Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

unterstützen und ihr, soweit er das konnte, Trost zuzusprechen. Und das tat er, obwohl sie früher unter einer verheerenden Opiumsucht gelitten hatte und in einen Wahnsinn abgeglitten war, aus dem er ihr herausgeholfen hatte.«
    Jetzt erkannte er, wie plötzlich Anteilnahme und Zorn in Gladstones Augen traten. »Die Sucht nach Opium gehört zu den schlimmsten Flüchen unserer Zeit«, sagte der Premierminister leise. »Und dennoch können wir nicht auf das Gute verzichten, das es bei all den Opfern quälender Schmerzen bewirkt. So wahr uns Gott helfe, wir müssen sorgfältig abwägen, was wir mit dem Arzneimittelgesetz anrichten.«
    Hastig kehrte Rathbone zu seinem Thema zurück. »Dinah Lambourn hat sich hinsichtlich Zenia Gadneys Tod absichtlich selbst belastet. Als die Polizei sie verhörte, verwickelte sie sich bewusst in Widersprüche, weil es ihr Wunsch war, in einem aufsehenerregenden Mordfall vor Gericht zu stehen …«
    »Warum?«, rief Gladstone fassungslos. Für einen Moment fiel sein zerklüftetes Gesicht in sich zusammen, während er versuchte, aus alldem schlau zu werden.
    »Um die Studie ihres Mannes über die medizinischen Fakten bei den durch Opium herbeigeführten Todesfällen in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken«, erklärte Rathbone, wobei er die Worte »ihres Mannes« bewusst verwendete. »Insbesondere bei Kindern. Er hatte seine Erhebung der Regierung vorgelegt, doch dort hatte man sie als fehlerhaft zurückgewiesen und später seinen Ruf mit der Bezichtigung geschädigt, er hätte sich das Leben genommen.«
    »Ich erinnere mich.« Gladstone schüttelte betrübt den Kopf. »Eine in tiefer Verzweiflung begangene Sünde. Armer Mann.«
    »Mit Verlaub, Sir«, widersprach ihm Rathbone mit der gebotenen Höflichkeit, »allmählich neige ich zu der Auffassung, dass Dinah Lambourn recht hat und es sich tatsächlich um einen sehr raffiniert inszenierten Mord handelt.« Er wandte sich zu Monk um, damit dieser das näher erklärte.
    Monk griff bereitwillig den Faden auf. »Zunächst sprach wirklich alles für Selbstmord, Sir. Doch als der für die Untersuchung verantwortliche Inspector das genauer überprüfen wollte, wurde ihm der Fall von Regierungsbeamten aus der Hand genommen, die behaupteten, aus Gründen der Loyalität und Diskretion im besten Interesse von Lambourns Angehörigen zu handeln. Zu Dinah Lambourn als Hauptverdächtiger wiederum führten mich bestimmte Spuren bei der Mordsache Zenia Gadney. Als ich sie verhörte, bestritt sie leidenschaftlich, dass ihr Mann Selbstmord begangen habe und seine Untersuchung fehlerhaft gewesen sei.«
    Monk sprach hastig, um zu verhindern, dass er unterbrochen wurde. Doch dann fiel Rathbone auf, dass er seinen Redefluss bewusst verlangsamte.
    »Sie erklärte, man habe ihren Mann ermordet und es wie einen Selbstmord aussehen lassen, um ihn zu diskreditieren. Der Gerechtigkeit halber war ich verpflichtet, ihre Angaben zu überprüfen, und stieß dabei auf mehrere Ungereimtheiten in der Version der mit der Sache betrauten Beamten. Ich kann Ihnen sämtliche Details schildern, Sir, wenn Sie das möchten, aber ein auffälliges Beispiel ist die Tatsache, dass in seiner Nähe weder ein Messer noch eine Klinge gefunden wurden.«
    Rathbone, der Gladstones Mienenspiel scharf beobachtete, erkannte darin gesteigertes Interesse.
    »Glauben Sie denn, dass er ermordet wurde, Sir?«, fragte der Premierminister.
    »Ja, Mr Gladstone«, antwortete Monk wie aus der Pistole geschossen. »Ich glaube, dass in bestimmten Kreisen das Interesse bestand, Lambourn und später die arme Zenia Gadney zu töten, um auf diese Weise die Schuld auf Dinah Lambourn zu wälzen und sie mundtot zu machen. So kann die ganze Untersuchung über die Gefahren des Opiums unter den Teppich gekehrt werden.«
    »Welches Interesse genau?«, wollte Gladstone wissen.
    »Das weiß ich nicht, Sir«, gestand Monk. »Es ist uns nicht gelungen, Kopien von Dr. Lambourns Arbeit zu finden, obwohl wir sein Haus und dasjenige von Mrs Gadney gründlich durchsucht haben. Darum ist uns unbekannt, welche Informationen oder Schlüsse daraus hervorgingen oder wessen Interessen er geschadet haben könnte.«
    »Ihr Argument steht auf tönernen Füßen, Commander Monk«, stieß Gladstone grimmig hervor. »Was wünschen Sie sich nun von mir?«
    Monk holte tief Luft. Er hatte viel zu gewinnen – oder zu verlieren. »Eine Zusammenfassung des Inhalts des geplanten Gesetzes und sämtliche Briefe und Notizen, die Lambourn seinen