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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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richtig verstehe, hast du für dich beschlossen, mir die Schuld an Halimas Unglück zu geben?“
    Was sollte sie ihm antworten? Ihr war zum Heulen zumute. Sie wusste genau, dass sie ihn mit ihren Worten mitten ins Herz getroffen hatte. Und sie hätte alles dafür gegeben, sie zurücknehmen zu können. Aber es hatte ihr so wehgetan, ihn so vertraut mit Zita zu sehen. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie auf diese Weise alle Kränkungen vertreiben. Doch sie wusste, dass es sinnlos war. Wie gelähmt stand sie da und starrte ihn einfach nur an.
    „Du kannst von Glück sagen, dass du eine Frau bist“, stellte er finster fest. „Einem Mann hätte ich auf ganz andere Art meine Meinung gesagt, das kannst du mir glauben. Gegen eine Frau allerdings, und jetzt hör mir gut zu, habe ich noch nie, auch nicht in der größten Wut, meine Hand erhoben.“ Er rückte von ihr ab. Demonstrativ. „Aber du glaubst mir ja ohnehin nicht. Was, zum Teufel, hast du …“
    „Gerard, es tut mir leid. So habe ich das nicht gemeint …“
    Er machte nur eine abwehrende Handbewegung. „Es tut dir leid?“ Er lachte bitter auf. „Wie lange? Bis zum nächsten Mal? Glaubst du, ich merke nicht, dass du jedes Mal, wenn ich mich dir nähere, fliehen möchtest wie ein scheues Reh? Und deine Augen sehen mich so feindselig an, beinahe hasserfüllt …“
    „Nein!“ Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Ich hasse dich nicht.“
    „Doch, das tust du.“ Er nickte resigniert. „Je mehr du dich zu mir hingezogen fühlst, desto mehr hasst du mich. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass du Angst vor der Nähe hast. Oder wovor du sonst zurückschreckst, geradezu panische Angst hast. Und die hast du. Das weißt du, Kit.“
    Ihr schnürte es die Kehle zu, wie er ihre Psyche auseinandernahm und sezierte.
    „Du malst dir aus, wie ich Halima misshandle. Unterstellst mir, dass ich den Charmeur nur spiele. Und in Wahrheit aber hinter meiner schönen Fassade ein Scheusal bin. So ist es doch, Kit? Du traust mir nicht über den Weg, oder?“
    Sie konnte nicht antworten. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es nicht sein konnte. Er würde sich nie an einer Frau vergreifen … aber dann war sie sich wieder unsicher. Hatte das Gefühl, eine innere Stimme würde sie vor ihm warnen. Und gleichzeitig sehnte sich ein anderer Teil in ihr geradezu schmerzlich nach ihm. Es war wie verhext. Wie sollte sie es ihm erklären, wenn sie es selbst nicht verstand?
    Es blieb ihr wohl keine andere Wahl. Sie musste gehen.
    Aber dann war er es, der sich erhob. „Kit …“, presste er schließlich hervor, und aus seiner Stimme war jede Wärme verschwunden. „Wir kommen so nicht weiter. Nächste Woche habe ich geschäftlich in Casablanca zu tun. Ich werde dich mitnehmen, und du kannst mit dem nächsten Flieger nach London zurück.“ Dann zuckte er die Achseln und ging.
    Sie blickte ihm hinterher, bis sie ihn nicht mehr sah.
    Mit Zita hatte das alles nichts mehr zu tun. Sie war nur der zündende Funke gewesen. Der Schock, der alles ins Rollen gebracht hatte. Ein stechender Schmerz durchflutete Kit. Noch vor wenigen Stunden hatte so viel Wärme in Gerards Blick gelegen – jetzt schien diese unwiederbringlich verschwunden.

7. KAPITEL
    Der restliche Abend und die Fahrt zurück nach Del Mahari waren ein einziger Albtraum, der nicht enden wollte. Das Taxi setzte sie vor dem Haus ab, Gerard schwieg frostig, Kit verabschiedete sich einsilbig von der sichtlich verstörten Colette und schleppte sich auf ihr Zimmer. Die ganze Zeit konnte sie immer nur an eines denken.
    Ich werde noch verrückt!
    Zita und ihre Begleitung hatten das Restaurant kurz nach Kits Rückkehr verlassen und waren zur Party eines befreundeten Arztes weitergezogen. Ihre Einladung, mitzukommen, hatte Gerard unwillig abgelehnt. Danach hatten Kit und Gerard sich angeschwiegen und Colette und Claude beim Tanzen zugesehen. Einmal hatte sie es gewagt, ihn anzusprechen – aber da hatte er gleich so abweisend reagiert, dass sie lieber nichts mehr sagte.
    Schon seit über einer Stunde wälzte Kit sich nun auf ihrem Bett hin und her, konnte einfach nicht einschlafen. Der Streit mit Gerard ging ihr nicht aus dem Kopf. Und überhaupt war das Leben so grausam.
    Irgendwann schwang sie sich aus dem Bett und beschloss, sich in der Küche eine warme Milch zu machen. Es hatte keinen Sinn, sich hier oben weiter den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht würde sie ja im Patio ein stilles Plätzchen finden, um zur

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