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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Hester. »Er kümmerte sich doch um verzweifelte Mütter, die Kinder verloren hatten: einfache Leute, die nie weiter als ein paar Meilen von ihrem Zuhause entfernt gewesen waren.«
    »Das weiß ich nicht.« Doulting seufzte müde. »Ich weiß weder, wo er überall war, noch, mit wem er sonst noch alles sprach. Wahrscheinlich hatte er es zufällig von alten Soldaten erfahren. Er hat sich nie dazu geäußert.«
    »Alte Soldaten?«, fragte Hester.
    Ein trauriges Lächeln flackerte über Doultings Lippen. »Veteranen aus dem Krimkrieg und den Opiumkriegen. Männer mit Verwundungen, die ihnen ihr Leben lang Schmerzen bereiten werden. Sie nehmen Opium, damit sie in den Nächten nicht von ihren alptraumhaften Erinnerungen verfolgt werden. Andere brauchen es, um Fieberanfälle, Schüttelfrost oder Malariakrämpfe abzuschwächen oder um gegen die Symptome von Krankheiten Abhilfe zu schaffen, deren Namen sie gar nicht kennen.«
    Hester kam sich dumm vor, weil sie nicht selbst daran gedacht hatte. Sie hatte sich einfach zu einseitig auf Lambourns Studie über die Kindersterblichkeit konzentriert. Aber vielleicht hatte er dieses Problem deshalb in den Vordergrund gerückt, um von den anderen Dingen abzulenken, über die er gestolpert war und die, wie er wusste, nie als Tatsachen anerkannt würden.
    »Sie werden Dinah Lambourn mit einer Aussage zu diesem Thema nicht retten können«, murmelte Doulting ohne jede Hoffnung. »Das Gericht wird das nicht zulassen. Wir Briten werden nicht zugeben, welchen Schaden wir mit dem Opium angerichtet haben, weil wir es waren, die damit gehandelt und es an eine ganze Nation verkauft haben. Wir haben Zivilisten überfallen, ausgeraubt und ermordet, wir haben die Männer, Frauen und Kinder eines Volkes vergiftet, das militärisch zu rückständig war, um Widerstand leisten zu können. Wir sind Barbaren, wir alle – diejenigen, die das getan haben, und wir anderen, die wir es jetzt vorziehen, uns nicht dazu zu bekennen.« Er stieß einen leisen Seufzer aus. »Es ist ja so viel einfacher zu behaupten, das sei doch harmlos, und Andersdenkende als Verräter anzuprangern, sie zum Schweigen zu bringen und dann einfach weiterzumachen wie zuvor. Wenn wir es zugeben, müssen wir Schadenersatz leisten und unsere Profite zurückerstatten. Sehen Sie irgendjemanden, der dazu bereit wäre?«
    Darauf fiel Hester keine Antwort ein. »Es ist immer noch Zeit, den wahren Täter zu finden!«, rief sie. »Jemand hat wegen dieser Angelegenheit erst Joel Lambourn und später Zenia Gadney umgebracht.«
    »Aber wem ist geholfen, wenn wir das beweisen?«
    »Mir geht es im Moment nur darum, Dinah vor dem Galgen zu retten«, erklärte Hester.
    »Und Sie glauben, dass wir weiterkommen, wenn wir wissen, was Lambourn entdeckt hat?« Doulting lächelte, doch in seinen Augen fehlte jede Zuversicht.
    »Doch! Es ist möglich!«, beharrte sie. »Zumindest wird dann den Geschworenen vor Augen geführt, dass hinter diesem Fall sehr viel mehr steckt als nur Eifersucht. Dinah hat fünfzehn Jahre lang in dem Wissen um Zenia Gadney gelebt. Was, um alles auf der Welt, hätte sie davon, wenn sie sie ausgerechnet jetzt umbrächte, da Joel tot ist?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sind Menschen, die solche Morde begehen, immer vernünftig?« Er stellte die Frage in sanftem Ton, als könnte er ihr damit die Schärfe nehmen.
    Hester wusste keine Antwort darauf. Aber nicht nur das bedrückte sie. Noch war die Frage nach Lambourns Vermögen ungeklärt, und die Möglichkeit stand im Raum, dass Zenia jederzeit hätte beweisen können, dass nicht Dinah seine gesetzmäßige Witwe war, sondern sie. Hätte sie das getan? Lambourn hatte sich aus freien Stücken um sie gekümmert und sie finanziell versorgt. Nie hatte er ihr einfach nur das Geld geschickt, sondern er hatte sie besucht und mit ihr gesprochen. Hätte sie nach alldem noch versucht, seine Kinder zu enterben?
    Oder war Dinah nicht bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen? Der Staatsanwalt konnte sich genau darauf berufen. Außerdem war Zenia auf so grauenhafte Weise gestorben, dass es sehr schwer sein würde, sie als etwas anderes als das Opfer darzustellen.
    Statt auf Doultings Frage einzugehen, wechselte Hester das Thema. »Wo finde ich die Soldaten, mit denen er in Kontakt stand? Ich könnte sie natürlich selbst suchen, aber ich kann es mir nicht leisten, Zeit zu verlieren.«
    »Ich schreibe Ihnen alles auf, was ich weiß«, bot Doulting ihr an. »Danach muss ich aber zu meiner Arbeit

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