Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
dachte immer wieder: Jetzt habe ich vielleicht auch einen eigenen Menschen.
TOM kommt gut drauf
Tom und Nora waren zusammen, aus all den Gründen, warum Paare eben zusammen sind. Vielleicht lassen sich die Gründe aber auch zu einem Grund zusammenfassen.
Was das wohl für einer sein könnte, soll irgendwie wirklich jedem selbst einfallen. Tom und Nora waren kurz vor Venedig in so einem Dorf gelandet. Eigentlich wollten sie dort nur was essen. Gegenüber von dem Was-Essen hing an einem Haus ein Schild, wo drauf stand, daß da eine Wohnung frei wäre. Tom und Nora mieteten diese Wohnung.
Sie hatten gerade keine Lust mehr weiterzuziehen, vielleicht hatten sie auf die ganze Reise keine Lust mehr, aber wer sollte das zuerst aussprechen. Und müßte der, der es ausspräche, nicht auch einen Vorschlag machen? Sie zogen also in diese Wohnung. Die war möbliert, und als sie auf den Möbeln saßen, wußten sie nicht so richtig, was sie mit sich anfangen sollten. Auf einmal waren die Themen von Leuten, die unterwegs sind, weg. Und neue nicht da.
Nora machte in den nächsten Tagen die Wohnung sauber, und Tom überlegte sich, wie er Geld verdienen könne, und jeder dachte sich, das ist wie erwachsen spielen. Oder noch schlimmer: Vielleicht ist das, was wir hier machen, erwachsen.
Als Tom eines Nachmittags so im Ort rumlief, um sich was wegen des Geldes zu überlegen, aber in Wirklichkeit eher, um seine schönen langen Haare und das alles von den jungen Mädchen bestaunen zu lassen, traf er Paul. Und wer Paul kennt, weiß, daß das so was ist, wie einer Er-scheinung zu begegnen. Paul hatte auch lange Haare, aber während Tom immer aussah wie so ein Fotomodell aus den 80ern mit seinen Haaren, sahen Pauls Haare nach ehrlicher Rebellion aus. Nach Kriegsdienst verweigern, nach RAF und Indien, so sahen die Haare aus, die hingen um ein Gesicht, das verwittert war, nicht verlebt, nur so ein bißchen verwittert. Pauls Sachen waren so Dinge aus Leder und Fransen. Viel nackte Haut. Paul saß auf dem Platz des Ortes und spielte Gitarre. Tom konnte da natürlich nicht direkt hingehen, das hätte blöd ausgesehen. Lässig umkreiste er also wie ein Hai den Fremden und zog immer engere Kreise. Schließlich blieb er an einem Baum lehnen und sah in die Weite. Paul war es, der Tom dann ansprach. Er lud ihn zu einem Joint ein. Nach dem fünf-ten Joint, die Nacht war am Arbeiten, nach einigen ge-meinsamen Liedern und nach Pauls Lebensgeschichte, waren die beiden schon gute Bekannte. Paul war Reise-journalist oder etwas in der Art. Er arbeitet so wenig wie möglich, und auf seinen Reisen interessierten ihn nicht so viele Sachen. Die interessantesten Sachen waren Frauen, die nächstinteressantesten Sachen waren Frauen und danach kamen Hasch, Alkohol und Kokain, was auch noch ziemlich interessante Sachen waren. Paul wußte eine spannende Geschichte zu erzählen. Geschichten von Leuten, die richtig lebten. Von Seeräubern, denen er begegnet war, von Opiumhöhlen, Waffenhändlern und vielen Krankheiten. Natürlich ging es bei all diesen Geschichten auch immer um Frauen. Die Paul immer liebten, wenn er sie nicht liebte, oder umgekehrt. Pauls Frauengeschichten waren unbedingt tragisch. Paul wußte Bescheid. Er wußte, was man mit seiner Zeit anfängt. Wußte, wie das Leben zu einem spannenden Abenteuerurlaub wurde. Ziemlich schnell bewunderte Tom Paul. Er wünschte sich dessen Leben, dessen Freiheit und in diesen wenigen Stunden mit Paul wurde sein ganzes bisheriges Leben zu einer verdammt kleinen, langweiligen Geschichte.
Als Tom in der Nacht nach Hause kam, war er bekifft, und er hatte überhaupt keine Lust auf Nora. Wie sie in ihrem Bett lag und schlief. Wie sie sich verkrampfte, wenn sie Sex hatten, wie sie ihn ansah aus ängstlichen Tieraugen. Und wie sie so furchtbar langweilig war, mit ihren 18 Jahren.
Tom sehnte sich nach einem richtigen Männerleben nach diesem Abend. Und vielleicht würde Paul ihm ja zeigen, wie so ein Leben geht. . .
VERA raucht eine
Ich komme nach Hause. Mache die Tür zu meiner neuen Wohnung auf. So fängt es ja meistens an. Daß man irgendwelche Türen aufmacht, mein ich. Ich also die Tür aufge-macht und steh jedesmal wieder da und freue mich, weil mich niemand erwartet. Es ist tatsächlich so was wie meine erste eigene Wohnung. Sie ist klein und nicht so, wie man sich jetzt eine Wohnung für jemanden in meinem Alter vorstellen würde, aber es ist meine. Ich zieh mich direkt aus, weil, außer mir ist hier niemand,
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