EIN NEUER ANFANG IN HOLLYWOOD
Pflicht.
Durch die Eheprobleme seiner Eltern war die Familie ohnehin schon einer starken Belastungsprobe ausgesetzt. Da wollte er die Situation nicht noch verschlimmern. Und diese Gefahr bestand, wenn er sich der falschen Frau öffnete – einer Frau, die ihm das Herz brechen konnte.
„Gut, dann erzähl ich dir zuerst, was Max so treibt. Bei dem ist wieder mal am meisten los.“ Behaglich lehnte er sich zurück. Es würde ein langes Gespräch werden.
Malibu war mehr als ein Strand. Es war West-Hollywood.
Die zahllosen kleinen Ferienhäuschen waren schon lange prächtigen Bauten gewichen, die sich an der Küste entlangzogen und fast jedes Jahr von der Flut bedroht waren.
Jetzt, Ende Februar, hingen die Wolken tief über dem grauen Ozean. Nur wenige abgehärtete Surfer trotzten dem kalten Wasser. Der Wind blies stürmisch, der Strand war fast menschenleer, die Möwen kreischten.
Diese Atmosphäre gefiel Val. Sie stand am Rande von Jack Hudsons Anwesen. Im Hintergrund hörte sie die Familie plaudern und lachen, und vor sich sah sie Sand und Meer. Die dem Ozean zugewandte Seite von Jacks Haus bestand vorwiegend aus Glas, damit man aufs Wasser hinaussehen konnte. Am Strand lief gerade ein schwarzer Labrador einem Stock hinterher, den sein Besitzer geworfen hatte.
Lächelnd wandte sie sich wieder der gut gelaunten Gruppe auf Jacks Veranda zu. Fast die gesamte Familie hatte sich hier zu einem Barbecue zusammengefunden. Nur zwei Paare fehlten: Luc und Gwen, die in Montana waren, und Jacks Schwester Charlotte mit ihrem Mann, deren Domizil in Frankreich lag. Sogar Sabrina und Markus waren gekommen; sie hielten sich allerdings voneinander fern. Davon abgesehen verlief der Tag prächtig.
Der kleine Theo Hudson, inzwischen fast drei Jahre alt, saß kichernd auf dem Schoß seiner Großmutter Sabrina, die ihn am Bauch kitzelte. Die Erwachsenen standen entweder ums Barbecue herum oder hatten es sich auf Liegestühlen bequem gemacht. Valerie genoss die entspannte Stimmung.
Das war eines der Dinge, die sie sich erträumt hatte, als sie Dev geheiratet hatte. Teil einer Großfamilie zu sein, mit allem, was dazugehörte: gemeinsam genießen, lachen, vielleicht auch einmal streiten. Sie selbst war als Einzelkind aufgewachsen; ihre Mutter war früh verstorben, und ihr Vater hatte nur für seine Arbeit gelebt. So etwas wie hier war völlig neu für sie, und sie wollte es richtig auskosten.
Mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht, ließ ihren Blick über die Gruppe fröhlicher Menschen schweifen – und blieb natürlich bei Dev hängen, der sich gerade mit seinem Bruder Max unterhielt. In den verwaschenen Jeans und dem abgetragenen grünen Pullover wirkte er wie ein verwegener Abenteurer, nicht wie ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn in beiden Rollen mochte. Obwohl dieser Dev entspannter wirkte, zugänglicher.
„Na, du kannst ja gar nicht die Augen von ihm lassen.“
„Was?“ Val zuckte zusammen. Als sie sich umwandte, sah sie ihre Schwägerin. „Mensch, Bella. Ich war gerade total in Gedanken. Du hast mich zu Tode erschreckt.“
„Tut mir leid. Ich war nur so fasziniert davon, wie du Dev gerade förmlich mit den Augen ausgezogen hast.“
„War mir das so deutlich anzumerken?“ Val war nicht gerade wild darauf, dieses Thema zu vertiefen. Alle Hudsons wussten, wie verrückt sie nach Dev war … und wie wenig er diese Faszination erwiderte. Aber sie hatte keine Lust, schon wieder darüber zu reden.
„Ich weiß, was dir gerade durch den Kopf geht“, stellte Bella fest, während sie sich gegen den verwitterten Holzzaun lehnte, „aber du täuschst dich. Niemand hat dir übel genommen, dass du Dev damals verlassen hast. Im Gegenteil, wir waren alle eher sauer auf ihn.“
„Oh, vielen Dank“, merkte Valerie leicht sarkastisch an. „Da wird mir doch gleich viel leichter ums Herz.“
„Ich will damit nur sagen … wir waren damals auf deiner Seite und sind es heute auch.“
„Und was ist mit der legendären Solidarität zwischen den Hudsons?“
„Die gibt es. Aber in diesem Fall gilt sie dir.“ Bella legte ihr den Arm um die Schulter und fuhr fort: „Wie ich dir schon mal sagte – du bist das Beste, was Dev passieren konnte. Und mit dieser Ansicht stehe ich nicht alleine da.“
Sosehr Val sich darüber freute – für sie zählte vor allem, was Devlin dachte. „Das nützt mir alles nichts, wenn Dev diese Ansicht nicht teilt.“
„Oh,
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