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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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selbst hunderttausend, die sicher angelegt sind. Keine Verhaftungen, keine Jugendstrafen.«
    Ihr Interesse an Gaynor war also rein professionell.
    Und Gaynor spekulierte ein bißchen …
    »Bei der Whitman-Chemicals-Fusion hat er nicht zufällig mit abgesahnt?«
    »Nein. Daran habe ich natürlich auch gleich gedacht, von der Zeit her hätte es gepaßt. Dann habe ich seine Aktienbewegungen zurückverfolgt. Er hat in dem betreffenden Jahr ein paar ganz nette Gewinne gemacht, aber Whitman Chemicals hat er nicht angefaßt, und darüber kann er sich freuen. Estelle Gaynor hat Glück gehabt, sie war den Ermittlern nur eine Fußnote wert, aber den Neffen hätte die Börsenaufsicht allein wegen der nahen Verwandtschaft sofort hochgehen lassen, wenn da was gewesen wäre. Der Staat hätte den Gewinn eingestrichen, ihm außerdem noch eine Geldstrafe aufgebrummt und ihn in den Knast geschickt. Nein, seine Geschäfte sind total sauber. Schließlich hatte er ja auch immer genug Kohle.«
    »Manche Leute kriegen den Hals nie voll. Was ist mit den anderen Opfern?«
    »Außer Gaynors Tante ist keins mit der Whitman-Fusion in Verbindung zu bringen. Pearl war im Whitman-Vorstand, hat aber nie Aktien der anderen Firma gekauft. Bei Samantha Siddon und Anne Cathery gibt es keinen Verdacht auf Insidergeschäfte, aber spekuliert haben sie beide.«
    »Versuch, nicht unnötig Staub aufzuwirbeln, bis du weißt, was diese Frauen wirklich verband.«
    »Ja, allein die Séancen können es nicht gewesen sein. Sie müssen sich schon vorher gekannt haben.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was machen alte Damen, wenn sie sich treffen? Sie sprechen über ihre Kinder. Hältst du es für möglich, daß sie ein gemeinsames Geheimnis hatten, etwas, das vielleicht eine von ihnen den anderen anvertraut hat?«
    »Zum Beispiel einen Schuß Irrsinn in der Familie?«
    »Jetzt hack nicht schon wieder auf Henry Cathery herum. Er ist, wie viele Hochbegabte, im gesellschaftlichen Umgang unbeholfen, aber ein junger Mann mit Macke muß noch lange nicht seelisch gestört sein. Traust du ihm wirklich zu, daß er alte Damen absticht?«
    »Ja, natürlich. Und wenn sich herausstellen sollte, daß Anne Cathery darauf hinarbeitete, ihn einsperren zu lassen, um an sein Geld zu kommen, hatte er ja auch allen Grund dazu. Hochgehen lassen würde ich ihn trotzdem.«
    »Henry Cathery sehnt sich nur nach Ruhe und Frieden. Du wirst ihn doch nicht quälen wollen?«
    Charles zog mit dem Blick das Teppichmuster nach.
    Sie berührte seinen Arm, und er blickte widerstrebend auf. »Du magst Henry Cathery, nicht?«
    »Ich verstehe ihn.«
     
    »Haben deine Séance-Damen dir weitergeholfen? Haben sie dir gesagt, wo Redwing untergetaucht ist?«
    »Nein«, sagte Riker. »Sie haben nicht mal eine Kontaktadresse, Redwing ruft sie an. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die nächste Séance zu warten und sie dann zu beschatten. Und daß du mir nicht auf dumme Gedanken kommst, Mallory. Coffey hat das schon in die Hand genommen.«
    Die nächste Stunde verbrachte Riker damit, Mallorys Bier zu trinken und sie über Coffeys Fortschritte auf dem laufenden zu halten, die, wie er sagte, nicht der Rede wert waren.
    »Dr. Slope meint, es könnte bei der Ausführung der Morde kleine Varianten gegeben haben. Falls es sich um zwei Täter handelt, sind beide Rechtshänder und gehen unglaublich brutal vor. Aber die Wunden sind nicht identisch. Bei dem vierten Opfer sind sie ein bißchen anders ausgefallen, und Slope kann nicht mit Sicherheit sagen, ob sie das Werk eines Einzeltäters sind. Vielleicht hatte der Mann es diesmal aber auch nur verdammt eilig.«
    »Und daß es ein Mann und eine Frau gewesen sein könnten, glaubt er nicht?«
    »Nein, und darin muß ich ihm recht geben. Gedacht hab ich auch schon daran, aber daß eine Frau eine andere derart zurichtet, ist für mich einfach nicht drin. Versteh mich nicht falsch: Frauen können mit dem Messer und mit Schußwaffen genauso gut umgehen wie Männer, und sie leisten ganze Arbeit dabei. Wenn ich eine Leiche sehe, in die jemand ein ganzes Magazin geleert hat, denke ich sofort an eine weibliche Person. Aber diese Verstümmelungen deuten nicht auf eine Frau hin, sondern auf einen Mann, der Probleme mit Frauen hat.«
    Als Riker gegangen war, ließ Mallory mit Videogerät und Projektor ihre allabendliche Horrorshow ablaufen, in der Markowitz unermüdlich durch das blutige Geschehen tanzte.
    Hast du denn überhaupt nichts für mich? Nicht mal ein

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