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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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brach auseinander, Mrs Herne? Ist das nicht zu drastisch? Nur weil die Regierung seine Ansichten über … was auch immer das war, nicht akzeptierte?«
    »Das und auch …« Ihre Stimme erstarb. Niemand rührte sich. Es war, als wäre der ganze Saal erstarrt.
    Coniston wartete.
    »Das und auch sein persönliches Leben«, schloss Amity mit einem Flüstern.
    Pendock beugte sich etwas weiter vor. »Mrs Herne, mir ist bewusst, dass das für Sie entsetzlich schwer sein muss, aber ich muss Sie bitten, etwas lauter zu sprechen, damit die Geschworenen Sie hören können.«
    »Verzeihung«, murmelte sie niedergeschlagen. »Es ist mir fürchterlich … peinlich, das in der Öffentlichkeit zu erwähnen. Joel war ein sehr ruhiger Mann, lebte sehr zurückgezogen. Ich weiß nicht, wie ich das schonend formulieren kann.« Sie starrte Coniston an. Kein einziges Mal schweifte ihr Blick zu Rathbone ab. Man hätte meinen können, sie hätte gar nicht wahrgenommen, dass er anwesend war und sie bald ins Kreuzverhör nehmen würde. Ja, es schien, als hätte sie den ganzen Rest des Gerichts aus ihrem Bewusstsein ausgesperrt.
    »Sein persönliches Leben«, soufflierte Coniston. »Er war Ihr Bruder, Mrs Herne. Wenn er Ihnen etwas anvertraute, und sei es auch nur indirekt, müssen Sie das dem Gericht sagen. Es tut mir leid, wenn ich Sie dazu zwinge, aber hier geht es um Mord. Eine Frau hat das Leben verloren, noch dazu auf barbarische Weise. Eine andere ist angeklagt, sie ermordet zu haben, und im Falle eines Schuldspruchs wird sie mit Sicherheit das ihre verlieren. Da können wir uns nicht den Luxus erlauben, irgendwelche Leute auf Kosten der Wahrheit zu schonen.«
    Mit ungeheurer Mühe hob Amity den Kopf. »Er deutete mir gegenüber an, er hätte Bedürfnisse, die zu erfüllen seine Frau nicht gewillt sei, und dass er darum eine andere Frau aufsuche.« Sie sprach diese Worte klar und deutlich aus und wirkte dabei, als fügte sie sich selbst Messerstiche zu. »Der Druck, so leben zu müssen, wie es der Vision seiner Frau von ihm als perfektem Mann entsprach, wurde für ihn immer unerträglicher.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich wünschte, Sie hätten mich nicht gezwungen, das zu sagen. Aber es ist die Wahrheit. Man hätte es mit ihm sterben lassen sollen.« Tränen strömten über ihre Wangen.
    »Ich wünschte, das wäre möglich gewesen«, murmelte Coniston betroffen. »Diese andere Frau, von der Sie sprechen, wussten Sie, wer das war? Erwähnte Ihr Bruder ihren Namen oder irgendetwas anderes über sie? Zum Beispiel, wo sie lebte?«
    »Er sagte, dass sie Zenia hieß. Wo sie lebte, sagte er nicht, zumindest mir nicht.« Die Möglichkeit, dass er es jemand anderem offenbart haben könnte, ließ sie feinsinnig anklingen.
    »Zenia?«, wiederholte Coniston. »Sind Sie sicher?«
    Amity stand steif da. »Ja. Ich habe seitdem nie wieder von jemandem dieses Namens gehört.«
    »Und war diese … Lösung seiner Frau, Dinah Lambourn, bekannt?«
    »Mir wurde gesagt, dass sie es erfahren hatte.«
    »Wie erfuhr sie es?«
    »Das weiß ich nicht. Joel sprach nicht darüber.«
    »Äußerte er sich darüber, wann sie es erfuhr?«
    »Nein. Zumindest nicht mir gegenüber.«
    »Danke, Mrs Herne. Noch einmal: Ich bedaure zutiefst, dass ich dieses quälende Thema ansprechen musste, aber die Umstände haben mir keine Wahl gelassen.« Er wandte sich an Rathbone. »Ihre Zeugin, Sir Oliver.«
    Rathbone dankte ihm und erhob sich langsam. Gemessenen Schrittes ging er über die freie Fläche auf den Zeugenstand zu. In seinem Rücken spürte er die Blicke der Geschworenen. Sie belauerten ihn, sofort bereit, ihm die Schuld zu geben, falls er Amity gegenüber die geringste Gefühllosigkeit zeigte. Sie waren von Natur aus gegen ihn eingenommen, weil er eine Frau verteidigte, der ein bestialisches Verbrechen zur Last gelegt wurde. Und jetzt kam erschwerend hinzu, dass er im Begriff war, spitzfindige, grausame Fragen zu stellen, als wären ihre Trauer und nur allzu verständliche Verlegenheit nicht schon schlimm genug.
    »Sie haben bereits Unsägliches erlitten, Mrs Herne«, begann er in sanftem Ton. »Ich bewundere Sie für Ihre Aufrichtigkeit hinsichtlich der … Vorlieben Ihres Bruders. Das kann Ihnen nicht leichtgefallen sein. Standen Sie und Ihr Bruder einander sehr nahe?« Er wusste die Antwort bereits, da ihm Monk von ihrer Vernehmung berichtet hatte.
    Amity blinzelte. In diesem Moment erkannte er, dass sie eine Lüge erwog, sich aber dagegen entschied, als ihre

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