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Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
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ein Ersatzleben bevorzugen.
    Wahrscheinlich mag der Mann auch Lachsersatz, das ist ungefährlicher. Ich rede mir gerne ein, daß der Mann mich nicht liebt, weil er Angst davor hat. Weil er doch gerade erst eine Beziehung hatte und weil er mit sich selber zurecht-kommen muß, wie er sagt. Aber ab und zu erkenne ich, daß ich mir da was vormache. Ich liebe den Mann. Der Mann liebt mich nicht. Ich glaube, diese Geschichte ist ganz schön alt. Da sind schon ganz andere dran gestorben. Wenn ich nah bei dem Mann stehe, muß ich ihn anfassen. Ich merke aber, daß der Mann nicht angefaßt werden will. Ich würde auch nicht angefaßt werden wollen von einem, den ich nicht liebe. Ich sehe ihn an. Er hat sehr viele Haare auf seinem Körper. Der Körper ist klein, und jede Gliedmaße sitzt.
    Er ist perfekt in seiner Kleinheit. Es muß schön sein, die Frau zu sein, die der Mann liebt. Er würde die Frau wärmen und sich an sie schmiegen wie ein großes Plüschtier. Wenn ich dran denke, daß der Mann sich irgendwann richtig verlieben wird, und ich stelle mir vor, wie er die Frau dann an-faßt mit seinen runden, warmen Händen, wie er sie zudeckt mit seinem pelzigen Körper, wie er sie küßt und wie sie seine Haare in den Mund nimmt, dann wird mir richtig schlecht.
    Der Mann liegt neben mir und schläft. Es ist merkwürdig, daß ich ganz sicher weiß, daß sich an unserer Situation nichts ändern wird. Liebe kommt nicht einfach so, irgendwann. Der Mann weiß, wie ich rede, wie ich denke, wie ich mich anfasse. Und wenn er mich deshalb nicht liebt, warum soll es später kommen? Ich seh das also und kriege es nicht hin, ihm zu sagen: Einen Freund behandelt man nicht so.
    Man schläft nicht mit einem Freund, wenn man weiß, man wird ihn nie lieben. Man quält keinen Freund, nur weil es angenehm ist, geliebt zu werden. Du bist kein Freund, sondern ein Arschloch. Das sage ich nicht. Ich hoffe auf etwas, von dem ich weiß, daß es nicht passieren wird. Ich habe keine Ahnung, wie das aufhören soll. Vielleicht wirklich erst, wenn er sich in eine andere verliebt. Oder wenn ich sterbe, weil ich übermüdet bin, zuwenig esse, zuviel leide.
    Jeden Tag habe ich das Gefühl, einen Tag meines Lebens zu verschenken. Aber wem eigentlich?
    DER MANN ist nicht verlieht
    Ich bin nicht verliebt in dich. Ich würde mich gerne verlieben, weil das ja auch ein schönes Gefühl ist, aber es geht nicht. Ich weiß, daß du darauf wartest. Ich kann dir jetzt schon sagen, es wird nicht passieren. Ich habe dir auch gesagt, daß ich nicht in dich verliebt bin. Du wolltest es nicht hören. Es ist also nicht mein Problem. Ich habe nie gelogen. Daß du das Hoffen nicht sein lassen kannst, da-für kann ich nichts. Ich habe mir da nichts vorzuwerfen.
    Als ich dich traf, konnte das keiner ahnen. Du warst die schönste Frau, die ich seit langem gesehen hatte. Vielleicht sind wir zu schnell ins Bett gegangen. Obwohl das wahrscheinlich Quatsch ist, den sich nur irgendwelche Zeitschriften ausdenken. Sie sollten nie am ersten Abend mit einem Mann schlafen, der sie länger interessiert und so.
    Die tun so, die Zeitschriften, als gäbe es einige sehr wenige Gesetze, und wenn eine Frau die einhält, kann sie einen Mann manipulieren wie nichts. Wie einen Hund.
    Männer sind auch Menschen. Natürlich ist das Gefühl, daß ich dich so einfach haben kann, nicht so aufregend, als wenn du es mir schwermachen würdest. Aber ich sag mal, wenn ich verliebt bin, ist es irgendwie völlig egal, wann eine Frau mit mir ins Bett geht. Du machst es mir zu einfach. Ich kann mit dir anstellen, was ich will, dein Blick ist voll Liebe. Ich schenke dir nichts, weil ich keine Lust habe, Geld für dich auszugeben, wenn ich nicht verliebt bin, habe ich solche Anwandlungen von Geiz. Wenn ich verliebt bin, denke ich gar nicht an mich. Ich habe keine Lust, deine Kindheit zu erfahren. Ich komme, wenn es mir paßt.
    Ich sage immer: Vielleicht komme ich noch. Das legt mich nicht fest. Aber meistens komme ich, warum nicht? Es ist unangenehm, allein zu sein. Du bist eine schöne Frau, du kannst gut zuhören, meistens habe ich Spaß mit dir. Wenn du nicht leidest. Ich schlafe nicht gerne alleine. Ich denke nicht viel darüber nach, warum ich mich nicht in dich verlieben kann. Arn Anfang dachte ich, es ginge. Als ich dich besser kennengelernt habe, merkte ich, es geht nicht. Vielleicht weil ich das Gefühl habe, daß du einen Mann nicht wirklich brauchst. Du hast eine Sehnsucht, aber eigentlich brauchst du

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