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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Und dafür sorgen, dass sie im Falle meines Todes zerstört werden. Das wollte ich auch tun, aber als ich sah, wer alles darin steht, brachte ich es nicht über mich. Vielleicht mache ich das doch noch. Sie verleihen dem, der sie besitzt, solche … Macht. Am Anfang benutzte Ballinger sie nur für gute Zwecke, verstehen Sie? Er hat es mir selbst gesagt. Damit zwang er bestimmte Leute, gegen Ungerechtigkeit oder Missbrauch vorzugehen, wenn sie anders nicht dazu zu bewegen waren.« War er im Begriff, Ausreden für Ballinger zu finden? Oder für sich selbst, weil er die Bilder nicht vernichtet hatte? Er blickte Hester ins Gesicht und erkannte ihre Verwirrung. Er wartete darauf, dass sie ihn fragte, ob er sie benutzen würde, doch das tat sie nicht.
    »Glauben Sie, dass Dinah unschuldig ist?«, wollte sie stattdessen wissen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Erst hielt ich das für möglich, aber nach Prozessbeginn befielen mich ernsthafte Zweifel. Jetzt bin ich in dieser Frage hin- und hergerissen, aber an Lambourns Selbstmord glaube ich immer weniger. Und wenn er tatsächlich umgebracht worden ist, dann weckt das viele Zweifel und wirft neue Fragen auf.«
    Über die Vorhalle näherten sich Schritte. Gleich darauf trat Ardmore ein und erinnerte Rathbone äußerst höflich daran, dass es Zeit war aufzubrechen.
    Lächelnd stand Hester auf und wandte sich zum Gehen. Erklärungen waren nicht vonnöten, nur ein leises »Au f W iedersehen«.
    Das Gespräch mit Hester beschäftigte Rathbone noch, als er eineinhalb Stunden später Sorley Coniston vor dem Gerichtssaal begegnete und sie kurze Grüße austauschten.
    »Morgen«, sagte Coniston mit der Andeutung eines Lächelns. »Harte Nuss für Sie, Rathbone. Was hat Sie nur darauf gebracht, diese Sache anzunehmen? Hab mich schon früher öfter gefragt, ob Sie manche Fälle bloß deshalb annehmen, weil sie berüchtigt sind, hab mir dann aber gesagt, dass Sie sich irgendwas dabei gedacht haben. Sie haben sich wohl nicht verändert, was?«
    »Nicht allzu sehr«, antwortete Rathbone trocken. Er kannte Coniston nicht besonders gut, glaubte aber, dass er ihn mögen würde, wenn sie mehr miteinander zu tun hätten. Er war unberechenbar und vertrat seine Meinungen bisweilen verblüffend aufrichtig. »Diesmal weiß ich selbst noch nicht, was ich mir dabei denke.«
    »Um Himmels willen, Mann!«, rief Coniston kopfschüttelnd. »Bei der Sache hier ist die einzige Frage, wie weit Sie die verdammte Opiumfrage ins Spiel bringen können. Lambourns Privatleben mag aus den Fugen geraten sein, aber er war ein anständiger Mann und immer aufrichtig. Zerren Sie nicht seine privaten Fehler an die Öffentlichkeit. Das haben seine Kinder nicht verdient, selbst wenn Sie glauben, dass es ihm recht geschieht.«
    Rathbone erwiderte sein Lächeln. »Kalte Füße?«, fragte er verschmitzt.
    »Werde sie ins Feuer halten«, erwiderte Coniston. » Ihre , meine ich.«
    »Wirklich?« Rathbone zuckte die Schultern mit einer Zuversicht, die er nicht empfand, und sie traten in den Gerichtssaal.
    Zwanzig Minuten später erhob sich Coniston, um die erste Zeugin zu befragen, Dinah Lambourns Schwägerin, Amity Herne.
    Rathbone verfolgte, wie sie über die freie Fläche zum Zeugenstand ging. Mit einer Hand anmutig den Rock fassend, damit sie nicht über den Saum stolperte, erklomm sie die Stufen nach oben und stellte sich dem Saal gegenüber hin.
    Gerne hätte Rathbone zu Dinah hinübergeschaut, um ihre Miene zu sehen, doch er wollte nicht die Aufmerksamkeit der Geschworenen auf sie lenken, solange sie Amity Herne so aufmerksam beobachteten. Er konnte nicht ermessen, welchen Schmerz es ihr bereiten musste zu erleben, dass ihre nächsten Angehörigen gegen sie aussagten. Gaben sie ihr die Schuld an Lambourns Tod? An dem Unglück, das zu seinem Selbstmord geführt hatte? Er würde es wohl bald erfahren. Plötzlich merkte er, dass er die Hände, die er, unsichtbar für die Zuschauer, unter dem Pult in den Schoß gelegt hatte, derart fest ineinander verkrampfte, dass ihn die Muskeln schmerzten.
    Amity schwor bei ihrem Namen, dass sie die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen würde. Sie wies sich als die Schwester Joel Lambourns aus, des verstorbenen Mannes der Angeklagten.
    »Mrs Herne, mein Beileid für den kürzlich erlittenen Verlust Ihres Bruders«, begann Coniston. »Und ich entschuldige mich dafür, dass ich die Pflicht habe, vor aller Öffentlichkeit ein Thema

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