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Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
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Ist auch egal. Ich liebe Nora. Sie ist so jung und so sauber irgendwie. Nicht wie die Frauen, mit denen ich sonst zusammen war. Die mich immer haben ganz klein werden lassen. Ich liebe Nora, weil sie so anders ist als diese Frauen, weil ich sie beschützen darf. Ich liebe, ich liebe. Ist das nicht schön, so was zu sagen. Ist es nicht das Allerschönste. Ist nicht alles andere Dreck dagegen?
    Und jetzt sitze ich in der Sonne. Trinke Kaffee und sehe den Hafen an. Die Berge. Ein paar Boote liegen im Hafen.
    Und da oben liegt sie. Ich weiß nicht, was man macht, mit soviel Glück in sich. Es ist auch so stark, weil ich jetzt alleine bin. Und eben doch nicht. Wäre Nora jetzt hier, müßte ich sie anfassen. Unentwegt. Um zu spüren, daß sie wirklich ist. Das war toll. Aber dann wäre ich nicht so bei mir. Ich trinke den Kaffee. Die Sonne wird kräftiger, und die Gänsehaut auf meinen nackten Beinen geht weg. Die Haut wird ganz warm, und im Kopf bin ich ein wenig müde. Ich trinke Kaffee. Und könnte platzen, vor Glück.
    Zack-platz-Gedärme raus auf den Platz. Der ist mit Steinen ausgelegt, und da lägen die DÄRME dann rum. Da machen Läden auf, und Leute gehen einkaufen. Ich will hier nicht mehr weg. Nie nicht weg. Das soll jetzt so bleiben. Nora soll auch bleiben. Sie ist die Frau, mit der ich Weihnachten vor Schaufenster gehen kann. Um die Eisenbahn anzusehen. Sie wird mich festhalten und meine Tränen weglecken.
    NORA im Hotel
    Wieso bin ich ein anderer Mensch, wenn Tom in der Nähe ist. Sage Sachen, die nicht von mir kommen. Mache Dinge, die nicht von mir kommen? Scheiß-Hotelzimmer. Heiß.
    Unten ist Tom. Mit Kurt Cobain wäre alles leichter. Mit Kurt wäre ich wie ich. Mit Tom bin ich mir fremd. Vielleicht wäre alles leichter, wenn ich Model wäre. Dann brauchte ich niemanden zum Lieben, weil das Leben spannend wäre. So habe ich Tom. Und alles ist nur anstrengend, wenn ich mit ihm zusammen bin. Aber allein sein kann ich auch nicht. Ich glaube mal, ich hasse mich. Und Tom wird mich auch hassen. Ich sage nichts Schlaues, ich bin nicht lustig. Ich bin nur durcheinander. Wäre ich Model, war das egal. Ich müßte ja mit niemandem reden. Unten wartet Tom auf mich. Er wird mit mir reden wollen, und ich will ja auch, aber kaum sehe ich ihn an, bin ich ganz zu, ganz blöd. Und dann kommt so eine schlechte Stimmung. Ich weiß auch nicht, ob ich ihn liebe. Kurt habe ich geliebt. Ich hatte viele Bilder von ihm in meinem Zimmer, und es war, als würden wir zusammen leben. Mit ihm konnte ich reden. Wir konnten auch viel lachen, und der ist jetzt tot. Als Kurt sich umgebracht hat, wollte ich auch nicht mehr leben. Ich geh jetzt runter zu Tom. Ich weiß nicht, ob ich den liebe. Ich weiß überhaupt nicht, was los ist.
    BETTINA bekommt Besuch
    Drei Wochen nachdem Bettina bei Murti war, zu einer Zeit, da sich ihr Liebeskummer schon fast aufgelöst hatte, wenn Bettina ehrlich gewesen wäre, aber wer ist das schon, hätte sie sagen müssen, der Liebeskummer war eigentlich weg. Nur am Leben gehalten durch ihre hart-näckigen Gedanken, die sie immer wieder hervorkramte, weil es ja auch ganz schön ist, so einen Liebeskummer zu haben, denn es heißt doch fühlen und ist nicht langweilig. Drei Wochen nachdem Bettina bei Murti war, abends, als Bettina schon im Bett lag und sich gerade darauf freute, vor dem Einschlafen noch ein bißchen an den Mann zu denken und zu leiden, klingelte es an der Tür.
    Bettina dachte, daß es eigentlich nur Vera sein könnte um diese Zeit. Aber wir alle ahnen, daß es natürlich nicht Vera war. Es war der Mann. Stand vor Bettinas Tür mit vielen Taschen und einem verzweifelten Gesicht. Der Mann war zurück, und Bettina dachte sich schnell, Gott sei Dank habe ich den Schmerz schön am Leben gehalten, sonst stände da ja jetzt einfach nur ein kleiner, nicht so schöner Mann vor der Tür. So aber, weil der Schmerz ja noch am Leben war, konnte sich Bettina sehr mitgenommen zeigen. Sie schloß den Mann in die Arme und drückte sehr fest zu, gegen die Fremdheit an. Der Mann verteilte seine Taschen in Bettinas Wohnung und ging dann sehr schnell in Bettinas Bett. Sie sah den Mann noch ein paar Stunden beim Schlafen zu. Und als sie dann irgendwann damit aufhörte, waren alle Gefühle für ihn wieder da. Bettina strich sich schnell noch Murtis Pulver für die Liebe in die Hand und schob die Hand an Körper-steilen des Mannes. Danke, Murti, flüsterte Bettina, und dann schlief sie auch. Unruhig und leicht, und sie

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