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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wartete. Sofort legte er die Feder beiseite, verschloss das Tintenfass und trat in die Vorhalle, um Monk zu empfangen.
    Monk kam ihm bereits entgegen. Er wirkte ernst, angespannt und leicht atemlos, als wäre er gelaufen.
    »Was ist los?«, fragte Rathbone, ohne sich mit den üblichen höflichen Floskeln abzugeben.
    Monk war nicht minder direkt. »Sie hatten recht. Sie hat gelogen oder zumindest die Wahrheit unterschlagen.«
    Rathbone sackte der Magen nach unten. Mit einem Mal begriff er, wie sehr er sich gewünscht hatte, dass sich Dinahs Unschuld herausstellen würde, und dass er auf diesen Schlag in keiner Weise vorbereitet gewesen war.
    »An Lambourn war überhaupt nichts faul«, fuhr Monk fort. »Keine sonderbaren Vorlieben, soweit ich das beurteilen kann. Mehr noch, bis auf eine Ausnahme war er in jeder Hinsicht ein höchst ehrenwerter Mann und leistete mehr, als er hätte tun müssen.«
    Rathbone überwand sich. »Und die Ausnahme?«
    »Er ließ sich nie von seiner Frau scheiden, um Dinah heiraten zu können. Dinah muss einverstanden gewesen sein, denn eine Ehe zwischen ihr und Lambourn ist in keinem Register eingetragen.«
    »Wie … wie … meinen Sie das?«, stammelte Rathbone verständnislos.
    »Seine einzige offizielle Ehe war die mit Zenia Gadney. Genauer gesagt: mit Zenia Lambourn, wie sie von da an hieß. Deshalb hat er sie aus Loyalität und Mitleid unterstützt. Anscheinend war sie eine Zeit lang wegen einer schmerzhaften Verletzung süchtig nach Opium. Falls Dinah überhaupt in die Copenhagen Place ging, dann ist es gut möglich, dass sie die Zahlungen fortführte. Wenn sie den ersten Monat nach Joels Tod ausließ, könnte das an ihrem Kummer gelegen haben oder an Schwierigkeiten, das Geld von der Bank zu bekommen, solange sein Testament nicht offiziell bestätigt war.«
    Rathbones Erleichterung äußerte sich in einem Wutausbruch. »Warum, zum Henker, stehen Sie mit einer Leichenbittermiene herum? Himmelherrgott, das bedeutet, dass sie unschuldig ist! Sie hat kein Motiv!«
    »Natürlich hat sie eines!«, blaffte Monk, Zornesröte im Gesicht. »Mit Lambourns Tod hat sie alles verloren! Zenia war die Witwe, und das Erbe ist ganz offenbar beträchtlich.«
    Hektisch versuchte Rathbone, aus diesem Gewirr einen Sinn und einen Rettungsanker zu bergen. »Wusste sie darüber Bescheid?«, fragte er.
    »Sie muss gewusst haben, dass er ein erhebliches Vermögen hatte«, antwortete Monk. »Und ihr war selbstverständlich klar, dass sie nicht mit Lambourn verheiratet war. Was immer sie für sich selbst wünschte – oder nicht –, sie benötigt Geld, um für ihre Töchter zu sorgen. Die eigentliche Frage ist wohl eher: Wusste sie überhaupt, was in seinem Testament stand?«
    »Wissen Sie es?«, fragte Rathbone eilig.
    »Ja. Nach ein paar kleineren Legaten geht der Großteil seines Vermögens an seine zwei Töchter, Adah und Marianne.«
    »Verflucht noch mal, Monk! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Weil mir nicht klar ist, ob Dinah das wusste. Das hängt davon ab, ob er sie darüber aufgeklärt hat. Laut dem Notar war sie vom Testament nicht betroffen. Ob er Lambourn gefragt hat, was er da machte und warum er das Geld nicht seiner Witwe hinterlassen wollte, hat er mir nicht verraten.«
    Rathbone ließ sich auf das weiche Polster seines Sessels fallen. »Fassen wir zusammen: Lambourn unterhielt keine Geliebte oder Hure, er unterstützte seine Gemahlin, während er mit der Frau zusammenlebte, die er liebte – und die jetzt bereitwillig den Tod durch den Strick riskiert, nur um seinen Ruf als Wissenschaftler vor dem Vorwurf der Inkompetenz und seinen Namen vor dem Makel des Selbstmords zu retten.«
    Monk ließ sich auf dem Sessel gegenüber Rathbone nieder. »Hinzu kommt, dass Amity Herne im Zeugenstand bewusst gelogen hat, um ihren Bruder vor dem Gericht als Scharlatan hinzustellen, der sich wegen seines beruflichen Versagens und seiner perversen sexuellen Vorlieben umgebracht habe. Aber das hat nichts mit dem Ziel des Prozesses zu tun: der Überführung der Person, der zur Last gelegt wird, die Frau, mit der er sie betrogen hat, ermordet und zerstückelt zu haben! Das wirft natürlich die Frage auf, worum es bei diesem bluttriefenden Alptraum wirklich geht. Ist es tatsächlich Opium und das Recht, es ungehindert von den Einschränkungen durch das geplante Arzneimittelgesetz zu importieren und mit ungeheuren Profiten zu verkaufen?«
    »Dinah hat also recht«, schloss Rathbone. »Jemand mit einem

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