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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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und fordernd auf ihre. Sie zuckte, wich aber nicht zurück. Vergaß, dass sie eigentlich Angst hatte. Sehnte sich nur danach, von ihm berührt zu werden. Als ihr Mund sich öffnete, stöhnte Gerard auf und vertiefte den Kuss. Zog sanft ihren Kopf nach hinten und hinterließ mit seinen Lippen eine Feuerspur auf ihrem Hals.
    „Und was ist jetzt mit deinem David?“, knurrte er heiser. „Hat er jemals solche Empfindungen …“, seine Hand wanderte langsam weiter abwärts, umfasste ihre Brust, „… in dir wachgerufen?“
    „Ich kann mich nicht … ich weiß nicht …
    „Aber ich.“ Er keuchte, trat einen Schritt zurück. „Denn was du nicht weißt, macht dich nicht heiß. So wie ich. Mich würdest du doch nie vergessen, oder?“
    Ganz tief blickte er ihr in die Augen, als sie nicht antwortete. „Gib es zu“, verlangte er heiser, „eher lasse ich dich nicht …“
    Sie riss sich abrupt von ihm los, machte kehrt und lief ohne ein Wort zur Treppe. Drehte sich nicht um, blieb auch nicht stehen, als er sie rief, rannte einfach hoch in ihr Zimmer und ließ sich atemlos und zitternd auf ihr Bett fallen.
    Gequält schloss sie die Augen und schüttelte immer wieder erschüttert den Kopf. Warum wollte er sie? Ausgerechnet sie?
    Aufgewühlt lief sie zum Spiegel und verzog das Gesicht. Dass dieser atemberaubende Mann, der nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, und die schönsten Kandidatinnen drängelten sich auf seiner Bettkante, auf einmal sie begehrte – diese blasse Engländerin, wie er gesagt hatte – war schlichtweg absurd. Und dass er womöglich im Begriff war, sich in sie zu verlieben, absolut ausgeschlossen.
    Aber warum dann? Verstört blinzelnd nahm sie wieder Kurs auf ihr Bett und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Konnte es sein, dass ihn ihre scheue Art reizte? Dann hatte er entweder den Kopf verloren, als er sie geküsst hatte, oder er machte sie nur glauben, die begehrenswerteste Frau auf der ganzen Welt zu sein. Und sobald er erreicht hatte, was er wollte, hätte sie jeden Reiz für ihn verloren.
    Sie richtete sich auf. Traurig und wütend.
    Und zuckte förmlich zusammen, als es plötzlich klopfte.
    „Madame, möchten Sie etwas essen?“
    Kit atmete erleichtert auf, als sie die Stimme der Marokkanerin erkannte. „Vielen Dank, Halima, kommen Sie herein“, sagte sie und stand auf. Nun fiel ihr auf, dass die Hausangestellte ungewöhnlich verstört wirkte. Ihre Wange war geschwollen, und unter dem rechten Auge hatte sie einen großen blauen Fleck.
    „Halima?“ Betroffen ging Kit zu Halima und ergriff die Hand der Frau, die verschämt versuchte, ihr Gesicht abzuwenden. „Was ist mit Ihnen geschehen?“
    „Nichts … ich …“ Sie brach ab und senkte verlegen die Augen. „Amina hat Zimtbrot für Sie gebacken.“
    „Ach, hören Sie doch jetzt damit auf.“ Hastig nahm Kit ihr das Tablett ab und stellte es aufs Bett. „Was ist mit Ihrem Gesicht, Halima?“, fragte sie und berührte zur Verdeutlichung ihre eigene Wange.
    „Ich … bin gefallen“, stammelte sie, ohne den Blick zu heben. „Aber ich muss jetzt gehen.“
    „Sie sind gefallen?“ Da stimmt doch was nicht!, gab ihre innere Stimme erst leise, dann eindringlicher zu bedenken. Feine Schweißtröpfchen bildeten sich auf Kits Stirn. Konnte es sein? War es möglich, dass sie diese Situation schon einmal erlebt hatte? „Aber wobei sind Sie gefallen?“
    „Pardon, ich verstehe Sie nicht.“ Das stumme Flehen in Halimas Augen beunruhigte Kit. „Ich muss jetzt gehen.“
    „Bitte, Halima.“ Sie nahm wieder ihren Arm. „Wie ist das passiert?“
    Halima war nicht gefallen. Instinktiv spürte Kit, dass die junge Frau ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte, und begann zu zittern. Sie hätte schwören können, dass die Hausangestellte misshandelt worden war. Aber warum wusste sie das plötzlich so genau? Und wenn es wirklich stimmte, was hatte es mit ihr zu tun?
    „Ich gehe jetzt.“ Dieses Mal hielt Kit sie nicht zurück. Selbst als Halima längst aus ihrem Blickfeld verschwunden war, stand sie immer noch wie gelähmt da. Kalte Schauer der Angst liefen ihr über den Rücken. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum konnte sie sich immer noch nicht erinnern? Verzweifelt presste sie ihre geballten Hände gegen die Schläfen, als könne sie ihren Kopf dazu zwingen, auf diese Weise sein Geheimnis preiszugeben. Verdammt! Die Tür zu ihrer Vergangenheit – mit welchem Schlüssel ließ sie sich öffnen?

6. KAPITEL
    Als Kit am nächsten Morgen

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