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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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feurigen Marokkaner. „Er arbeitet als beratender Arzt in unserer Klinik.“
    Kit fragte sich, wie Gerard reagieren würde. Denn es war offensichtlich, das Zita ihn eifersüchtig machen wollte. Auch Claude hatte es gesehen, zwinkerte Kit verschmitzt zu und zuckte die Achseln. Kit erwiderte sein Lächeln, um ihre Unsicherheit zu überspielen.
    Gerard reichte dem Marokkaner freundlich die Hand, auch wenn er – wie Kit fand – leicht reserviert dabei wirkte. Die drei unterhielten sich leise weiter, alles wirkte harmlos – bis Zita den Kopf kokett an Gerards Schulter lehnte und ihm tiefe Einblicke in ihr Dekolleté gewährte. Salem aber stand scheinbar völlig unbekümmert daneben.
    Beugte sich stattdessen jetzt mit einer geschmeidigen Bewegung nach vorn und streckte Kit die Hand entgegen. „Es ist mir eine Ehre, Kit … Ich darf doch Kit zu Ihnen sagen?“ Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Würden Sie mit mir tanzen?“
    „Gute Idee.“ Zita reagierte so prompt, dass Kit der Verdacht beschlich, es handele sich um ein abgekartetes Spiel. „Und du tanzt mit mir, Gerard, ja?“
    „Kit ging es nicht gut in letzter Zeit. Ich glaube kaum …“
    „Nein, ich tanze gern mit Ihnen“, fiel sie Gerard ins Wort. Und dann stand sie auf – mit einem trotzigen Funkeln in den Augen. Sollte er doch mit Zita tanzen, sollte er doch tun, was er wollte! Es war ihr egal, absolut gleichgültig.
    „Na dann, darf ich bitten, Madame?“ Salem führte sie zur Tanzfläche. Er wirkte völlig unverkrampft. Ganz im Gegensatz zu Kit, die Zitas kehliges Lachen hinter ihrem Rücken hörte. Steif wie ein Brett fühlte sie sich, als Salem den Arm um sie legte. Ausgerechnet jetzt musste die Band auch noch den Rhythmus ändern – stimmte eine zu Herzen gehende Ballade an. Salem zog sie an sich, aber nicht zu dicht, tanzte leichtfüßig und führte sicher. Obwohl Kit das gefiel, fühlte sie sich unbehaglich – neben Zita, die Gerard ihre Arme dekorativ wie einen Pelzkragen um den Nacken gelegt hatte. Und jedes Mal, wenn sie ihre Hüften wiegte, bebte ihr Busen verführerisch. Kit kochte innerlich. Das war ja kaum noch mit anzusehen!
    „Kennen Sie Gerard schon lange?“ Salem gab sich immer noch lässig, doch sein Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. Aber ob er verärgert oder gekränkt war, das konnte Kit nicht genau sagen.
    „Nein, erst seit etwa einer Woche. Und Sie, wie lange kennen Sie Zita schon?“
    „Schon viel zu lange.“
    Wie bitte? Kit zog eine Braue hoch. Da war so ein Unterton in seiner Stimme gewesen.
    Er lächelte etwas bitter. „Ich war immer da, verstehen Sie? Habe mich wie ein Hündchen mit den Brosamen vom Tisch Ihrer Majestät zufriedengegeben. Und heute Abend habe ich endlich begriffen, warum sie mich zwar in ihr Bett, nie aber in ihr Herz gelassen hat.“
    Seine Offenheit machte sie verlegen. Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Als er ihren bekümmerten Gesichtsausdruck bemerkte, lächelte er milde. „Entschuldigen Sie, Kit, ich belaste Sie hier mit meinen Problemen. Dabei haben Sie damit gar nichts zu tun. Aber Gerard hat Sie, glaube ich, sehr gern.“
    „Tatsächlich?“ Sie runzelte ungläubig die Stirn, nur ihre Stimme klang bitter. „Lassen Sie es mich so formulieren: Wenn Sie die Wahl hätten zwischen mir und Zita – hätte ich da eine Chance?“
    Er blieb wie angewurzelt stehen und sah sie an … ganz lange, dann zog er sie dichter an sich heran. Berührte mit seinem Kinn ihr Haar. Und Kit registrierte mit einer gewissen Genugtuung, dass Gerards Miene sich verfinsterte.
    „Aber natürlich“, antwortete Salem leise, „hätten Sie eine Chance. Ihr Gerard ist kein Dummkopf. Vertrauen Sie ihm nicht?“
    „Ihm vertrauen?“ Sie rückte etwas von ihm ab, legte ihm die Hände auf die Brust und sah zu ihm auf. „Nein, ich glaube, ich vertraue ihm nicht“, sagte sie schließlich und schüttelte leicht den Kopf. Dann verstummte die Musik, und Kit wollte lieber nicht mehr weitertanzen.
    Salem wirkte zwar ein wenig enttäuscht, trat aber doch mit ihr den Rückweg an. Zita und Gerard tanzten hingegen weiter. Als Kit an ihnen vorbeiging, umschlang die Französin gerade seinen Nacken, zog seinen Kopf herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Und jetzt kippte die Situation. Das, was Kit den ganzen Abend befürchtet hatte, trat ein – sie war der Lage nicht mehr gewachsen.
    Wut stieg in ihr auf. So viel, dass sie nicht mehr wusste, wohin damit. Sie raste zu ihrem Stuhl, schnappte sich ihre

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