehn Tagen gesehen und gesprochen?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich habe es nie für sehr wahrscheinlich gehalten, dass Sie sich mit Schwarz im Gartenhäuschen getroffen haben. Aber Mizzi behauptet es steif und fest. Ich glaube, Mrs Haymes, dass der Mann, den Sie damals am Morgen g e troffen haben, Ihr Gatte gewesen ist … «
    »Ich habe niemanden im Gartenhäuschen getroffen.«
    »Vielleicht hatte er kein Geld, und Sie haben ihm we l ches gegeben?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, sage ich Ihnen. Ich habe niemanden im Gartenhäuschen getroffen!«
    »Deserteure sind häufig in einer verzweifelten Lage. Oft beteiligen sie sich an Raubüberfällen und Einbrüchen. Und viele von ihnen haben ausländische Waffen, die sie von der Front mitgebracht haben.«
    »Ich weiß nicht, wo mein Mann ist, ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Ist das Ihr letztes Wort, Mrs Haymes?«
    »Ich kann Ihnen nichts anderes sagen.«
     
    Nachdem Craddock Phillipa verlassen hatte, murmelte er wütend vor sich hin:
    »Störrisch wie ein Maulesel!«
    Er war ziemlich sicher, dass Phillipa log, aber er konnte es ihr nicht nachweisen. Er wünschte, er wüsste etwas mehr über diesen Captain Haymes. Die Informationen, die er vom Militärdepartement erhalten hatte, waren recht dürftig, vor allem gab es keine Anhaltspunkte, dass Ha y mes ein Verbrecher geworden sei.
    Auch schien es unwahrscheinlich, dass Haymes die Tür geölt hatte. Das musste ein Hausbewohner getan haben oder jemand, der leicht Zutritt zum Haus hatte.
    Sinnend schaute er die Treppe an, und plötzlich fiel ihm ein, dass Julia auf dem Speicher gewesen war.
    Was hatte Julia dort zu suchen?
    Rasch ging Craddock in den ersten Stock. Niemand war dort.
    Er öffnete die Tür, aus der Julia getreten war, und ging die Wendeltreppe hinauf zum Speicher.
    Dort standen Kisten, alte Koffer, einige Möbelstücke, eine beschädigte Porzellanlampe, einiges Geschirr.
    Er öffnete einen der Koffer. Kleider … altmodische Damenkleider. Die gehörten wahrscheinlich Miss Blacklock oder ihrer verstorbenen Schwester.
    Er öffnete einen anderen Koffer: Vorhänge.
    Dann öffnete er ein Handköfferchen: Papiere und Bri e fe, vergilbte Briefe mit verblasster Schrift.
    Auf dem Deckel des Köfferchens standen die Initialen: »C. L. B.« Daraus schloss er, dass es Letitias Schwester Charlotte gehört hatte.
    Er begann einen der Briefe zu lesen:
     
    »Liebste Charlotte!
    Gestern ging es Belle viel besser, und sie konnte mit Randall, der sich einen Tag freigemacht hatte, zu einem Picknick fahren. Die Arizona-Vorzugsaktien steigen dauernd, Randall verdient ein Vermögen daran … «
     
    Den Rest überflog Craddock und schaute auf die Unte r schrift:
     
    »Viele Küsse, deine Letitia.«
     
    Er nahm einen anderen Brief.
     
    »Liebste Charlotte!
    Ich wünschte, du würdest dich nicht so vergraben und mal ab und zu einige Leute sehen. Du übertreibst. Deine Entstellung ist nicht halb so schlimm, wie du es dir vorstellst. Die Leute achten gar nicht darauf … «
     
    Craddock nickte. Er erinnerte sich daran, dass Belle Goedler gesagt hatte, Charlotte Blacklock habe eine en t

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