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Ein Ort wie dieser

Ein Ort wie dieser

Titel: Ein Ort wie dieser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Aude Murail
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Fall müssen Ihre Erstklässler mitmachen … Vorsicht, Sie fallen gleich runter.«
     
    Am nächsten Tag sprach Montoriol sie an: »Denken Sie an mein Theaterstück?«
    An den folgenden Tagen begnügte er sich mit einer kleinen Geste, verbunden mit einer Erinnerung: »Denken Sie daran?«
    Cécile war wütend. Das war zwar noch keine Belästigung, aber nicht weit davon entfernt. Und doch musste sie irgendetwas bei der Aufführung zeigen. Sie hatte keine Schwierigkeiten, Stück für Stück eine Geschichte zu erfinden. Aber sie die Kinder auswendig lernen und dann vor Eltern spielen zu lassen – Innenstadteltern!
    »Wisst ihr, dass zu Weihnachten immer eine Aufführung vorbereitet wird?«, fragte sie schließlich ihre Schüler.
    »Ja. Alphonse, der lernt doofe Lieder«, rief Démor voller Genugtuung.
    Das war genau das, was sein ältester Bruder gesagt hatte.
    »Wir melden uns, wenn wir etwas sagen wollen!«, schimpfte ihn Cécile.
    Toussaint setzte noch einen drauf: »Ja, aber wir haben keine Lust, doofe Lieder zu singen.«
    Und doofe Stücke zu spielen?, dachte Cécile. Schon im Voraus entmutigt schlug sie den Kindern vor: »Und wenn wir Theater spielen würden?«
    »O jaa!« rief Ines mit Augen, die stärker funkelten als schwarze Diamanten. »Wir machen eine Geschichte von Kicko-Kack.«
    Baptiste hüpfte vor Begeisterung: »Und der macht Kacka auf die Eltern!«
    Er kauerte sich hin und machte
pups! pups!
, während die Kinder kicherten.
    »Baptiste, es reicht! Und außerdem machen wir keine Geschichte mit Kicko-Kack.«
    Allgemeine Fassungslosigkeit.
    »Warum?«, fragte Steven.
    Cécile konnte nicht antworten. Kicko-Kack Hase zu verleugnen hieß, sich selbst zu verleugnen.
    »Die Mamas mögen seinen Namen nicht«, sagte Philippine.
    Bleiernes Schweigen.
    »Könnten wir ihn anders nennen?«, schlug Cécile vor.
    »Das geht nicht«, sagte Eglantine de Saint-André. »Ich mag meinen Namen auch nicht, aber ich darf ihn nicht ändern.«
    Das war unbestreitbar. Die Kinder dachten ernsthaft nach, manche stützten den Kopf in die Hände. Der kleine Chinese meldete sich.
    »Ja, Vincent?«
    »Wir brauchen ihn in dem Stück doch nur Hase zu nennen. Kicko-Kack ist sein Geheimname. Den müssen wir den Eltern doch nicht sagen.«
    »Und auf die macht er Kacka!«, rief Baptiste und hüpfte wieder von seinem Stuhl. »Kack, kack, kack, kack!«
    Seine Nachbarn seufzten ermattet. Schließlich schlossen sich alle Vincents Meinung an, der die Gelegenheit nutzte und fragte: »Könnte ich Kicko-Kack spielen?«
    Toussaint schrie empört auf: »Mein Bruder ist der Hase, weil er verbrannt ist!«
    Démor plusterte sich auf, während alle anderen sich besorgt fragten: Aber wer bin dann ich?
    »Nur die Ruhe«, rief Cécile. »Zunächst einmal haben Hasenfamilien ganz viele Kinder.«
    »Das ist genau wie bei den Familien der Schwarzen«, sagte Floriane, die in aller Unschuld wiederholte, was ihr Vater gesagt hatte.
    Cécile ging lieber nicht darauf ein und begann, die Rollen zu verteilen. Eglantine würde eine weiße Häsin spielen, die in Hase Toussaint verliebt war. Ines wäre einem bösen Jäger in die Falle gegangen und würde von Floriane und Vincent befreit werden. Cécile kanalisierte Toms Aggressivität, indem sie ihm vorschlug, den wilden Fuchs zu spielen.
    »Und dann bring ich Kicko-Kack um!«, knurrte Tom und fletschte die Zähne.
    »Alles klar, komm nur und bring mich um!«, provozierte ihn Démor in Kampfstellung.
    Marianne willigte ein, sich als Tanne zu verkleiden, Maeva und Steven würden die Hände zusammenlegen und den Bau der Hasen darstellen. Für alle musste eine Rolle gefunden werden, selbst für die Schüchternsten, selbst für die Unselbstständigsten. Cécile versuchte, den Kindern ein paar Dialoge beizubringen, aber sie vergaßen sie so schnell, wie sie sie lernten. Die Stunde wurde so laut, dass Melanie einen Schüler der zweiten Klasse schickte, um zu fragen, »ob es möglich wäre, ein bisschen leiser zu sein«. Cécile flüchtete sich in die Bibliothek.
     
    Kaum hatte Omchen von dem Vorhaben erfahren, bot sie sich an, die Kostüme zu schneidern. Sie hatte inzwischen ihren Platz unter den Erstklässlern gefunden und scheute sich nicht, Klapse auf die Hintern zu verteilen, sobald die Lehrerin beschäftigt war. Die Kinder akzeptierten sie, wie sie war, und selbst diejenigen, die von ihr ein bisschen eingeschüchtert waren, begrüßten sie mit einem klangvollen »Guten Tag, Omchen!«, wenn sie die Bibliothek

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